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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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Ich habe genug von diesen … Blicken, mit denen du mich immer dazu bringst, dass ich tue, was du willst! Jetzt mache ich mal, was ich will!« Und damit stieß Onkel Buddy die Kräuterzigarette in eine Schüssel Keksteig. Er drehte meinem Vater den Rücken zu, stürmte aus der Backstube und rief noch: »Dieses Mal geht es um mich!«
    Mein Vater seufzte, nachdem er meiner Mutter das ganze merkwürdige Gespräch geschildert hatte, und sie klopfte ihm auf die Schulter. Ich schlich mich leise ins Wohnzimmer und war mehr als nur ein wenig beunruhigt von dem, was ich erfahren hatte. Meine Eltern hatten mir immer vermittelt, dass man die besten Informationen erhielt, wenn man still zuhörte, und auch wenn mir das alles nicht gefiel, so war mir doch klar, dass diese Angelegenheit von großer Bedeutung war. In den folgenden Tagen nutzte ich also jede Möglichkeit, ihren Gesprächen ungesehen zu lauschen, und bekam dabei mit, wie mein Vater meiner Mutter traurig davon erzählte, dass er und Onkel Buddy nun jeden Tag genau wie früher Seite an Seite arbeiteten, aber nur noch über die Arbeit sprachen. Es wurde nicht mehr geflachst wie früher, es wurden keine Witze mehr gemacht, und sie hatten auch ihre private Sprache verloren, wie Brüder sie miteinander entwickeln – Ausdrücke, die für sie eine gewisse Bedeutung hatten, die andere nicht verstanden, Pointen, die sie zum Lachen brachten, weil sie ihren gemeinsamen Erinnerungsschatz berührten, kleine italienische Bemerkungen und blöde Geräusche. Jetzt arbeiteten sie nebeneinander wie zwei teigknetende Roboter, der eine groß und dünn, der andere klein und dick, die sich Fragen entgegenschleuderten und Antworten zuwarfen.
    Es dauerte nicht lange, und Onkel Buddy kam nicht mehr zu uns in die Balmoral Avenue.
    Auch nach seiner Hochzeit mit Greta hatte er zunächst immer noch Zeit gefunden, mit seinem Cabrio über den Bordstein zu rumpeln, die Tür zuzuschlagen und mit einem breiten Lächeln ins Haus zu schleichen.
    Nach seiner Auseinandersetzung mit meinem Vater wurde der alte rote Wagen in unserem Viertel nicht mehr gesehen.
    Mir tat es weniger weh, dass Onkel Buddy uns nicht mehr zu Hause besuchte, als dass er sich auch im Windy City nicht mehr blicken ließ. Damals brachte Willy mir gerade bei, einen linken Haken zu perfektionieren, der, wenn man es richtig machte, genau außerhalb des gegnerischen Gesichtsfelds platziert wurde und von daher kaum abzuwehren war. Willy zufolge war es der typische Schlag meines Vaters gewesen, genau der, den mein Onkel als ungeduldiger, kraftstrotzender Boxer nie kommen sah. Während ich mit Willy trainierte, behielt ich stets die Tür im Blick und hoffte so sehr, dass Onkel Buddy zu mir emporlächeln würde, wie ich gerade im Ring herumtänzelte und den richtigen Rhythmus zu finden versuchte, aber er tauchte niemals auf. Eines Nachmittags bearbeitete ich lustlos und ganz in Gedanken einen Sandsack, als Willy dessen gemächlichen Schwung stoppte und mich fragte, wo ich in letzter Zeit mit meinem Kopf war. Nun konnte ich mich nicht mehr zurückhalten – ich war gleichzeitig so traurig und wütend – und daher erzählte ich ihm, dass Onkel Buddys blöde Ehe die Beziehung zwischen ihm und meinem Vater ruiniert und damit die ganze Familie kaputt gemacht hatte. Als ich fertig war, standen mir die Tränen in den Augen. Willy musste mir die Handschuhe aufbinden, damit ich sie abwischen konnte.
    »Sara Jane«, sagte er, als er die Schnüre löste, »es ist vielleicht ein bisschen zu einfach, alles auf Buddys Frau zu schieben. Ich kenne deinen Vater und deinen Onkel schon seit langer Zeit, und das eigentliche Problem liegt zwischen ihnen beiden.«
    »Was für ein Problem?«, fragte ich und putzte mir die Nase.
    »Rivalität. Beim Boxen kann das ja durchaus etwas Gutes sein. Damit bleibt der Wettbewerb lebhaft und spannend, solange beide Seiten mitmachen. Aber wenn eine Seite die bestehende Rivalität einfach ignoriert, tja, dann ist das ein Problem. Der andere erkennt dann nämlich, dass ihn sein Rivale nicht als ernstzunehmenden Gegner betrachtet, fühlt sich beleidigt und wird wütend.«
    Ich schwieg und dachte über meinen Dad und Onkel Buddy nach, darüber, was ich von ihnen als Boxer, Bäcker und Brüder wusste. »Mein Dad wollte nicht mitmachen?«
    Willy nickte. »Vor etwa zwanzig Jahren, als Buddy deinem Vater half, sich auf den Titelkampf vorzubereiten, habe ich hier an diesen Seilen gestanden und etwas beobachtet, das ich niemals

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