Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer
ihm demonstriert, indem er zur Veranschaulichung die Leistungsfähigkeit seiner Implantate auf die Stufe der Meuterer gedrosselt hatte.
Colin schloss die Augen und entspannte sich, lächelte ein wenig und ließ sich auf dem Wasser treiben. Er hatte angenommen, all diese Veränderungen würden sein Körpergewicht drastisch steigern, aber das war nicht der Fall. In seinem Körper war jetzt sehr viel mehr untergebracht als zuvor; doch die Kunststoffe des Vierten Imperiums waren unglaublich leicht, gerade angesichts ihrer Widerstandsfähigkeit. Seine Implantate hatten sein Gewicht gerade einmal um fünfzehn Kilogramm gesteigert – und mindestens ebenso viel Fett habe ich inzwischen ausgeschwitzt, dachte er mit einem schiefen Grinsen.
»Dahak«, sagte er dann, ohne die Augen zu öffnen.
»Ja, Colin?«
MacIntyre grinste noch breiter, als er hörte, wie der Computer ihn angesprochen hatte. Das war noch etwas, wogegen Dahak sich verwahrt hatte; aber MacIntyre hatte auf keinen Fall die Absicht, sich ständig ›Kommandant‹ oder ›Sir‹ nennen zu lassen, wenn sein einziger Untergebener ihn ansprach, selbst wenn er jetzt Kommandant eines Raumschiffs war, dessen Größe etwa einem Viertel seiner Heimatwelt entsprach.
»Wie ist der aktuelle Status der Bergungsmission?«
»Sie haben viele Trümmer an der Absturzstelle geborgen, einschließlich der Seriennummern-Schilder Ihres Schiffes. Colonel Tillotson ist nicht zufrieden, weil immer noch kein organisches Material gefunden wurde, aber General Yakolev hat beschlossen, den Einsatz abzubrechen.«
»Gut«, grunzte MacIntyre und fragte sich, ob er das wirklich so meinte. Die Untersuchung des Absturzes, die einem gemeinsamen Kommando unterstand, hatte sich länger hingezogen, als Colin das erwartet hatte, und er war richtig gerührt davon, dass Sandy entschlossen war, ›ihn‹ unbedingt zu finden; doch zugleich war er wirklich erleichtert, dass es jetzt vorbei war. Es war ein wenig erschreckend, so wie das Durchtrennen einer allerletzten Nabelschnur, doch es musste geschehen, wenn Dahak und er auch nur die geringste Chance auf Erfolg haben wollten.
»Irgendein Anzeichen für eine Reaktion seitens der Leute von Anu?«
»Nein«, erwiderte die Dahak . Es folgte eine kurze Pause, und dann fuhr der Computer mit einer Stimme fort, die fast ein wenig traurig klang. »Colin, Sie könnten die Daten sehr viel schneller erhalten, wenn Sie auf Ihr Neuralinterface zugreifen würden.«
»Komm, tu mir den Gefallen!«, gab MacIntyre zurück, öffnete ein Auge und schaute zu, wie Wolken über den Himmel zogen, der an die Decke seines Atriums projiziert wurde. »Und erzähl mir auch nicht, dass die anderen Besatzungsmitglieder ihre Implantate die ganze Zeit benutzt hätten! Das glaube ich nämlich nicht.«
»Nein«, gab Dahak zu, »aber sie haben sie sehr viel häufiger eingesetzt als Sie. Vokalisation ist häufig dann erforderlich, wenn gezielt und kognitiv Daten manipuliert werden sollen – schließlich sind die menschlichen Gedankengänge untrennbar durch Syntax und Semantik miteinander verbunden und werden so auch fokussiert –, und dennoch kann das ein beschwerlicher Prozess sein, und es ist eine alles andere als effiziente Art und Weise, Daten aufzunehmen.«
»Dahak«, sagte MacIntyre geduldig, »du könntest mir über dieses Implantat deinen gesamten Speicher-Kern in mein Hirn herunterladen …«
»Unzutreffend, Colin. Die Kapazität deines Gehirns ist sehr begrenzt. Meinen Schätzungen nach würden nicht mehr als …«
»Ach, halt die Klappe!«, unterbrach Colin ihn und blinzelte ihm ›zu‹ – wo auch immer er ›sein‹ mochte. Wenn der lange Aufenthalt in der Erdumlaufbahn Dahak auch noch nicht ganz menschlich gemacht hatte, so kam er diesem Charakteristikum doch in vielerlei Hinsicht bemerkenswert nahe. MacIntyre bezweifelte, dass die Entwickler des Zentralen Kommandocomputers beabsichtigt hatten, dass die Dahak einen Sinn für Humor besaß.
»Jawohl, Colin«, bestätigte Dahak mit so unterwürfiger Stimme, dass MacIntyre sich absolut sicher war: Innerlich tat dieser Computer etwas, was wohl das elektronische Gegenstück zu ›leisem Lachen‹ war.
»Vielen Dank. Ich hatte damit gemeint, dass du wie mit einem Trichter mein Gehirn mit Informationen überfluten kannst, aber damit sind das immer noch nicht ›meine‹ Informationen. Das ist wie … wie eine Enzyklopädie. Das ist ein Nachschlagewerk, das man zur Hand nimmt, wenn man es braucht, und nicht etwas, das
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