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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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zugeknöpft, der Schlips verrutscht. Ihm gegenüber tänzelte Willy mit geballten, vorgestreckten Fäusten und wartete nur darauf, den nächsten harten Schwinger auszuteilen. Der Skimaskenmann kam wieder auf die Beine und schüttelte den Kopf wie ein nasser Hund, schob sich die Maske zurecht und streckte den massigen Körper. Der ungeschlachte Kerl wandte mir den Rücken zu und deutete auf Willy, während von irgendwo eine Frau kreischte: »Ein Glückstreffer. Na gut, zwei Glückstreffer, du Kellerassel! Zum letzten Mal, rück das Mädchen raus, sonst kannst du Jesus gegenübertreten!«
    Willy schob sich die Brille auf der Nase hoch, spuckte durch die Seile und sagte: »Dann zeig mal, was du kannst, du Weichei.«
    Ich reckte den Hals und sah mich im Studio nach der Frau um, die ich gehört hatte, doch sofort zogen die schnellen Bewegungen im Ring meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Der Skimaskenmann holte so elegant aus wie Frankensteins Monster. Willy duckte sich und schlug ihm ein-, zweimal in die Nieren, dass er zusammenknickte, und verpasste ihm dann noch einen präzisen linken Haken aufs Kinn, der den widerlichen Kerl wieder auf den Rücken warf.
    Unter der Skimaske drang ein Schrei hervor.
    Hoch und feminin.
    Es war dieselbe Stimme, die ich eine Sekunde zuvor gehört hatte, und sie gehörte ihm.
    Der riesenhafte Dreckskerl lag ausgestreckt auf der Matte und war offenbar bewusstlos, und ich erinnerte mich plötzlich an die süßliche Stimme auf dem Band der Minikamera. Auch dort hatte ich vermutet, dass eine Frau zugegen war, aber es war der Skimaskenmann gewesen, der sprach, und das machte ihn nur noch unheimlicher. Zumindest war er nicht Onkel Buddy, aber das war auch kein Trost; es bestätigte nur meine Befürchtung, dass tatsächlich drei verschiedene Leute hinter mir her waren – ein verräterischer Onkel, ein gesichtsloser Freak und eine korrupte Polizistin, die eine ganze Staffel von Einsatzkräften befehligte. Der Skimaskenmann begann mädchenhaft zu kichern, erst leise, dann lauter, und dann sprang er mit alarmierender Leichtigkeit auf. Willy duckte sich und hob die Fäuste zur Verteidigung, aber sein Gegner holte in Überschallgeschwindigkeit aus, packte Willys linken Arm und drehte ihn um, und dann hörte ich das Knacken alter Knochen.
    Willy schrie nicht.
    Stattdessen biss er vor Schmerz die Zähne zusammen und versetzte dem Kerl einen schwachen Hieb mit der Rechten.
    Der Skimaskenmann packte seine Hand mitten im Schwung und brach ihm auch den anderen Arm.
    Willy, der noch immer keinen Ton von sich gab, fiel auf die Knie, und der Kopf sackte ihm auf die Brust. Wieder erklang diese Gouvernantenstimme, die so gar nicht zu der riesenhaften Gestalt passte. »Du hast wirklich geglaubt, dass ein Floh wie du es mit einem Geschöpf wie mir aufnehmen kann? Ich habe ein bisschen geschauspielert!« Seine Hände schlossen sich um Willys Hals, und er hob den alten Mann hoch, bis nur noch dessen Zehen die Matte berührten. »Okay, das war die aller letzte Warnung. Sag mir, wo das Mädchen steckt, Onkel Tom, oder dieses Gesicht wird das letzte sein, das du jemals siehst!«
    Als ich die »Onkel Tom«-Bemerkung hörte, klappte ich bereits die Falltür auf.
    Es war eine widerliche, rassistische Beschimpfung, wie sie nur ein kleingeistiger Psycho von sich geben würde.
    Dadurch wirkte die Szene im Ring nur noch brutaler und surrealer, und mir fiel die .45er in dem Aktenkoffer wieder ein.
    Ich klappte die Schlösser hoch und sah die Waffe an, die zwischen den dicken Geldbündeln lag, wie ein geschmeidiges, gefährliches Reptil, das sich gerade ausruht. Meine Hand zitterte, als ich danach griff, und alles in mir schrie, dass es blöd und falsch war, was ich da tat. Dann aber schrie Willy, und die Pistole war in meiner Hand, und ich hielt mich am Seil fest und sprang. »Hey, Maskenmann«, schrie ich, als meine Füße auf den Boden trafen. »Lass meinen Freund los, bevor ich … bevor ich dir noch ein Loch in deine Maske mache!« Allein die Tatsache, dass ich eine Pistole auf einen Menschen richtete, machte mich so nervös, dass ich sie beinahe fallen gelassen hätte, bevor ich sie mit beiden schweißnassen Händen richtig zu fassen bekam.
    Er wandte sich mir zu, ließ aber nicht von Willy ab, dem unter dem Würgegriff seines Gegners die Augen aus dem Kopf traten und der zappelte wie ein Fisch am Haken. »Na, sieh mal einer an. Wenn das nicht die kleine Fußtritt-Miss ist!«, tirilierte er. »Hey, ist das eine niedliche

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