Cold Space - Hot Love
auf sich ziehen und Eric wollte ganz gewiss nicht, dass sein Leben noch monotoner wurde. Nämlich dadurch, dass er im Knast einsitzen musste. Aber wahrscheinlicher wäre ohnehin, dass man ihn exekutieren würde. Ihn, der bereits als Verräter galt und wenn es wirklich stimmte, dass TK-125 noch lebte und zu den Strifes übergelaufen war, dann erhärtete dies nur den Verdacht des Oberkommandos gegen Eric Cooper. Er fragte sich nicht zum ersten Mal, ob er während seines Gedächtnisverlustes wirklich die gesamte Zeit in einem Lazarett verbracht hatte, oder ob da nicht etwas gänzlich anderes mit ihm geschehen war. Warum hatte ihn das Oberkommando überhaupt als Verräter abgestempelt? Er wusste keine Antwort auf diese Frage.
Es hatte in den Nachrichtensendungen von damals gelautet, er wäre für den Tod des Observers verantwortlich. Aber das stimmte doch nicht, es fühlte sich nicht richtig für ihn an. Eric kratzte sich am Kinn, rasieren sollte er sich auch noch heute Abend, sonst blickte ihn morgen früh ein verwahrlostes Etwas aus dem Spiegel hinweg an. Er gehörte zu den Männern, die keinen schönen Bartwuchs hatten. Was ihm bis vor einem Jahr immer gleichgültig gewesen war, denn beim Militär waren glatt rasierte Wangen Pflicht gewesen. Zur besseren Tarnung ließ er sich jetzt jedoch einen Dreitagebart stehen, allerdings sah es nun wahrlich nicht attraktiv aus. Nicht, dass es ihn kümmerte. Seine Libido strebte ohnehin gegen null, ach, sie war ja schon mittlerweile im negativen Bereich angekommen.
Doch zurück zum Thema: Der scheinbare Tod des Observers und Erics angebliche Rolle, die er dabei gespielt hatte. Zu dumm, dass er sich wirklich an gar nichts mehr erinnerte. Schützte ihn das eigentlich vor Strafverfolgung? Eric war kein Jurist, daher wusste er die Antwort nicht. Aber was sollte er überhaupt mit einem Observer zu tun gehabt haben? Sicher, er war der Kommandant der Lightnings gewesen. Dieses kühle Arschloch von einem Observer hatte ihn sogar öffentlich mit Stockschlägen bestraft, dafür, dass er eine Kameradin gerettet hatte. Sie waren einmal auf einem kleinen Planeten gestrandet, gemeinsam mit den Leibwächtern Samuels. Mehr Kontakt hatte es nicht zwischen ihnen gegeben... Moment mal, schon wieder dieser Name. Woher nahm er die Gewissheit, dass der Observer Samuel hieß?
»Die Defense der Vikings war auch schon einmal besser«, murmelte er, als er wieder das Spiel weiterverfolgte.
Genau in diesem Moment fiel dieser Sachverhalt auch dem Kommentator auf.
»Sag ich doch«, prostete Eric dem Display zu und trank noch einen Schluck Bier. Für ihn ergab rein gar nichts einen Sinn.
Was hatte er eigentlich noch zu verlieren? Nichts. Vielleicht sollte er zum Sektor 92 fliegen und sehen, ob er dort Antworten fand. Irgendetwas schien er mit dem Observer zu tun zu haben und der war bestimmt auch dort.
Ja, die Idee gefiel ihm, wenn es ihm auch eine gehörige Portion Angst einjagte. Auf keinen Fall konnte er solch eine Unternehmung alleine durchziehen. Auf sich alleine gestellt konnte er den Frachter nicht fliegen und der lahme Frachter war nun einmal das einzige Raumschiff, über das er verfügen konnte. Zwar würde ihn sein Arbeitgeber dann feuern, aber Eric hatte das unbestimmte Gefühl, dass es ihm gleichgültig sein musste, was sein Brötchengeber tat.
Ob Alain ihm wohl helfen würde? Bevor er es sich anders überlegte, ging Eric zu seinem Rucksack, der noch neben der Wohnungstür lag, so wie er ihn dort ins Eck geworfen hatte. Er kramte nach seinem Kommunikator und suchte Alains Nummer.
Der meldete sich prompt und im Hintergrund war lautes Getöse zu vernehmen. Entweder befand er sich auf den Protesten oder – und dies war wahrscheinlicher – in einem Club.
Eric hielt sich nicht lange mit Reden auf: »Kommst du zu mir? Ich will dich.« Die schnörkellose Nummer, geradewegs aufs Ziel zu, war oft mit Erfolg gekrönt. Auch heute. Er hörte seinen Kollegen förmlich schlucken und dann mit rauer Stimme erwidern: »Bin ich einer halben Stunde bei dir.«
Alain würde sein blaues Wunder erleben, doch er konnte über die ungeschützten, zivilen Leitungen auch schlecht von seiner abstrusen Idee berichten. Dazu hatte er nicht ein Jahr lang seine Identität geheimgehalten.
Ein letzter Zug aus der Bierflasche, dann stellte er sie vor die Couch und starrte auf die Uhr auf der gegenüberliegenden Wand. Er fürchtete, seine Neugierde in dieser Sache konnte ihm wirklich den Kopf kosten, doch auf
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