Cold Space - Hot Love
Dauer wollte er mit diesen Erinnerungslücken auch nicht leben. Dies war ihm auch klar.
Eine halbe Stunde verging und keine Spur von Alain. Hatte der etwa kalte Füße bekommen? Nein, nicht Alain. Eric beschloss auf der Straße zu warten und er hielt es einfach nicht mehr länger hier drinnen aus. Als er zur Tür hinaustrat, blieb er wie versteinert stehen.
»Verdammte Strifescheiße!«, fluchte er, als er das Polizeifahrzeug sah. Es fuhr geradewegs an ihm vorbei und Eric widerstand nur schwerlich der Versuchung nicht wieder in die schützenden Schatten der Tür zurückzutreten. Natürlich würde dies nur erst recht die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Beamten, die im Wagen saßen, musterten ihn argwöhnisch. Das war nun wahrlich das Letzte, was er brauchen konnte. Er musste Alain warnen. Eric traute der Sache hier nicht. Dummerweise lag das nächste öffentliche Kommunikationsterminal genau in der Fahrtrichtung der Polizei. Seinem eigenen Kommunikator traute er nicht. Vielleicht wurden mittlerweile die Frequenzen abgehört, oder zumindest auf Verdacht aufgezeichnet, um später ausgewertet zu werden.
Aber wie würde das jetzt aussehen, wenn er sich einfach so umdrehte? Eric klopfte seine Taschen ab, als ob er etwas suchen würde. Seine Kreditkarte oder den Türschlüssel. Alles langsam und lässig, er fasste sich in gespielter Erleuchtung an den Kopf und drehte sich um.
Weder rief ihm jemand nach, noch hielt das Fahrzeug an. Vielleicht war er auch schon einfach zu paranoid. Doch sein Herz klopfte dennoch wie wild und dieser Zustand besserte sich nicht unbedingt dadurch, dass ihm jemand von der schmalen Gasse neben seinem Gebäude und dem Sexshop leise zurief. Er sprang glatt einen Satz zur Seite, direkt auf die Straße. So viel zur Unauffälligkeit!
»Verdammt, was...?« Er spähte in die düstere Gasse. »Alain?«, raunte er.
»Ja, komm her und hilf mir.«
»Was?« Doch dann sah er es. Alain lehnte gegen die Hauswand und hielt die Hand auf seinen linken Oberarm gepresst.
»Diese Schweine haben auf uns geschossen!«
»Suchen sie dich?«
»Es würde zumindest den Wagen erklären, oder?«, feixte Alain und versuchte sich in einem Zwinkern. »Sorry, dass aus der schnellen Nummer bei dir nichts wird.«
»Och...«
»Ich wollte sie nicht herlocken, aber ich wusste auch nicht, wohin sonst...«
»Bist du irre!« Doch ganz unschuldig war Eric nicht. Alain wäre vermutlich nicht hierher gekommen, wenn er ihn nicht zuvor angerufen hätte. Dieser Zwischenfall mit den Polizisten musste gleich danach geschehen sein.
»Egal jetzt, erkläre es mir später«, unterbrach er Alains Erzählung. »Schaffen wir dich erst einmal in die Wohnung und lass mich das ansehen.« So lange die Polizisten nicht ausschwärmten und die Gebäude durchsuchten, hatten sie wohl noch etwas Zeit.
Er schielte zur Straße hinaus.
»Sind sie weg?«
»Ja, scheint so.« Er packte den Kollegen am unversehrten Arm. Trotzdem biss sich Alain auf die Unterlippe, um einen Schrei zu unterdrücken. Glücklicherweise waren es nur zehn Meter bis zur Tür, die ins Treppenhaus führte, und niemand kam die Straße entlang. Doch sobald sie sich in der relativen Sicherheit des Hauseingangs befanden, sackte Alain in sich zusammen. Eric musste ihn mehr in die Wohnung tragen, als dass er selbstständig lief. Er legte Alain auf der Couch ab und schob den Ärmel der Jacke nach oben. Es war wohl aber nur der Schock, der zu der Ohnmacht geführt hatte, denn so viel Blut hatte Alain augenscheinlich gar nicht verloren. Es war nur ein Streifschuss gewesen, nur etwas Haut, die sich abgelöst hatte.
»Du bist eine ganz schöne Memme!« Doch es war eine enorme Erleichterung zu sehen, dass es ihn nicht schwer getroffen hatte, was auch immer geschehen war. Denn Eric war einfach kein geborener Ersthelfer, ihm wurde leicht schummrig bei dem Anblick von Blut, vor allem beim Anblick von frischem Blut. Doch hier brachte er noch einen ganz passablen Druckverband zustande und hielt Alain eine Ampulle Riechsalz unter die Nase.
Alain öffnete die Augen, sah zu ihm herauf und grinste schwach.
»Denk nicht mal daran«, beschied ihm Eric, der diesen Blick zu deuten wusste. »Ich wollte ohnehin nicht mit dir rummachen. Es erschien mir nur als schnellste Möglichkeit, dich hierher zu bekommen.«
»Jetzt bin ich tief in meinem Stolz gekränkt«, schniefte Alain. »Wieso sollte ich herkommen?«
»Ich erkläre es später. Erst einmal, was ist geschehen?« Er
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