Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer
gegeben hatte; denn seine Vorfahren gehörten schon seit dem siebzehnten Jahrhundert zu den Helfershelfern dieses Teils der Meuterer.
Nun, nach all den Jahren, sollte es also endlich zu einer Entscheidung kommen, und dieser amerikanische General, dieser Hatcher, machte sich sogar noch besser, als Sir Frederick das erwartet hatte. Natürlich war es Hector zu verdanken, dass Hatcher überhaupt in irgendeiner Weise handelte, und Sir Frederick war instruiert worden, auch schon den ersten, noch zögerlich vorgebrachten Vorschlag dieses Yankees zu unterstützen; dieser Hatcher indes war wirklich ein ganz ordentlicher Bursche.
Sir Frederick warf einen Blick auf die Uhr, die auf seinem Schreibtisch stand, und sein Lächeln verwandelte sich in das eines Hais. In weniger als zwei Stunden sollten das SAS und die Royal Marines den Stützpunkt der ›Roten Augenbrauen‹ in Hartlepool angreifen, und dann würde Sir Frederick den Premierminister davon in Kenntnis setzen müssen. Der Rat ging davon aus, dass der PM immer noch ein »freier Mann« war, und Sir Frederick wäre geneigt gewesen, diese Vermutung zu bestätigen. Es versprach interessant zu werden: zu erfahren, ob das auch ausreichte, um seinen eigenen Posten zu halten, wenn der Innenminister und die Verteidigungsministerin – die beide definitiv nicht mehr frei waren – seinen Kopf fordern würden.
Oberst Erik von Grau setzte sich wieder auf den Boden des Grabens. Der Leutnant neben ihm spähte mit seinem Restlichtverstärker-Fernglas zu den abgelegenen Landhäusern an der Mosel hinüber, doch Grau hatte seine eigene letzte Inspektion bereits abgeschlossen. Die zweihundert Mann, die er eigenhändig ausgewählt hatte, waren praktisch unsichtbar, und nun konzentrierte er sich wieder auf andere Dinge. Er spitzte die Ohren, wartete darauf, dass der Donner loslegte und gestattete sich ein schmales Lächeln.
Er hatte ein wenig gefeiert, er ganz allein, als die Anweisungen von der Nergal ihn erreicht hatten, und als nun die Meldungen über die ersten drei Angriffe die Welt zu erschüttern begannen, hatte er es kaum abwarten können, dass endlich die Bitte der Amerikaner eintraf. Der deutsche Nachrichtendienst hatte diesen Stützpunkt des ›Kommando Zwölfter Januar‹ schon vor geraumer Zeit entdeckt, doch nachdem der Innenminister davon in Kenntnis gesetzt worden war, hatte dieser es vorgezogen, nicht zu handeln.
Doch von diesem kleinen Ausflug hier wusste Herr Trautmann nichts, und die Armee hatte auch nicht die Absicht, den Zivilisten irgendetwas hierüber zu erzählen, bis alles vorbei wäre. Graus Vorgesetzte hatten das auf die harte Tour lernen müssen und vertrauten dem USFC der Amerikaner jetzt mehr als ihren eigenen zivilen Oberbefehlshabern. Das war natürlich äußerst bedauerlich, aber Grau hatte dafür mehr Verständnis als die meisten anderen.
»Einkommend«, meldete eine leise Stimme über das Funkgerät, und Grau grinste Leutnant Heil erneut an. Heil sah frappierend so aus wie eine jüngere Ausgabe seines Vorgesetzten – was vielleicht nicht allzu überraschend war, denn Graus Urururururgroßmutter war zugleich auch Heils Urururururgroßmutter –, und auch ihr Grinsen war praktisch identisch.
Plötzlich dröhnte über ihren Köpfen ein Überschallknall, als der Jagdbomber der Luftwaffe mit voll gezündetem Nachbrenner in fünfzig Metern Höhe über sie hinwegschoss.
»Los!« Major Tama Matsuo von der japanischen Armee, tippte seinem Sergeant gegen die Schulter, und die beiden krochen durch die Dunkelheit, hinter dem Einsatzteam von Lieutenant Yamashita her. Diese Dunkelheit tauchte Bangkok in angenehme Anonymität, doch der Griff des automatischen Granatwerfers fühlte sich trotzdem feucht zwischen seinen Fingern an.
Der Sergeant und er bogen um eine Ecke und verschmolzen dann mit dem Gebüsch am Fuße der steinernen Mauer; sie schlossen sich den Männern an, die dort bereits auf sie warteten. Noch einmal überprüfte Tama die Uhrzeit. Die Männer unter der Leitung von Lieutenant Kagero sollten sich jetzt in Position befinden, doch der Zeitplan ließ ihnen weitere fünfunddreißig Sekunden Spielraum.
Der Major behielt das abgeblendete Display seiner Armbanduhr im Blick, achtete darauf, dass seine Atmung regelmäßig blieb, und hoffte, dass die Feindaufklärung unter Leitung von Hector MacMahan anständige Arbeit geleistet hatte. Es war schwer genug gewesen, seine Vorgesetzten davon zu überzeugen, dass es erforderlich war, einem Vorstoß auf das
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