Cold Space - Hot Love
»Es tut mir leid. Glaube mir... Aber, du kannst nicht von mir lassen. Du wirst mir immer nachkommen.«
»Samuel!« Er wollte zurückweichen, doch erreichte nur, dass Samuel nun vor ihm auf dem Boden kniete. Die Augen, die ihn anblickten, verfärbten sich ins Rötliche. Wie in einem Malkasten für Kinder, wenn man die beschmutzten Pinsel ins Wasser zurückstellte. So auch hier. Das Weiß in Samuels Augen wurde von roten Fäden durchzogen. Unerbittliche, kalte Angst nahm von Eric Besitz. So musste sich ein Beutetier fühlen, das in die Augen seines Jägers blickte, das genau wusste, im nächsten Moment würde es um einen geschehen sein. Kein Entrinnen, kein Ausweg. Diese eigene Machtlosigkeit, das war das wirklich Quälende.
Seine Gedanken kamen zum Erliegen. Sie wurden buchstäblich auf Eis gelegt, wie auch sein Körper starr wurde. Ganz so wie damals auf der Tiger. Er kippte nach hinten doch Samuels Hände verhinderten den Aufprall auf den Boden. Sanft wurde sein Körper abgelegt und ein letztes Mal berührten Samuels Lippen die seinen.
16
Alain pfiff anerkennend durch die Zähne: »Das ist bereits das dritte Mal in dieser Woche!« Dabei deutete er mit dem Kinn auf die Menschenmasse, die sich vor dem Kontrollturm der Raumflotte gebildet hatte.
Eric nickte nur grimmig. Selbst auf diesem unbedeutenden, kleinen Außenposten Titan11 begannen die Aufstände gegen die Obrigkeit.
»Sympathisierst du mit ihnen?« Sie waren hier unter sich, mussten keine Abhörgeräte oder sonst etwas fürchten und konnten offen miteinander reden.
»Du etwa nicht?« Alain drehte sich zu ihm um und zog die Schultern hoch. »Gehörst du zu den Loyalisten? Ich dachte, gerade du bist nicht gut auf die Raumflotte und das Oberkommando zu sprechen. Man hörte auch, dass einige Kolonien in den äußeren Sektoren ernsthaft erwägen Handelsbeziehungen zu den Strifes aufzubauen und sich vom Oberkommando loszusagen. Und warum auch nicht! Der Krieg dauert schon viel zu lange an.«
Ein Loyalist, das war Eric in der Tat nicht, und Alain wusste das nur allzu genau. Sein Kollege wusste, dass er in Wahrheit nicht James Acre, 30-jähriger Frachtpilot aus Pasadena, Kalifornien, war, so wie es seine Zentrale Identifikationsnummer auswies, sondern vielmehr der Verräter Commander Eric Cooper, dessen Konterfei sogar durch sämtliche Nachrichtennetze gesendet worden war.
Nichtsdestotrotz ließ sich Eric mit der Antwort noch Zeit und bat derweil den Tower um Landeerlaubnis für ihren kleinen Frachter. Alain und er kamen mit einer Ladung Werkzeugteile von der nächstgrößeren Nachbarkolonie zurück. Zufällig war Eric, während er auf Titan11 einen Job gesucht hatte, auf Alain gestoßen. Alain war ebenfalls Mitglied der Lightnings gewesen, bei der Verteidigung der Pride jedoch verletzt worden. Seine Sehstärke war nun zu schwach für die rigorosen Grenzwerte eines Raumjägerpiloten, weswegen er aus dem Dienst entlassen worden war. Da die Rente bescheiden war im Vergleich zu ihrem regulären Sold, hatte er sich nach einem Zusatzverdienst umgesehen. Ex-Flottenpiloten waren bei den Speditionen gern gesehenes Personal. Niemand hatte Erics gefälschte Unterlagen eingehender geprüft und so bildeten Alain und er nun ein Team.
»Es entwickelt sich zu einem Bürgerkrieg«, meinte er brummig und betrachtete den schematischen Plan des Raumhafens vor ihm auf dem Display, um ihre Parkposition auszumachen. »Die Strifes waren unser gemeinsames Feindbild, aber jetzt fangen wir an uns gegenseitig zu zerfleischen.«
Alain brummte etwas in seiner Muttersprache und unterließ weitere Diskussionen. Seit gut einem Jahr also, nach dem Fall der Pride und dem Tod des Observers der fünften Teilflotte, hatte sich das Kriegsgeschick endgültig auf die Seite der Strifes geschlagen. Kurz nach diesem herben Verlust für die Flotte hatte ein großangelegter und taktisch äußerst geschickter Angriff auf die Erde das Vertrauen der Menschen in das Oberkommando erschüttert. Hatte man ihnen doch immer versichert, dass ein erneuter Angriff auf die Erde niemals mit Erfolg gekrönt sein konnte. Erste Gegenstimmen waren zu dieser Zeit laut geworden, zusätzlich befeuert durch anonyme Mitteilungen auf den Datennetzen. Mitteilungen, die nicht einmal durch die besten Hacker der Flotte unterdrückt werden konnten. Texte und Bilder mit brisanten Inhalten, die das Bild der Menschen von ihrem Feind den Strifes ins Wanken brachten. Kurzum die Behörden und Kontrollorgane waren genug
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