Cold Belt - Band 1 - Feuerblut (German Edition)
Telekinese. Hat Caleb dir noch nichts davon erzählt? Wie unhöflich, Caleb! So geht das nicht. Erst einen Menschen ins Cold Belt einschleusen und ihr dann noch nicht einmal von uns erzählen?“, schnippisch spannte sie Daumen und Zeigefinger, schnipste Caleb gegen seinen Oberarm, der sich davon jedoch nicht beeindrucken ließ.
„ Sie geht gleich wieder. Da war keine Zeit für eine Vorstellungsrunde.“
Caleb schien sie nicht zu mögen. Gruuve jedoch machte einen freundlichen Eindruck. Unbesonnen schritt sie barfuß durch sein Zimmer, öffnete mit einer weiteren grazilen Handbewegung die Fenster, so dass frische Luft hineinströmen konnte. Der Schmuck an ihrem Körper klimperte bei jeder Bewegung.
„ Wie heißt du, Kleines?“ Gruuve setzte sich auf das Klavier. Sofort versuchte Caleb, sie von dort wieder herunter zu bekommen.
„ Lass‘ das. Wolltest du nicht zur Versammlung gehen? Die warten sicher auf dich.“ Dass Gruuve ihn nun störte, gefiel ihm gar nicht. Lilly kicherte und stand ebenfalls auf.
„ Ich wollte nicht stören. Es tut mir leid. Bringst du mich bitte nach Hause?“ Höchstwahrscheinlich war das alles eh nur ein Traum. Auf der anderen Seite könnte sie dann doch auch noch Carsey sehen und sich bei ihm für den tollen Roman bedanken.
Die kleinen Flammen der Kerzen loderten bedrohlich auf, so dass Gruuve sich Richtung Tür bewegte.
„ Schon gut.“ Zwinkernd küsste sie ihre Fingerspitzen und hauchte einen Luftkuss in Calebs Richtung.
„ Ich sage kein Wort. Aber ihr Geruch ist überall. Es wird nicht lange dauern, bis die anderen Wind davon bekommen.“ Lachend öffnete sie die Tür, schien sich dabei über ihren Wortwitz sehr zu amüsieren.
„ Ich mag sie.“
Caleb verengte seinen Blick, hob spöttisch seine Augenbrauen.
„ Gruuve? Sie ist ... gewöhnungsbedürftig. Aber sie gehört zu uns Lapiz, wie ich auch. Sie ist ungefährlich.“ Auch Caleb ging zur Tür, wollte hinausgehen. Lilly folgte ihm, lief dann aber zurück zu dem Himmelbett, wo sie die Decke ordentlich gefaltet darauflegte.
Caleb beobachtete schmunzelnd diese Situation, dann ging er voraus und sah sich auf der Veranda um.
„ Ist Carsey in einem der anderen Häuser?“ Sie hatte sich hinter Caleb gestellt und lugte an ihm vorbei, blickte auf die anderen Häuser, in denen ebenfalls Licht brannte.
„ Ja. Bist du ein Fan? Bist du deswegen hier?“ Nun war es Lilly, die glaubte zu riechen, wie Caleb sich fühlte. Auch wenn es ihrer weiblichen Intuition zuzuschreiben war und nicht etwa ihrem Geruchssinn.
„ Eifersüchtig?“ Lachend ging sie an ihm vorbei, schaute sich genauer um, bis Caleb ihre Hand ergriff und sie wieder auf die Veranda zog.
„ Sicher nicht. Carsey ist unser Anführer. Aber ich sehe nun mal besser aus als er.“ Selbstsicher grinste er Lilly entgegen, die ungläubig zu ihm sah, bevor sie anfing zu lachen.
„ Was ... ist daran so lustig?“ Legte sich dieses Menschenmädchen etwa mit ihm an? Hatte sie plötzlich gar keine Angst mehr?
„ Du bist ... irgendwie nicht so, wie ich mir einen Vampir vorgestellt habe. Also, wenn ich wirklich leibhaftig einem begegnen würde. Du bist so ... mhh, wie soll ich es sagen … menschlich?“, stellte Lilly bewundernd fest, erfühlte dabei zugleich seinen Arm, als sei er ein antikes Kunstwerk, das sie unbedingt anfassen musste.
„ Ich bin auch noch nicht lange tot.“ Er drehte sich von Lilly weg, ging von der Veranda herunter und in Richtung der Stelle, wo er sie aufgegabelt hatte. Vorsichtig folgte sie ihm, spürte aber, dass Caleb seinen Satz ernst gemeint hat. Es schwang sehr viel Trauer mit. Endgültigkeit.
„ Du lebst doch noch. Ich meine, du bist hier. Kannst mit mir reden. Mir ein Klavierstück vorspielen. Tanzen.“ Sie lief ihm nach und rannte beinahe in ihn hinein, als er plötzlich stehen blieb und sich stürmisch zu ihr herumdrehte.
„ Aber mein Herz schlägt nicht mehr. Ich bin kalt. Eiskalt!“ Seine Augen hatten wieder die Farbe von Eis angenommen. Kalt und unnahbar, so dass Lilly erschauerte.
„ Es tut mir leid.“
Nach einem tiefen Seufzer färbten sich seine Augen wieder braun. Er sah Lilly freundlich an und reichte ihr seine Hand, die Lilly zögernd ergriff, dann aber wieder wegzog.
„ Ich wollte dir keine Angst machen. Es ist nur so, dass ich noch nicht lange ein Vampir bin. Auch für mich ist es ungewohnt, nicht zu altern. Nicht mehr zu schlafen. Keine Träume mehr zu haben. Zu wissen, dass ich niemals ein normales Leben
Weitere Kostenlose Bücher