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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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Mal nicht.«
    Willy hatte in seinem Leben schon viel einstecken müssen, innerhalb wie außerhalb des Boxrings, und er wusste, dass es Zeiten gibt, in denen Handeln wichtiger ist als Trösten. Er führte mich durchs Studio zu seiner kleinen Wohnung, reichte mir einen frisch gewaschenen, abgenutzten Trainingsanzug und einen uralten Boxermantel aus Satin, auf dessen Rücken die Aufschrift »Willy ›Chilly‹ Williams« zu lesen war, und zeigte mir, wo das Badezimmer war. Als ich wieder herauskam, nun zwar gründlich von allem Blut befreit, aber unkontrolliert zitternd, stand schon ein heißer Becher mit süßem Tee auf einem Holztisch für mich bereit. Willy stellte eine Scheibe Buttertoast und eine Schüssel mit grünen Weintrauben daneben und sagte: »Das brauchst du jetzt. Du bist auf allen Zylindern gefahren, und jetzt ist dein Sprit alle.«
    »Wo ist Harry?«
    Er zeigte auf ein fadenscheiniges Sofa, wo sich der kleine Hund auf ein paar Decken ausgestreckt hatte und einen so perfekten Gaze-Verband um seine Seite trug, wie ihn nur ein guter Boxtrainer anlegen konnte. Willy stupste mich leicht gegen die Schulter und sagte: »Hau rein.«
    »Ich habe keinen Hunger.«
    »Du kannst deinen Gefühlen jetzt nicht trauen. Iss.«
    Er wusste mehr als ich, denn obwohl Essen das Letzte gewesen wäre, woran ich gedacht hätte, aß ich alles auf, was er mir hingestellt hatte, dazu noch eine Scheibe Toast und zwei weitere Becher Tee. Danach hörte auch das Zittern auf, und ich fing an zu reden. Ich erzählte Willy alles, was geschehen war, von der Szene zwischen meinem Vater und Onkel Buddy, von dem schrecklichen Augenblick, als ich das Haus verwüstet vorgefunden hatte, bis zu Detective Smelt und der Verfolgungsjagd. Und als ich das alles berichtet hatte, brannte auch die kalte Flamme in meinem Bauch wieder hell. Willy stand vom Tisch auf, öffnete einen kleinen Schrank, holte eine zerbeulte Blechdose heraus und entnahm ihr eine einzelne Zigarette.
    »Ich hab vor fünfundzwanzig Jahren aufgehört«, sagte er. »Aber eine habe ich immer vorrätig, für Notfälle.« Er setzte sich und zündete die Zigarette mit einem Streichholz an.
    »Was mache ich denn jetzt nur?«, fragte ich.
    »Du kannst jedenfalls nicht zur Polizei«, antwortete er. »Ich habe in meinem Leben eine Menge Cops kennengelernt – ein paar gute, ein paar schlechte und ein paar, die zehnmal so kriminell waren wie die Verbrecher, die sie jagen sollten. Wer auch immer Detective Smelt ist, sie hält sich an keine der Polizeiregeln, die ich kenne. Sie will etwas, und um es zu bekommen, ist sie auch bereit, das Gesetz zu brechen – oder gleich mehrere Gesetze. So wie es aussieht, bist du es, was sie will.« Willy verfiel in Schweigen und zog nachdenklich an seiner Zigarette, dann fuhr er fort: »Die Sache ist die: Die Polizei ist eine verschworene Gemeinschaft. Sie halten alle zusammen, und mit den Kollegen reden sie über alles. Und das bedeutet, die guten Cops merken nicht, wann sie gefährliche Informationen mit den schlechten Cops teilen.«
    »Also kann ich mich dort an niemanden wenden.«
    »Das ist zu riskant, jedenfalls im Augenblick«, sagte er und streifte die Asche in einer angeschlagenen Kaffeetasse ab. »Mir macht der Irre mit der Skimaske allerdings mehr Sorgen.«
    »Ich habe ja gesagt, er war ziemlich bullig und konnte ein paar Schläge einstecken … oder jedenfalls ein paar Tritte«, überlegte ich und musste plötzlich an meine erste Begegnung mit Willy denken, als er von der Fähigkeit meines Onkels gesprochen hatte, im Ring eine Abreibung hinzunehmen und trotzdem mit größter Entschlossenheit weiterzukämpfen. »Genau wie Onkel Buddy.«
    »Was?«, fragte er langsam. »Onkel Buddy?«
    »Er hat unserer Familie gedroht, Willy. Heute erst, in der Backstube. Er hat meinen Dad davor gewarnt, sich ihm in den Weg zu stellen, sonst würde etwas passieren.«
    »Du hast sein Gesicht nicht gesehen, Sara Jane. Du kannst dir nicht sicher sein, dass er es war.«
    »Aber …«
    »Aber gar nichts. Bevor du deinen Onkel beschuldigst, dass er … was auch immer getan hat, solltest du dir erst mal wirklich sicher sein, dass er schuldig ist. Wenn nicht, dann gibt es niemanden, wirklich niemanden, den du mehr brauchst als Onkel Buddy.«
    »Den ich brauche?«, wiederholte ich ungläubig. »Wozu sollte ich ihn brauchen?«
    »Hör mal, Mädchen. Natürlich weiß ich, dass es zwischen ihm und deinem Vater böses Blut gegeben hat … aber trotzdem sind sie eben doch vom

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