Cold Space - Hot Love
sich gegen das Polster und schloss kurz die Augen. Sein Körper entspannte sich ein wenig. Diese Möbel der Strifes waren ganz schön clever designt und passten sich individuell den Bedürfnissen der Knochen und Muskeln des Sitzenden an. Diese Technologie allerdings bei ihren Betten einzusetzen, war ihnen wohl nicht in den Sinn gekommen. Dann wären diese Lagerstätten zumindest für Eric etwas bequemer gewesen. Jetzt setzte er sich auf die Kante besagten Möbelstückes.
»Deine Anwesenheit macht mich in der Tat blind. Sie lenkt mich zu sehr ab. Daher habe ich auch nicht gesehen, dass das Oberkommando uns schon längst auf der Spur war. Ich dachte, ich würde über diesen Gefühlen stehen. Doch sie haben sich als störender erwiesen, als ich angenommen habe.«
War das jetzt als Kompliment zu verstehen? Oder eher als missbilligende Feststellung, gar als ablehnende Haltung gegenüber ihrer Beziehung? Wer wusste das bei einem Observer schon. Samuel gestand mit diesen Worten jedoch auch sein Unvermögen und seine Unzulänglichkeit ein. Noch gestern hatte er dies nicht hören wollen.
Samuel schloss die Augen und seufzte. Nein, es war beinahe schon ein Stöhnen und er sank tiefer in den Sessel. Bevor Eric sich bremsen konnte, war er auf den Beinen und an Samuels Seite geeilt. Er kniete neben dem Sessel nieder und hatte die Hand nach dem Gesicht des Observers ausgestreckt. Hier verharrte er allerdings und ließ die Hand wieder sinken. Doch es war nicht mehr zu leugnen: Samuel hatte sich überanstrengt. Das Einsetzen der mentalen Kräfte zehrte an seinem Körper. Es juckte Eric regelrecht in den Fingern den Mann hochzuheben, in seine Arme zu schließen und ihm auf diese profane Weise etwas Trost und Beistand zu spenden.
»Du musst gehen«, raunte Samuel. Er sah Eric dabei nicht an, doch der glaubte hinter den verschlossenen Lidern die Anzeichen von ersten Tränen festzustellen. Benötigte er noch ein weiteres Zeichen für Samuels Zuneigung? Der wollte ihn wegschicken und hatte selbst schwer an dieser Entscheidung zu tragen. Moment mal! Wie war das? Er sollte weggehen?
»Was?«
»Du musst gehen«, wiederholte Samuel geduldig, so als ob er mit einem Kind sprechen würde, das die einfachsten Prinzipien der Physik nicht verstand.
»Ich gehe nirgends hin. Überhaupt, wie kannst du das entscheiden? Da habe ich ja wohl auch ein Wörtchen mitzureden.«
»Nein«, Samuel drehte den Kopf in seine Richtung und blickte ihn zum ersten Mal an. Oh, sein Blick sprach von Müdigkeit, von schlaflosen, einsamen Stunden angefüllt von Meditation, Berechnungen und wiederholten Analysen.
»Siehst du es nicht?«, sprach Samuel weiter. »Es steht zu viel auf dem Spiel. Ich kann es mir nicht leisten, wenn auch nur ein kleiner Teil meines Verstandes damit beschäftigt ist, sich zu sorgen, was mit dir ist. Wie sich die Entscheidungen der nächsten Stunden und Tage auf dein Leben auswirken werden.«
Eric wollte nicht weggehen. Er wollte bei Samuel bleiben, jetzt mehr denn je, nachdem er gesehen hatte, dass dieser sich für die Offensive der Strifes wahrhaftig aufzehrte.
»Und wenn ich weg wäre, würdest du nicht mehr darüber nachdenken?«
»Wenn du an einem Ort wärst, der von den gesamten Kampfhandlungen unberührt bliebe... Ja.«
Wo mochte es denn so einen Ort geben? Wenn sogar eine unbedeutende Kolonie von Schrottsammlern und Schmugglern in das Visier des Oberkommandos geriet und man sie dort aufgespürt hatte.
»Vor allem muss ich mir sicher sein, dass du mir nicht nachgehst.« Samuel legte eine Hand an Erics Wange. Die Fingerspitzen kratzten über die harten Stoppeln seines Bartes, berührten seine Lippen und dann konnte Eric dem Observer ein kurzes Lachen entlocken, als er mit den Zähnen nach diesen Fingern schnappte.
Samuel richtete sich auf, beugte sich dabei näher an ihn heran. So kauerten sie Stirn an Stirn.
»Ich kann es dir nicht versprechen.« Oh ja, Eric verstand die Beweggründe Samuels und er war sogar bereit sie zu akzeptieren, denn es war in der Tat das einzig Vernünftige. Zu viel stand auf dem Spiel. Nicht nur das Leben der Strifes, sondern auch das von unzähligen Menschen und hatte Eric nicht genau dies von Samuel gefordert, dass er auch an die Menschen auf der Erde und auf den Schiffen der Flotte denken sollte?
»Nein, das kannst du nicht«, bejahte Samuel traurig. Seine Hände wanderten in Erics Nacken und was als sanfte Liebkosung begann, wurde zu einem unerbittlichen, schmerzlichen Griff.
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