Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
sieben übersetzt worden waren:
1. Noi – wir
2. Loro – die anderen, sie
3. Soldi – Geld
4. Muscoli – Einsatzkräfte
5. Sfuggire – Flucht
6. Metodi – Methoden
7. Procedimienti – Verfahren
8. Volta
Das letzte Kapitel war nicht übersetzt, aber selbst ich wusste, dass volta ein recht häufig vorkommendes italienisches Wort ist, das eine zeitliche Häufigkeit bestimmt und so etwas wie »mal« bedeutet. Als ich weiterblätterte, entdeckte ich, dass einige Teile der jeweiligen Kapitel auf Italienisch und andere auf Englisch geschrieben worden waren. Zahllose Namen, ergänzt um Telefonnummern und Adressen, waren hingeschrieben, durchgestrichen und durch neue ergänzt worden. Verrostete Heftklammern hielten viele Dutzend uralter Visitenkarten an Ort und Stelle. Schwarzweißfotos aus Passbildautomaten, die schneidige junge Männer zeigten, waren auf die Seiten geklebt. Auch kleine Papierstückchen, die kurze Notizen ( Toronto, Mitternacht, 8. Februar 1973 ), Namen ( Nach Joe Little fragen ) oder Zahlen ( 2000 BRL zu 500 per ) trugen, waren mit Klebeband nach einem gewissen Muster eingefügt worden, ergaben aber ohne einen offensichtlichen Zusammenhang keine nachvollziehbare Bedeutung. Das Heft war voller handgeschriebener Notizen, von denen einige so alt zu sein schienen wie Urgroßvater Nunzios Eintrag von 1922, andere wiederum waren so frisch, als stammten sie von letzter Woche. Jeder Bereich war verblüffend, und insgesamt gesehen war das schäbige Büchlein schlicht überwältigend. Es fühlte sich an, als sei man der erste Mensch, der den Rosettastein oder die Bibel zu Gesicht bekam. Ich wusste, dass es jenes Notizbuch war, das Onkel Buddy unbedingt hatte in die Hände bekommen wollen, und dass es sehr wichtig war, aber ich wusste nicht, wieso. In der Hoffnung, noch eine Notiz meines Vaters zu entdecken, blätterte ich weiter, und da fiel mir eine Überschrift auf.
Schnell schaute ich nach und stellte fest, dass sie zum Kapitel gehörte, das mit » Sfuggire – Flucht« überschrieben war.
Ich kehrte zu der Seite zurück und las die beiden Worte noch einmal, die ganz oben standen.
Capone-Türen .
Der Absatz war in ordentlicher Druckschrift verfasst und klang wie ein Text aus einem Lehrbuch. Mein Schädel brummte noch von dem Unfall mit dem Löschfahrzeug, und mein Körper tat seit dem Sprung hinunter in die Backstube von den Schultern bis zu den Füßen noch immer schrecklich weh. Ich stapelte ein paar Kissen auf eines der Feldbetten und kuschelte mich dagegen, dann las ich weiter.
»Die Capone-Türen wurden 1921 von Giuseppe ›Joe Little‹ Piccolino erfunden, dem Verantwortlichen für Waffen und Gerätschaften, und in und um Chicago zwischen 1922 und 1950 installiert. Little selbst vermutete, bevor er 1951 unerwartet verschwand und schließlich für tot erklärt wurde (siehe »Loro«, Absatz II, Seiten 3-4), dass mehr als tausend Capone-Türen an vielen Örtlichkeiten verborgen sind, und dass trotz der regen Bautätigkeit in der Stadt, in deren Verlauf zahlreiche Häuser abgerissen oder umgebaut wurden, ein großer Teil davon weiterhin funktionstüchtig geblieben ist.
Es muss darauf hingewiesen werden, dass nur das Chicago Outfit, die ehrenwerte Untergrund-Institution der Stadt, über Capone-Türen verfügt; keine andere Stadt als Chicago und keine andere Verbrecherorganisation war derart vorausschauend. Technische Wunder wie diese waren der Grund dafür, dass die Mitglieder des Syndikats tatsächlich nur schwer zu fassen waren.
Offiziell waren die Capone-Türen als Fluchtmöglichkeiten gedacht, aber während der Prohibition (1919 – 1933) dienten sie auch dazu, dem Syndikat die Schwarzbrennerei und den anschließenden Vertrieb des Alkohols zu erleichtern, ohne dass diese Geschäftstätigkeiten entdeckt oder gestört wurden. Nach der Aufhebung der Prohibition erwiesen sich die Capone-Türen als sehr nützlich, um den Zugang zu geheimen Casinos oder illegalen Wettbüros zu gewähren, um Menschenhandel zu betreiben, geheime Diebstähle vorzubereiten oder auch nur den verstopften Straßen während der Hauptverkehrszeit zu entgehen. In den blutigen Battuta-Strozzini-Revierkämpfen in den 1970er Jahren (siehe »Noi«, Absatz I, S. 9-15) ging es um die Kontrolle und den Zugang zu den Capone-Türen. Der Streit wurde beigelegt, nachdem von einem Ausschuss festgelegt wurde, dass die Capone-Türen der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen und alle Syndikatsmitglieder freien, ungehinderten Zugang
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