Cold Space - Hot Love
deutete auf den Verband. Nicht, dass es noch etwas ändern würde. Eric würde zum Sektor 92 aufbrechen, das Auftauchen der Polizei hatte diesen Entschluss nur noch zementiert. Er ließ Alain auf der durchgelegenen Couch sitzen und begann bereits seine wenigen Habseligkeiten in einen großen Seesack zu packen.
»Wir haben nur protestiert. Wir sind vom Club auf die Straße hinausgegangen und da standen schon die Flics. Irgendjemand hat angefangen Parolen gegen die Raumflotte zu brüllen und wahrscheinlich flogen auch Steine. Es ging schnell! Die Stimmung im Club war aber auch ganz merkwürdig. Wir haben diskutiert, ob diese Nachricht eine Fälschung war, oder ob es wirklich der Observer gewesen war. Das war doch der Typ, der auch auf der Pride stationiert gewesen war?«
Eric brummte seine Zustimmung.
Alain zupfte an dem Druckverband herum. Sicher wollte er die Wunde genauer ansehen und Eric wies ihn scharf zurecht, er solle dies unterlassen. Murrend ließ er wieder von seinem Arm ab und griff nach der Bierflasche auf dem Boden, nur um herauszufinden, dass sie längst leer war. »Was machst du?«
»Packen. Wir fliegen in den Sektor 92.«
»Und das hast du mir nicht gleich sagen können? Deshalb habe ich herkommen sollen?«
»Ja und nein, ich konnte es nicht sagen. Wer weiß, ob sie nicht die Leitungen abhören.«
»Ganz schön paranoid, aber in Anbetracht der Lage... Aber warum jetzt der Sinneswandel? Ich dachte, du willst um keinen Preis auffliegen.« Alain war nicht im Geringsten so überrascht, wie Eric das von ihm erwartet hätte. Er stutzte nur kurz, rieb sich das Kinn und zog die Schultern nach oben, was seinem Oberarm nicht guttat. Schmerzvoll verzog er das Gesicht und beobachtete Eric beim Packen.
»Ich weiß es nicht so recht«, gab er unumwunden zu und hielt kurz inne. »So ganz kann ich es auch nicht beschreiben, aber irgendetwas zieht mich dorthin.«
»Vielleicht dein Gewissen? Es waren Einschüsse von unseren Jägern.«
»Möglich.« Dann war es also auch Alain aufgefallen. Und wenn sie beide es bemerkt hatten, dann sicherlich auch noch unzählige Andere, die einmal etwas mit dem Militär zu tun gehabt hatten. Eric öffnete den Kühlschrank und verstaute die magere Ausbeute in der Tasche. Besser als nichts. Noch dazu ein paar Konservenwaren und eine Packung Schokoriegel. Das sollte zusammen mit den Rationen an Bord des Frachters bis zu ihrem Zielort ausreichen.
»Wir haben keine Flugfreigabe«, gab Alain zu bedenken. Natürlich hatte Eric darüber auch schon nachgedacht. Er drückte Alain ein Tablet in die Hand.
»Log dich in das Netzwerk der Spedition ein.« Eine lasche IT-Architektur konnte schon von Vorteil sein. »Schau nach, welches Team morgen einen Auftrag hat. 24 Stunden Verschiebungen sind für Frachtschiffe akzeptiert und auch wenn andere Schiffe, als die angemeldeten, fliegen. So lange die Flugkontrolle nicht allzu genau ist.«
»Spätestens morgen wird es dann auffallen.« Doch Alain hatte den Login-Bildschirm bereits aufgerufen.
»Und wenn schon, dann sind wir ohnehin längst weg und sobald wir auf Proxy7 sind, dann ist ohnehin alles zu spät.«
Eric war schon gesucht, für ihn konnte es nicht mehr schlimmer kommen.
»Bist du bereit? Noch kannst du aussteigen!«
Alain würde sein beschauliches Leben opfern müssen. Doch dem schien es gleichgültig zu sein. Er zog lässig eine Schulter nach oben: »Hey, ich bin Franzose! Revolution liegt mir im Blut.«
Die alte Göttin Fortuna war ihnen hold. Weder trafen sie auf eine weitere Polizeistreife auf dem Weg zum Raumhafen, noch nahm die Flugkontrolle Anstoß an der vermeintlichen Flugplanänderung.
»Der Kollege ist krank geworden und wir haben ein paar extra Dollar bitter nötig«, lullte Alain den Offizier im Tower mit ein wenig Smalltalk ein. »Stell dir vor, Bier ist hier auf diesem Schrottplatz von einer Kolonie zwei Dollar teurer geworden!«
Eric schenkte dem Gerede nur am Rande Beachtung. Er fuhr die Triebwerke hoch, ebenso die Bordcomputer. Die Navigationspläne waren schnell berechnet.
Sie bekamen die Freigabe und hoben langsam vom Boden ab.
Eric schmunzelte: »Na los, sag es schon.«
Alain hatte einen signifikanten Satz, den er zu Beginn eines jeden Fluges aussprach, und der aus einem uralten Science-Fiction-Film stammte. Sein Co-Pilot grinste und drehte sich zu ihm um.
»Jetzt geht es endlich wieder los!«
17
Sollte es wirklich wahr sein, dass das Oberkommando für diese Tat verantwortlich
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