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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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Kopf – albtraumhaft schwarz mit roten Augenlöchern. Kurz hielt ich erschauernd inne, bevor ich dann über ihn herfiel und meinen Fuß wie einen Vorschlaghammer benutzte. In mir brannte dasselbe Gefühl, das ich gespürt hatte, als ich Max mit Mandi tanzen sah, eine kalte, ruhige Wut, die tief in meinem Bauch brannte. Jeder Tritt war eine Abrechnung – der erste war für Harry, der nächste für Lou, für meine Mom, meinen Dad – und es erschien mir gerecht, als ob eine Schuld bezahlt würde. Es war eine seltsame Empfindung – als ich den Skimaskenmann bewusstlos trat, fühlte ich mich so sehr mit mir selbst im Einklang wie noch nie zuvor in meinem Leben. Selbst, als ich mich wieder zusammenriss und bewegungslos verharrte, keuchend und schwitzend und mit schmerzenden Beinen, geschah das nicht aus Angst, sondern aus Vorsicht. Meine Fluchtchancen verminderten sich mit jeder Sekunde, so viel war mir instinktiv klar, und ich rannte hinaus in den Regen, hob Harry auf und lief zur Garage. Mein Dad bewahrte den Reserveschlüssel für den Lincoln in einer alten Kaffeedose auf. Ich fischte ihn heraus und legte Harry behutsam auf den Rücksitz. Er blinzelte mich an und ließ dabei tatsächlich so etwas wie Dankbarkeit erkennen, vielleicht sogar Kameradschaft – zwei zürnende Seelen, die sich gegenseitig das Leben gerettet hatten, verbunden durch die Liebe, die wir für meinen Bruder empfanden. Er leckte mir die Hand, die von seinem eigenen Blut befleckt war.
    Ich sprang auf den Fahrersitz, schnallte mich an und drückte auf die Fernbedienung.
    Das Garagentor hob sich langsam und gab den Blick auf den gepflasterten Weg frei, über den das Regenwasser wie ein Sturzbach floss.
    Die schwarzen Reifen qualmten, als ich aus der Garage hinausschoss.
    Und dann raste ich in die Nacht, ohne zu wissen, wohin ich fuhr; ich wollte einfach nur weg. Mein Hals brannte und war geschwollen, meine Stirn zeigte den Abdruck von Fingerknöcheln, und Harry gab Geräusche von sich, als ob er die Lungen voller Motoröl hatte. Die Mini-Kamera lag auf dem Sitz neben mir, und durch meinen Kopf rauschte in Endlosschleife die Erkenntnis: Jemand hat versucht mich umzubringen jemand hat versucht mich umzubringen jemand hat versucht mich umzubringen . Ich überfuhr Stoppschilder und rumpelte über Bordsteine, während immer wieder Schauer über meinen Körper liefen. Irgendwie musste ich die seltsame innere Ruhe wiederfinden, die meine Haut gekühlt hatte, während ich den Irren in unserem Haus fertiggemacht hatte, sonst würde ich einen Unfall bauen. Also fuhr ich rechts an den Fahrbahnrand und hielt, stützte meinen Kopf in die Hände und atmete langsam, während die Scheibenwischer die Regentropfen wegschippten. Alles, was ich bei mir hatte, war die kleine Börse, die ich den ganzen Abend über bei mir getragen hatte und in der sich meine Monatskarte und mein Telefon befanden. Als es klingelte, sprang ich fast vom Sitz. Mit bebenden Händen zog ich es hastig hervor, drückte die Antworttaste und rief: »Mom?«
    Erst folgte eine kurze Pause, dann sagte eine Frauenstimme: »Sara Jane Rispoli.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Wer ist da?«
    »Detective Dorothy Smelt«, antwortete sie. »Von der Polizei in Chicago. Geht es Ihnen gut, Miss Rispoli?« Ihre Worte klangen gedämpft und waren schwer zu verstehen, zudem war die Verbindung schlecht und es knisterte im Hörer, was diesen Anruf nur noch unheimlicher machte.
    »Woher wissen Sie Bescheid?«, fragte ich vorsichtig.
    »Uns wurde ein Überfall gemeldet. Wo sind Sie?«
    Ich blieb still, weil ich völlig erschüttert war, und weil mich dieser Anruf auch verwirrte: Woher hatte diese Frau meine Nummer? Aber dann setzte sich die Erleichterung gegen mein Misstrauen durch, denn schließlich war das die Polizei, die dein Freund und Helfer sein sollte, und wenn jemand Hilfe brauchte, dann ich. Gerade wollte ich es ihr erzählen, als eine Bahn vorüberrumpelte. Es war zu laut, als dass ich hätte antworten können, aber das war nicht das Problem. Das Problem war vielmehr, dass ich trotz der schlechten Verbindung den Zug auch über das Telefon hörte. Ich schluckte und fragte: »Wo sind Sie ?«
    Eine Pause.
    Schweigen.
    Sie räusperte sich und erklärte dann: »In meinem Büro. Im 36. Bezirk.«
    Ein Krankenwagen fuhr mit heulender Sirene vorüber, und auch den hörte ich über das Telefon. Als ich aufsah, entdeckte ich ein Zivilfahrzeug, das auf mich zukam, während ein ebenso unauffälliger

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