Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer
weiß, Al. Ich weiß.« Hatcher seufzte und schüttelte kurz den Kopf, und seine normalerweise hochkonzentriert glitzernden Augen wirkten unendlich traurig, als er so auf dieses Schlachtfeld hinausblickte. Und es war wirklich ein ›Schlachtfeld‹, auch wenn nicht ein einziges der Frühwarnsysteme der Vereinigten Staaten irgendetwas gemeldet hatte – weder vor noch nach den Explosionen. Wenigstens hatten ein paar ihrer Satelliten aufgezeichnet, was während dieser Schlacht geschehen war … aber das sorgte nun auch nicht gerade dafür, dass der General sich besser fühlte.
»Ich gehe zurück ins Büro, Al. Sie bleiben dran und halten mich auf dem Laufenden!«
»Jawohl, Sir!«
Hatcher salutierte, und seine junge Komm-Offizierin mit dem auffallend bleichen Gesicht trat vor ihn. Ihr kastanienbraunes Haar trug sie ein wenig länger, als die Vorschriften das gestatteten, und nun wehte es in dem Wind, mit dem die tosenden Feuer in zehn Kilometern Entfernung die Luft ansogen.
»Nehmen Sie Kontakt mit Major Weintraub auf, Lieutenant! Sorgen Sie dafür, dass er im HQ auf mich wartet!«
»Jawohl, Sir!« Der Lieutenant eilte zum Funkgerät des Kommandofahrzeugs, und Hatcher legte Germaine die Hand auf die Schulter.
»Achten Sie auf Ihr Dosimeter, Al! Wenn das auf Gelb umschlägt, dann kommen Sie sofort zurück zur Basis! Der Major und ich werden sowieso noch mit Ihnen sprechen wollen!«
»Jawohl, Sir.«
Kurz drückte Hatcher ihm die Schulter, spürte, wie verspannt sein Untergebener war, dann ging er mit schweren Schritten zum Luftkissenfahrzeug zurück. Das Luftkissen wurde aufgebaut, das Fahrzeug stieg ein wenig höher und setzte sich dann, unangenehm ruckelnd, über das Gelände in Bewegung, doch Hatcher war so in Gedanken versunken, dass er das kaum bemerkte.
Die erste Welle der Gegenangriffe hatte Hatcher überrascht. Eine Hand voll Angriffe auf isolierte Segmente der Luft- und Raumfahrt, einige blutige Massaker, bei denen einzelne Familien betroffen waren. Das alles war ihm eher wie vereinzelte Nadelstiche denn wie richtige, ›ausgewachsene‹ Angriffe erschienen, und vorsichtig war er zu dem Schluss gekommen, dass ›die Bösen‹, wer auch immer das nun wirklich sein mochte, hinter den wenigen Leuten aus Hectors Umfeld her waren, die sie tatsächlich hatten identifizieren können. Das war zwar schon schlimm genug, aber durchaus noch verständlich.
Innerhalb von zwölf Stunden indes hatte eine ganze Sturzwelle der Zerstörung, dieses Mal ungleich blutiger, den ganzen Planeten heimgesucht wie ein Tsunami. West Point, Sandhurst, Klyuchevskaya, Goddard … Eden Zwo.
Ganz offensichtlich hatte sich die Gegenseite für die traditionelle Waffe der Terroristen entschieden: den Terror. Zusammen mit den Berichten, die aus La Paz eingetroffen waren, und die nur einen direkten Zusammenstoß zweier feindlicher Gruppen von Außerirdischen bedeuten konnten, und dieser neuen Obszönität, hier im Staate New York, wirkte es ganz so, als würden sich die Machtverhältnisse gerade drastisch verändern, und das, was er beim kurzen Durchsehen dessen, was die Satelliten aufgezeichnet hatten, gesehen hatte, schien das zu bestätigen.
Das erste Warnzeichen waren die Detonationen der Sprengköpfe gewesen, doch die Kameras hatten alles aufgezeichnet. Ganz offensichtlich hatte die eine Seite so richtig was einstecken müssen, und wenn man berücksichtigte, wer welche Art Gefechtsköpfe eingesetzt hatte, sah es nicht so aus, als wären das ›die Bösen‹ gewesen. Hectors Leute hatten nur kleine Nuklearsprengköpfe eingesetzt, wenn überhaupt. Ihren Gegnern allerdings war es gelinde gesagt scheißegal, wen sie alles umbrachten. Die wollten einfach nur zerstören, pfeif auf die Kollateralschäden; die Leute von der Datenauswertung der Satellitenaufzeichnungen vermuteten, dass die ›Sieger‹ Gefechtsköpfe in der Größenordnung von zwanzig Kilotonnen eingesetzt hatten – vielleicht sogar noch etwas größer.
Hatcher seufzte. Weitere Steine dieses Puzzles hatte er zusammensetzen können, als seine Experten herauszufinden versucht hatten, was genau hier vor sich ging – und eines war dabei ganz deutlich geworden: Das Verhaltensmuster von Hector und seinen Leuten ließ auf ausgiebige Planung, nur begrenzte Gewaltbereitschaft und ressourcensparendes Vorgehen schließen, während ihre Gegner in sehr viel größeren Maßstäben dachten. Deren Aktionen erstreckten sich über einen größeren Bereich, und sie erfolgten sehr viel
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