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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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Wasserpistole, oder kommt da vorn ein Fähnchen raus, auf dem peng steht?«
    Ich stieg vorsichtig in den Ring, richtete die Pistole direkt auf ihn, und er kicherte wieder albern. Dass es ihn lediglich amüsierte, mit einer Waffe bedroht zu werden, machte mich nur noch nervöser, und ich merkte, wie mir die Stimme brach, als ich wiederholte: »Ich … ich habe gesagt … lass ihn los.«
    »Hey, hat dir niemand gesagt, dass es unhöflich ist, mit einer Knarre auf ältere Leute zu zielen? Das macht man nicht«, sagte er und schleuderte Willy wie einen Sack Kartoffeln beiseite. Der alte Mann stürzte hart auf die Matte, stöhnte und rollte sich auf die Seite. Der Skimaskenmann sah mich an, knackte mit den Knöcheln und ließ seinen schrecklichen Kopf auf dem dicken Hals kreisen.
    Die kalte, blaue Flamme flackerte in meinem Bauch auf, als ich sah, wie er sich so bewegte, wie ein Schwergewichtler, der sich auf einen Kampf vorbereitet. Meine Angst und Unruhe verflüchtigten sich, und an ihre Stelle trat die messerscharfe, klare Erkenntnis, dass alles auf eine Frage zulief: er oder ich. Die Pistole war plötzlich federleicht in meinen Händen, und ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen, als mir klar wurde, dass ich sie auf keinen Fall senken durfte, weil sie die einzige Art der Verteidigung darstellte, die ich gegen diesen Verrückten hatte. Natürlich wollte ich nicht auf ihn schießen, aber ich begriff, dass Willy und ich tot sein würden, wenn ich diese Waffe nicht selbstbewusst und sicher führte, und dass ich, wenn er auch nur einen einzigen Schritt tat …
    »Gib mir das Ding, du dumme kleine …« kreischte der Skimaskenmann und sprang wie ein Grizzlybär auf mich zu.
    Und dann krümmte sich mein Finger nur einmal ganz leicht um den Abzug, der Schuss erfüllte den ganzen Raum mit einem laut widerhallenden Knall, und der Skimaskenmann hielt sich die Schulter. Die Kugel hatte ihn leicht gestreift und dabei eine Furche in seinen dreckigen Anzug und in die Haut darunter gerissen. »Du hast auf mich geschossen«, sagte er verblüfft, berührte die Wunde und hielt die blutbeschmierten Finger hoch. »Ich meine, du hast mich zwar kaum getroffen, aber du hast auf mich geschossen! Das hätte ich dir nicht zugetraut!«
    »Es war ganz einfach«, sagte ich und sah ihn über den Lauf hinweg an. Meine Hände zitterten nicht mehr. »Leichter, als ich gedacht hätte.«
    »Sara Jane«, hörte ich Willy schwach von der Matte. »Nicht …«
    »Hör auf Onkel Tom!«, sagte der Skimaskenmann, und seine Stimme klang wie Kreide, die über eine Tafel quietscht. »Das eine Mal war Spaß, wir haben alle sehr gelacht, aber nicht vergessen … mit einer Waffe kann man Leute umbringen! Und es sind Menschen, nicht Waffen, die Menschen töten!«
    »Wo ist meine Familie?«, fragte ich. »Sag es mir sofort, sonst kann ich dir versichern, dass ich das nächste Mal wesentlich besser ziele.«
    »Ich mach dir einen Vorschlag«, antwortete er und ging einen Schritt zurück, wobei er die Hände hob wie ein Ganove im Fernsehen. »Gib mir das alte Notizbuch, und ich erzähle dir die ganze, fantastische Geschichte, vom Anfang bis zum Ende, ohne Werbepausen! Das schwöre ich auf einen Stapel Bibeln so hoch wie der Willis Tower!«
    Ich starrte seinen untersetzten, angespannten Körper an; seine Gesichtsmuskeln zuckten wie verrückt unter der gestrickten Maske. »Du lügst. Du wirst mir einen Scheiß erzählen«, erwiderte ich.
    »Gut möglich, aber das wirst du niiiiieee herausfinden, wenn du mich jetzt umbringst!«
    »Stimmt«, sagte ich und wünschte mir nur, dass dieser Albtraum endlich aufhörte und dass es diesen schrecklichen Freak überhaupt nicht geben würde. Dann trat ich vor, weit genug, um einen Geruch von fauligem Fleisch wahrzunehmen, und hielt ihm die Waffe direkt vors Gesicht. »Vielleicht nicht. Aber vielleicht ist mir das auch total egal.«
    »Nein, Sara Jane!«, rief Willy. »Bitte …«
    Der Ton in Willys Stimme, die mehr Verzweiflung als Wut verriet, ließ mich kurz innehalten, und das genügte dem Skimaskenmann, mit einem Satz über die Seile zu springen, wie bei einer Zirkusnummer im Cirque du Soleil, dann auf zwei Beinen auf dem Studioboden aufzukommen und zum Ausgang zu laufen. Ich sah ihm nach, wie er sich theatralisch vor der Tür verbeugte, und als er die Treppen hinunterrannte, schallte seine Falsettstimme zu uns hinauf: »Wir sehen uns wieder, Sara Jane! Oh, wie ich mich schon darauf freeeeue!«
    Ich starrte die Waffe in meiner

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