Cold Belt - Band 1 - Feuerblut (German Edition)
sprang auf das nächste Hausdach. Lilly krallte sich an Calebs Schultern fest und presste ihr Gesicht in seine Nackenbeuge.
Sie durfte jetzt nicht schreien, daher biss sie fest ihre Zähne zusammen. Wenn man sie jetzt erneut hören würde, wäre ihre Mutter die Erste, die in ihr Zimmer käme, und dann feststellen würde, dass Lilly ausgeflogen war. Und warum sie nur in ihrer Schlafkleidung durch die Nacht spazierte, dafür würde Lilly dann keine Erklärung haben.
Zögerlich öffnete sie ihre Augen wieder, als sie sich in einem Sprung befanden und ihre Haare deswegen wild umher wehten. Das ängstliche Bauchkribbeln wich dem Hochgefühl eines Adrenalinstoßes und außerdem fühlte sie sich in Calebs Armen sicher und wohl.
„ Immer noch ängstlich?“, fragte er sie, als er vor einer Kirche stehen blieb.
„ Es geht.“
Lilly atmete schneller, so aufgeregt war sie. Noch immer wirbelte das Adrenalin durch ihren Körper. Als er sie absetzte, richtete Lilly ihre Haare und rückte ihre Kleidung zurecht.
„ Da möchte ich mit dir rauf.“
Lilly folgte seinem Blick hinauf auf den Kirchturm.
„ Äh …“ Da rauf?
Die Kirchturmspitze war der höchste Punkt in Harts. In jeder Himmelsrichtung gab es eine große Uhr. Die alten, schweren Metallzeiger wiesen auf altertümlichen Ziffernblättern jedem die Zeit, der zu ihnen hinaufsah. Die Glocke wurde von einem Spitzdach vor Wind und Wetter geschützt.
„ Es gibt eine Treppe und eine Tür im Boden, wenn man zu der Glocke will. Da oben gibt es ein Geländer und eine Bank. Früher war ich oft hier.“
Etwas Melancholie schwang in seinen Worten mit und Lilly fragte sich, warum Caleb damals wohl so oft hier gewesen war oder mit wem?
„ Willst du den normalen Weg gehen? Oder soll ich dich hinauf bringen?“
„ Mit normal meinst du sicher die Treppe?“
Lilly ergriff beherzt Calebs Hand und grinste frech.
„ Dieses Mal nehmen wir beide den normalen Weg!“, legte sie fest.
Caleb zeigte sich davon nicht sehr begeistert, ließ sich aber in die Kirche ziehen und folgte ihr den schmalen Treppenstieg hinauf bis zur Glocke. Die Falltür im Boden war ganz verstaubt und Lilly kämpfte mit den Spinnweben.
„ Ich hatte es dir angeboten …“
Caleb amüsierte sich über Lilly, die angewidert versuchte, die Spinnweben wieder loszuwerden.
„ Sehr witzig …“, schnaubte sie und konnte über Calebs Grinsen nicht lachen. Als er ihr jedoch half und die restlichen Spinnweben entzündete, so dass sie davon befreit war, verzieh sie ihm und lächelte dankbar.
Kapitel 10 – Tanz im Mondschein
Oben angekommen, schloss Caleb die Falltür und beobachtete Lilly, die ganz begeistert von der Aussicht war.
„ Von hier kann man alle neun Cold Belts sehen.“ Diese leuchteten schwach in der Ferne. Caleb stellte sich neben sie und legte seine Hände neben Lillys auf das Geländer. Über ihnen war das Dach der Kirchturmspitze, hinter ihnen die Glocke. Aufgeregt lief Lilly einmal um die Glocke herum, berührte diese achtungsvoll, bevor sie sich wieder neben Caleb stellte.
„ Es ist richtig schön hier. Der Himmel. Die vielen Sterne. Die Lichter von Harts.“ Das war richtig romantisch. Als ihr das bewusst wurde, schaute sie Caleb verwirrt an. Wenn es romantisch war, warum war er dann mit ihr hierhergekommen?
„ Und hier oben soll ich dir deinen Traum erzählen?“, fragte Lilly zögerlich.
„ Nicht so ganz.“ Caleb atmete tief durch und blickte in die Ferne, klammerte sich an dem Geländer fest.
„ Das hier ist schon mein Traum“, fügte er noch hinzu, was Lilly nun vollkommen irritierte.
Es war sein Traum, hier auf dem Kirchturm zu stehen? Lilly verstand nicht, was Caleb damit meinen könnte. Dennoch breitete sich in ihr ein angenehmes Gefühl aus, als sie ihn von Nahem betrachtete.
„ Wie meinst du das?“
„ Hier mit dir zu stehen. Das ist wie ein Traum“, hauchte Caleb, sah Lilly dann wieder an, die glaubte, einen dicken Kloß im Hals zu haben, den sie einfach nicht hinunterschlucken konnte.
„ Ich meine … das ist ja fast wie ein Date. Du und ich, hier oben. Ganz alleine.“
Das verschlug Lilly nun doch die Sprache. Auch wenn es sie schmeichelte und ihr Herz so schnell klopfte, dass sie glaubte, einen Marathon zu laufen, störte sie etwas.
„ Fast. Du warst doch gestern so kühl zu mir. Als wir beide bei Carsey waren, hast du alles versucht, um mich loszuwerden. Und
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