Cold Belt - Band 1 - Feuerblut (German Edition)
spielte sogar Carsey selbst auf dem Klavier? Nein, eher nicht. Alles, was sie von ihm wusste, war, dass er gerne schrieb und Bücher las. Aber dass er ein Instrument spielte, hatte er nie erwähnt.
Mit den Gedanken bei Carsey bemerkte sie nicht, wie das Klavierspiel plötzlich mitten im Stück stoppte.
„ Was tust du hier?“, rief eine ihr bekannte Stimme direkt hinter ihr.
Lilly schreckte zusammen, drehte sich hastig herum und fuchtelte mit ihrer Taschenlampe. Doch dort war niemand. Sie leuchtete auf den Boden, durch die Luft, entdeckte aber keinen.
„ Du darfst nicht hier sein!“
„ Wer ist da?!“ Lilly hörte diese Stimme erneut hinter sich, drehte sich wieder herum, doch blickte ins Leere.
„ Geh‘ wieder!“
Diese Stimme kam ihr so bekannt vor, auch wenn sie durch Wut verzerrt klang.
„ Nein. Bist du ein Vampir? Zeig dich ... Ich will dich sehen!“ Noch immer fuchtelte sie mit ihrer Taschenlampe herum, versuchte, denjenigen zu entdecken, der sie verscheuchen wollte. Doch er antwortete ihr nicht mehr.
„ Ich kenne dich ... Mir kommt deine Stimme so bekannt vor.“ Was nicht sein konnte, da Vampire nicht außerhalb der Cold Belts herumlaufen durften. Außer sie trugen eine gut sichtbare Marke.
„ Es wäre besser für dich, zurückzugehen.“ Seine Stimme klang ruhiger. Beinahe besorgt, aber dennoch bestimmt.
„ Ich ... Ich bin kein Vampir. Ich bin ein Mensch.“ Lilly leuchtete noch immer umher. Doch das Einzige, was sie sah, waren die Häuser, in denen teilweise Licht brannte.
„ Als ob ich das nicht gerochen hätte“, lachend huschte die Stimme eines jungen Mannes um Lilly herum. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe, dachte angestrengt nach, woher sie seine Stimme kannte. War sie nur einer ähnlich, die sie mal gehört hatte? Oder traute sich wahrhaftig ein Vampir, ohne Marke unter den Menschen zu wandeln?
„ Der Warm Shelter funktioniert nicht. Ich konnte hindurchlaufen ... Aber ... aber bitte bleib‘ hier drin!“ Nicht, dass die Vampire alle flüchten würden, nur weil sie sich verplappert hatte.
„ Das sehe ich auch. Kluges Mädchen.“
„ Jetzt zeig‘ dich endlich!“ Diese Stimme machte sie noch irre.
„ Dann dreh‘ dich doch um.“ Amüsiert über ihr ängstliches Verhalten saß er lässig auf dem Holzgeländer seiner Veranda, lehnte sich an einen Stützbalken. Da er sich im Schatten befand, erkannte Lilly sein Gesicht nicht. Aber sie war erleichtert, dass sie ihn wenigstens erahnen konnte. Sie riss ihre Hände hoch und wollte mit ihrer Taschenlampe in sein Gesicht leuchten, doch sie war verschwunden.
„ Suchst du die hier?“ Er spielte mit der Taschenlampe, legte sie beiseite.
„ Ganz schön mutig von dir, trotz deiner Todesangst in ein Cold Belt zu gehen. Hast du keine Angst, dass ich dich töten könnte? Oder dich in eine Vampirlady verwandle?“, fragte er frei heraus.
Lilly stand etwa fünfzehn Schritte von ihm entfernt. Ihr Kiefer hatte sich versteift und mit zittrigen Knien versuchte sie, weiter aufrecht zu stehen.
Der junge Mann hob seine Hand und es sah für Lilly so aus, als ob er eine Pistole in seinen Händen hielt. Starr vor Angst blickte sie auf seine Hand, die im nächsten Moment in Flammen aufging. Noch bevor sie etwas sagen konnte, formte sich die Flamme und schwebte elegant über seinem Zeigefinger. Ein Feuerzeug oder ein Streichholz hatte er aber nicht.
„ Caleb?“ Das hier konnte doch nur ein schlechter Traum sein. Ungläubig starrte sie in sein Gesicht, das durch die Flamme auf seiner Fingerspitze sichtbar wurde.
„ Du kannst kein Vampir sein.“ Kopfschüttelnd wich sie vor ihm zurück, umklammerte sich, als ob sie frieren würde.
„ Nicht? Mhh …“ Caleb überlegte, lächelte sie dann an, wobei Lilly sich nicht sicher war, ob sie sich vor diesem Lächeln fürchten sollte oder nicht.
„ Mal sehen … Ich lebe hier. Kann dich trotz der Dunkelheit klar und deutlich erkennen. Habe dich von Weitem gehört und gerochen. Oh! Ja … Diese kleine Flamme hier? Ein Zaubertrick? Vielleicht. Aber wie wahrscheinlich ist das für dich?“ Er schloss seine Hand zu einer Faust zusammen und die Flamme erlosch.
Nun stand Lilly wieder in der Dunkelheit. Sie fühlte sich wie ein verletztes Lamm, das sich mit letzter Kraft auf das Feld geschleppt hatte. Vor sich einen hungrigen Wolf wissend, der sie jederzeit fressen könnte.
„ Ich verstehe dich nicht. Du scheinst furchtbare Angst vor mir zu haben. Dennoch bist du hier. Warum?“
Plötzlich
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