Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
Vom Netzwerk:
gehorchen. Je öfter ich das miterlebte, desto sicherer war ich mir: So ein Typ Frau wollte ich niemals werden.
    Eines Tages, kurz nach der Heirat von Onkel Buddy, kam ich etwas früher von der Schule nach Hause und hörte meine Eltern im Schlafzimmer reden. Mein Vater sprach in jenem ruhigen, gemessenen Ton, den er anschlug, wenn das Gespräch allein für die Ohren meiner Mutter bestimmt war. Ich wusste, dass sie sofort zu reden aufhören würden, wenn ich ins Zimmer trat, und so blieb ich hinter einer Ecke verborgen stehen und lauschte, wie mein Vater von einer Szene berichtete, die sich an jenem Nachmittag in der Bäckerei zugetragen hatte. Offenbar hatte Onkel Buddy meinem Vater und meinem Großvater eröffnet, Greta sei der Meinung, er bräuchte einen Titel. Mein Grandpa hob die Augenbrauen und fragte: » Cosa? Un titolo? Was für einen Titel?«
    Onkel Buddy räusperte sich. »Stellvertretender Geschäftsführer und Leiter der Teig-Amalgamation.«
    Grandpa Enzo kratzte sich am Kopf und hinterließ dabei eine fingerbreite Mehlspur auf seiner Stirn. »Amalga-was?«
    »Es bedeutet Vermischung«, erklärte mein Vater.
    »Wieso sagt er das dann nicht?«
    »Weiß ich auch nicht, Papa. Wieso sagst du nicht einfach Teigmischung, Buddy?«
    Onkel Buddy zuckte die Achseln. »Greta meint, das klänge professioneller.«
    »Titel, pah !«, brummte mein Großvater. »Wir haben schon Titel! Ich bin Bäcker, du bist Bäcker, er ist Bäcker! Tre panettieri , Rispoli & Sons!« Er schlug die Handflächen aneinander – diese italienische Geste, um anzuzeigen, dass das Thema damit für ihn erledigt war. Bevor er noch etwas hinzufügen konnte, öffnete meine Großmutter die Küchentür und sagte, dass draußen ein paar Männer höflich nach Enzo dem Bäcker fragten. Lächelnd wandte Grandpa sich an Onkel Buddy und sagte: »Siehst du? Ich bin ein Bäcker!«
    Als er gegangen war, fragte mein Vater: »Wieso glaubt Greta, dass du einen Titel brauchst, Buddy?«
    Dieses Mal zuckte Onkel Buddy nicht die Achseln, sondern sagte schlicht: »Wir haben Pläne für die Zukunft. Das ist alles.«
    »Was hilft ein Titel bei diesen Zukunftsplänen?«
    »Ich muss dir doch nicht sagen, dass Papa langsam alt wird. Nicht schwach und klapprig, aber er ist nun mal kein junger Bursche mehr. Und bei seinem schlimmen Herzen weiß man doch nie.«
    »Na und?«, erwiderte mein Vater und verschränkte die Arme.
    »Deswegen hat Greta gesagt, dass ich meine Hälfte des Geschäfts schützen muss. Dass es nämlich, wenn ich einen Titel habe, für dich nicht mehr so leicht wäre … na ja, also, ich meine einfach, du könntest dann nicht so ohne Weiteres … alles übernehmen.«
    »Nun hör aber auf, Buddy«, sagte mein Dad. »Wenn etwas passiert, dann bekommst du natürlich die Hälfte des Geschäfts. Jetzt hast du ein Drittel. Wieso sollte sich das ändern?«
    Onkel Buddy hob den Daumen an die Nase wie ein Boxer, der sein Gesicht schützen will. »Greta hat mich daran erinnert, dass du der ältere Bruder bist, also der Seniorpartner. Und dann hast du natürlich auch noch Lou …«
    »Ich habe Sara Jane und Lou«, berichtigte ihn mein Vater und versuchte, nicht wütend zu klingen. »Damit das klar ist … meine Kinder werden niemals etwas mit dem Familienbetrieb zu tun haben, weder jetzt noch sonst irgendwann.«
    Onkel Buddy zog eine Kräuterzigarette hinter seinem Ohr hervor, schob sie sich zwischen die Zähne und erwiderte den Blick meines Vaters. »Woher soll ich wissen, dass du mir die Wahrheit sagst?«
    »Weil ich dein Bruder bin, Buddy. Und weil ich nicht lüge.«
    »Jeder lügt hin und wieder«, sagte Onkel Buddy und stieß einen nach Abfall riechenden Rauchschwall aus. »Wenn die Lage es erfordert.«
    »Sagt Greta das?«
    »Das sage ich. Ich bin nicht blöd, Anthony.«
    »Das habe ich auch nie geglaubt.«
    »Jeder hält mich doch für blöd. Nun, ich bin vielleicht nicht so ein Genie wie Lou oder so ein perfekter Familienvater wie du «, zischte er. »Aber eins sag ich dir: Ich bin ein sehr guter Zuhörer, und ich habe mitbekommen, was zwischen Papa und dir geflüstert wurde und was du mir schon lange vorenthalten hast. Interessante Sachen, die nicht für meine Ohren bestimmt waren.«
    Mein Vater hielt kurz inne und fragte dann: »Was für Sachen, Buddy?«
    »Das würdest du wohl gerne wissen?«, antwortete Buddy und blies meinem Vater den ekligen Rauch ins Gesicht.
    »Buddy …«, sagte mein Vater und trat einen Schritt auf ihn zu.
    »Starr mich nicht so an!

Weitere Kostenlose Bücher