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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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knurrte und schnaufte, sein Gegner aber überhaupt kein Geräusch von sich gab. Ich klemmte mir die Büste wie einen Football unter den Arm und wollte gerade die Treppe hinaufrennen, als alles stehen blieb, jegliches Geräusch und jede Bewegung aus dem Keller gesaugt wurde und sich ein paar große, raue Hände um meinen Hals schlossen. Zwei kräftige Daumen gruben sich in meinen Kehlkopf – ich fühlte, wie mir die Kehle zerquetscht wurde –, und ich konnte nichts weiter tun, außer wie eine hilflose Puppe zu zappeln. Sekunden später flammten durch den Sauerstoffmangel in meinem Gehirn orange und lila Lichter in der Dunkelheit auf. Und dann spürte ich einen heftigen, ruckartigen Aufschlag, für den Bruchteil einer Sekunde lösten sich die Hände, und ich hörte ein Knurren und ein Reißen. Ich war frei, kniete auf dem Boden, keuchte und hustete Blut.
    Harry hatte im Dunkeln irgendwas gemacht und wurde nun dafür bestraft.
    Ich kam wieder auf die Beine und schwang Frank Sinatras Kopf gegen den Kerl, der Harry trat.
    Mit einem Krachen schlug die Gipsbüste gegen seinen Schädel und zerbrach, und der Angreifer stürzte zu Boden.
    Hastig tastete ich nach der Minikamera und schnitt mich dabei an ein paar Scherben, bis ich sie endlich fand. Über unseren Köpfen grollte lauter Donner wie bei einem mächtigen Feuerwerk, und ein Blitz erhellte die Welt draußen vor dem Fenster aus Glasbausteinen. Der reglose Körper lag zwischen mir und der Treppe, und ich drehte mich in die andere Richtung und suchte nach der Tür, die vom Keller nach draußen führte. Sie war schon seit einer Ewigkeit von draußen verschlossen, aber in mir pulsierte das Adrenalin, und ich warf mich wie ein Footballspieler mit der Schulter gegen das morsche Holz, bis es tatsächlich nachgab. Ein kalter Regenguss prasselte auf mein Gesicht und nahm mir den Atem, und ich wollte gerade in den Garten rennen, als mir Harry wieder einfiel. Er hatte mir das Leben gerettet und sich beinahe totschlagen lassen, um die Zaubertafel zu beschützen, weil ihm Lou das aufgetragen hatte und er meinen Bruder ebenso sehr liebte wie ich. Ich lauschte, hörte weiter nichts außer meinem keuchenden Atem, und dann nahm ich es doch wahr – ein leises Winseln und Kratzen.
    Ganz plötzlich fiel mir Max ein, wie er im Zug rückwärts gezählt hatte.
    Zehn Sekunden bis auf null … neun, acht, sieben …
    Ich kletterte zurück in die Schwärze.
    Harrys Winseln diente mir als Orientierung, und ich tastete mich vor, als hätte man mir die Augen verbunden, bis mein Fuß gegen einen Körper stieß. Meine Hände bebten, als ich festes, glattes Fell über geschundenen Knochen ertastete. Ich hob den kleinen Hund hoch und machte einen Schritt auf die Tür zu, als mich ein Faustschlag ins Gesicht traf und auf den Rücken warf, während Harry wie ein Wagenrad aus der Kellertür kullerte.
    Es gibt nichts Schlimmeres als den unerwarteten Treffer eines überlegenen Gegners, diese Explosion überwältigenden Schmerzes, der die ganze Realität ebenso verändert wie das eigene Gesicht.
    Die Tatsache, dass da jemand alle Grundsätze anständigen Verhaltens missachtet, überwältigt einen geradezu, und wenn man selbst zufällig Boxer ist, dann wird man richtig sauer. Eine von Willys Regeln lautet, dass ein Kämpfer, der zu Boden gegangen ist, sofort wieder aufstehen und weiterkämpfen soll, um dem anderen heimzuzahlen, was man selbst gerade abbekommen hat, und zwar mit doppelter Wucht. Als ich aufzustehen versuchte, trafen mich heftige Faustschläge an der Schulter, und ich kippte wieder um, dieses Mal mit dem Gesicht voran; es war ein Gefühl, als sei meine Wirbelsäule gebrochen. Aber ich ignorierte den Schmerz und rollte mich gerade noch rechtzeitig zur Seite, als auch schon ein Stiefel dort auf den Boden stieß, wo ich eben noch gelegen hatte. Ich schlang meinen Arm um einen Knöchel und riss so heftig daran, wie ich konnte. Ein überraschter Laut erscholl, Beine flogen in die Luft, und ich sprang auf, während die Gestalt neben mir hinfiel.
    Jetzt war es an der Zeit, dem Kerl heimzuzahlen, was er Harry angetan hatte.
    Er versuchte, sich auf den Ellenbogen aufzustützen, als ich einen knallharten Abschlag in sein Gesicht vollführte.
    Zwar konnte ich nicht genau sehen, wohin ich zielte, aber das machte nichts. Ich versetzte seinem Kinn einen Dropkick, als wollte ich mir ein paar Extrapunkte sichern.
    Er stöhnte und fiel auf den Rücken, und jetzt sah ich die Skimaske über seinem klobigen

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