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Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Titel: Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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nach Cal gesucht haben. Außerdem …«, die alten Augen waren weise und mitfühlend, trotz seiner eigenen Bitterkeit, »… hat er auch seinen Bruder verloren … und er hat Cal und die Mädchen gerächt.«
    Er ging zu dem Tisch hinüber, auf dem Colin lag, und blickte ihm herausfordernd in die Augen, und Colin wusste, dass dort etwas zwischen ihnen stand. Er hatte Sean gewarnt, es bestünde durchaus die Gefahr, das Relais könne vielleicht entdeckt werden, und genauso war es auch gewesen. Sein Fehler hatte Cal und Francis das Leben gekostet, und Harriet und Anna und Sean und Sandy. Er wusste es, und das gleiche Wissen stand auch in dem Blick des alten Mannes, und doch hatte der Mann die Hände hinter dem Rücken verschränkt, beredt unbedrohlich.
    »Wahrlich, welchen Sinn hat seine Rache?«, wollte Jiltanith jetzt wissen, und ihr schönes, hasserfülltes Gesicht war eiskalt. »Wird ihnen das den Lebensodem wiedergeben? Niemals! Tötet ihn, und das sei es gewesen, so sage ich!«
    »Nein, 'Tanni«, widersprach der Mann jetzt heftiger. »Wir brauchen ihn, und er braucht uns!«
    »Niemals, sage ich, Vater!«, spie Jiltanith zornglühend die Worte aus. »Ich werde nichts mit jenem zu tun haben! Nein, fürwahr, nicht das Geringste!«
    »Das obliegt nicht dir zu entscheiden, 'Tanni.« Der Mann hatte entschieden. »Das obliegt dem Rat – und der Vorsitzende des Rates bin ich .«
    »Vater«, so sanft, wie Jiltanith sprach, so tödlich klang es, »wenn du jenen Manne zu deinem Verbündeten wählst, dann bist du wahrlich ein Narr! Schon jetzt hat er dir bittere Verluste eingebracht. Gib Obacht, auf dass der Preis nicht noch höher werde!«
    »Wir haben keine andere Wahl«, erklärte ihr Vater bestimmt. Mit seinen traurigen, weisen Augen hielt er Colin fest in seinem Bann. »Commander, wenn Sie mir Ihr Ehrenwort geben, dann werde ich den Presser abschalten.«
    »Nein«, gab Colin kühl zurück.
    »Commander, wir sind nicht das, wofür Sie uns halten. Oder vielleicht doch, in gewisser Weise, aber Sie brauchen uns, und wir brauchen Sie. Ich bitte Sie nicht, sich zu ergeben, ich bitte Sie nur, mir zuzuhören. Mehr verlange ich gar nicht. Wenn Sie das wünschen, werden wir Sie danach gehen lassen.«
    Colin hörte, wie Jiltanith verbittert die Luft zwischen den Zähnen einsog, doch sein Blick blieb weiterhin auf das Gesicht des alten Mannes geheftet. Irgendetwas unaussprechlich Altes, Wachsames lag in dessen Blick – alt, und doch voller Lebenskraft, einer Lebenskraft, die nur daher stammte, dass er sein Leben einem klaren Ziel gewidmet hatte. Obwohl Colin selbst das eigentlich gar nicht wollte, war er doch geneigt, den Worten des Alten Glauben zu schenken.
    »Und wer zum Teufel sind Sie?«, brachte er schließlich mit rauer Stimme hervor.
    »Ich, Commander?« Der alte Mann schenkte ihm ein schiefes Lächeln. »Horus, Geschosspezialist Erster Klasse, ehemals im Dienste der Imperialen Raumflotte. Äußerst ›ehemals‹, fürchte ich. Und außerdem …« – sein Lächeln schwand – »… bin ich Horace Hidachi.«
    Colins Lider begannen zu flattern, und der alte Mann nickte.
    »Jawohl, Commander. Cal war mein Urenkel. Und allein deswegen schulden Sie mir, so denke ich, wenigstens die Geste der Höflichkeit, mir zuzuhören, finden Sie nicht?«
    Einige Sekunden lang, endlose Sekunden, starrte Colin ihn nur wortlos an, und dann – unter dem Einfluss des Pressers war die Bewegung nur ruckartig möglich – nickte er.
    Colin bewegte die Schultern, um die Uniform, die man ihm geliehen hatte, zurechtzurücken – sie diente als Ersatz für die blutverschmierte Kleidung, mit der er hier angekommen war –, und begutachtete seine Umgebung, während Horus und Isis Tudor ihn einen Korridor hinunterführten. Ein tragbares Suppressorfeld blockierte immer noch seine Sensoren, und er war ein wenig überrascht, wie unvollständig er sich unter diesen Umständen fühlte. Er hatte sich wohl doch schon an seine neuen Sinne gewöhnt, hatte das Wahrnehmen eines sehr viel größeren Ausschnitts aus dem elektromagnetischen Spektrum und das Gravitonenspektrum als Erweiterung von Sehen, Tasten und Riechen akzeptiert. Jetzt wo sie fort waren, ihm geraubt durch das tragbare Gerät, das Jiltanith, die stets so umherlief, als hätte sie einen Besenstiel verschluckt, die ganze Zeit über auf ihn gerichtet hielt, während sie auf dem Korridor hinter ihm ging.
    Auf ihrem Weg begegneten sie einigen anderen; doch viele Personen waren hier nicht unterwegs.

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