Cold Belt - Band 1 - Feuerblut (German Edition)
erkennbare Furcht vor ihm stand, als versuche sie, ihm die Stirn zu bieten.
„ Du warst in dem Sonnenstudio. Du warst in der Disco. Du …“, dabei hob sie mahnend ihren Zeigefinger, mit dem sie vor Calebs Nase herumfuchtelte. Dieser hob erstaunt beide Augenbrauen.
„ Du warst bereits zweimal außerhalb des Cold Belts. Ohne Genehmigung. Wie hast du das gemacht, ohne dass der Alarm losging?“ Als sie das sagte, erschreckte sie sich vor ihrer Erkenntnis.
„ Geht der Warm Shelter hier etwa öfters kaputt?“ Oder gab es ein Abkommen mit dem hiesigen Vampire Police Department? Irritiert über ihre verworrenen Gedankengänge, lehnte sie sich gegen die Fensterbank, ließ Caleb aber nicht aus den Augen, der sie nur amüsiert betrachtete. Ihre Augen huschten über Calebs Körper. Er trug ein dunkelgrünes Satinhemd und die gleichen Lederbänder wie damals in der Disco. Calebs Lächeln wurde immer breiter. Wissend schaute er auf sie herab.
„ Was?“ schrillte Lilly, blickte mit einer Mischung aus Wut und Entsetzen zu Caleb, der die Sache ihrer Meinung nach viel zu locker nahm.
„ Du stehst auf mich.“ Selbstsicher lehnte er sich an die Wand, schaute sich sein potenzielles Opfer genauer an. Seine grünen Augen ließen Lilly keine Möglichkeit, ihnen zu entrinnen.
„ Was?!“ Entsetzt wich Lilly vor ihm zurück. Irgendwie fühlte sie sich ertappt. Aber das würde sie ihm nicht unter die Nase reiben.
„ Ich kann es riechen.“ Caleb kam näher, fixierte ihre Augen, die unsicher hin und her huschten.
„ Unsinn! So etwas kann man nicht riechen!“ Oder doch? Dieser junge Mann irritierte sie. Lilly fand ihn attraktiv. Er sah gut aus und hatte eine warme Stimme, die ihre Beine zum Zittern brachte.
„ Kannst du das mit Sicherheit sagen?“ Caleb schien sie fressen zu wollen, denn so, wie er sie ansah, glaubte Lilly, einem Raubtier gegenüberzustehen. Sie schluckte, öffnete ihren Mund, um ihm Konter zu geben, doch ihr fiel nichts auf seine freche verbale Attacke ein.
„ Also: Es gibt einen Weg hier raus. Den zeige ich dir aber nur, wenn du mir versprichst, mich nicht zu verraten. Tust du es doch ... Ich finde dich, egal wo.“ Noch immer lehnte er lässig an der Wand. Ihm konnte sie niemals die Stirn bieten. Nicht körperlich und erst recht nicht in seinem Revier.
„ Einverstanden. Dann sagst du mir aber im Gegenzug, warum ich dich beinahe jede Nacht Klavier spielen gehört habe.“ Sie deutete auf das schwarze Klavier in der Raummitte. Es war alt und abgenutzt, war übersät von Kratzern und Rissen.
„ So laut kann ich nicht gespielt haben, dass du es durch den Warm Shelter hättest hören können. Wir können euch zwar riechen, weil die Luft über ihnen in Bewegung ist. Aber Geräusche? Nicht von der geringen Lautstärke.“
„ Ich habe an einem Abend Violine gespielt. Als ich angefangen habe, hast du abrupt aufgehört zu spielen“, konterte Lilly und verschränkte ihre Arme, sah Caleb ernst in seine Augen. Er stockte. Seine Selbstsicherheit geriet ins Wanken, das konnte Lilly sehen, da er seine Augen verengte und nicht sofort eine Antwort für sie parat hatte.
„ Violine?“
„ Ja. Ich habe auch die Mondscheinsonate gespielt. Aber nach wenigen Tönen hast du aufgehört. Warum? Hast du mich etwa gehört?“
Caleb schaute hinaus. Der Warm Shelter hielt seine Nebelwand noch immer aufrecht. Lächelnd sah er zu ihr.
„ Dann habe ich mir das doch nicht eingebildet. Hier spielt nämlich niemand Violine. Ich bin der Einzige, der ein Instrument spielt.“ Mit sorgenvollem Blick ging er zu seinem Klavier, setzte sich auf den Hocker und streichelte über die Tasten, die ebenfalls von Kratzern überzogen waren.
„ Vielleicht gab es kurze Aussetzer am Warm Shelter? Ich kann meinen Vater bitten, das zu prüfen. Er ist ein Cop.“ Lilly untersetzte ihre letzten Worte mit einer leichten Arroganz, die Caleb durchaus vernahm.
„ Ein Vampire Police Officer? Das ist kein richtiger Cop. Die sind nur Bewacher der Cold Belts. Aber wir tun nichts. Unser Clan und die angrenzenden sind alle friedlich. Gut. Bis auf einen. Aber man hört kaum noch von ihnen.“ Er drückte eine Taste hinunter, die einen angenehmen Ton zauberte. Neugierig ging Lilly zu ihm, berührte das schwarze Klavier. Es war sauber, frei von Staub. Als sie sich in seinem Zimmer umsah, entdeckte sie nur einige Kommoden. Vasen mit frischen Blumen darin. Lilien und Amaryllien, die in ihrer Blüte standen. Das Zimmer war schlicht gehalten, mit weißen
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