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Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Titel: Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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    Diese Erinnerung entrang ihm einen heiseren, undeutlichen Laut der Trauer, und er schloss die Augen wieder. Dann nahm er sich zusammen und versuchte sich aufzusetzen, doch sein Körper gehorchte ihm nicht, und wieder öffnete er die Augen. Dann versuchte er es erneut, seine Muskeln spannten sich an, doch es war, als versuche er die Erde selbst hochzustemmen. Irgendetwas drückte ihn nieder, und er biss die Zähne zusammen, als er erkannte, dass er unter einem ›Presser‹ lag. Und er erkannte auch ein Suppressor-Feld, das erklärte, warum seine Sensoren-Implantate sich so tot anfühlten.
    Ein leises Geräusch drang an sein Ohr, und mühsam drehte er den Kopf zur Seite – unter dem Einfluss dieses Pressers war er selbst zu dieser Bewegung kaum in der Lage.
    Drei Personen mit grimmigen Mienen schauten ihn an. In der Mitte stand ein Mann: graue Haare, über sein faltiges Gesicht zog sich eine alte, längst verheilte Narbe, die knapp unter seinem Auge begann und bis unter den Kragen seines zerschlissenen alten Sweatshirts von der Clemson University reichte. Seine lederartige Haut hatte den Olivton, der für das Vierte Imperium charakteristisch war, und Colin begriff jetzt, was Dahak ihm erklärt hatte. Dieser Mann war alt. Sehr alt. Er musste sein sechstes Jahrhundert bald schon hinter sich haben; doch auch wenn er alt war, so schien er dabei doch sehr kräftig, und seine olivbraun-schwarzen Augen wirkten äußerst wachsam.
    Eine Frau saß in einem Stuhl neben ihm. Auch sie war alt, doch das gemessen an der kürzeren Lebenserwartung einer Terrageborenen, und ihr immer noch dichtes Haar war in dem gleißenden Licht fast schmerzhaft weiß. Die Haut ihres faltigen Gesichts, auf dem unendliche Trauer zu erkennen war, hatte einen sehr viel helleren Teint als die des Mannes, doch auch ihre Augen waren in ähnlicher Weise leicht geschlitzt, und Colin musste schmerzhaft schlucken, als er sie erkannte. Er hatte Isis Tudor nie kennen gelernt, doch diese Frau sah ihrem ermordeten Enkelsohn einfach zu ähnlich, um irgendjemand anders sein zu können.
    Die dritte Beobachterin hatte eine ähnlich dunkle Haut wie der alte Mann, aber ihre kühlen, starren Gesichtszüge waren fast völlig faltenlos. Für eine Imperiale war sie recht hochgewachsen, erreichte fast Colins eigene Körpergröße von einem Meter achtzig; dabei war sie schlank, fast zerbrechlich. Und sie war sehr schön, mit ihren Mandelaugen und einer katzenartigen Grazie, die unaufdringlich fremdartig war und zugleich schlichtweg perfekt. Eine dichte Haarmähne reichte ihr bis tief in den Rücken, so schwarz, dass dieses Haar fast schon blaugrün schimmerte; im Nacken wurde es von einer edelsteinbesetzten Spange zu einem nicht weiter geflochtenen Zopf zusammengehalten. Sie trug eine maßgeschneiderte lange Hose und einen Kaschmirpullover. Der edelsteinbesetzte Dolch an ihrem Gürtel schien nicht recht zum Rest ihrer Kleidung zu passen, doch nichts daran wirkte in irgendeiner Weise komisch. Dafür umklammerten ihre schlanken Finger das Heft zu hungrig, und ihre dunklen Augen waren voller unbändigem Hass.
    Schweigend starrte er sie an, dann wandte er den Blick wieder bewusst von seinen Besuchern ab.
    Das Schweigen zog sich hin, und dann räusperte sich der alte Mann.
    »Was sollen wir mit Ihnen machen, Commander MacIntyre?«, fragte er mit leiser Stimme; er sprach perfektes, akzentfreies Englisch, und fast gegen seinen eigenen Willen drehte Colin sich wieder zu ihm um. Dem Sprecher gelang ein verzerrtes Lächeln und er legte der alten Frau einen Arm um die Taille. »Wir wissen, was Sie sind – teilweise zumindest …«, fuhr er fort, »… aber nicht ganz. Und …«, plötzlich wurde seine sanfte Stimme sehr viel härter, »… wir wissen, was Sie uns bisher schon gekostet haben.«
    »So verschwende doch deine Worte nicht an jene Person!«, unterbrach ihn die junge Frau kühl.
    »Still, Jiltanith«, entgegnete der alte Mann. »Es ist nicht seine Schuld!«
    »Fürwahr nicht? Und doch liegt Calvin tot danieder, und ebenso seine Frau und seine Töchter. Und das war das Werk wohl jenes Mannes dort!«
    »Nein.« Trauer klang in Isis Tudors sanfter Stimme mit, doch sie schüttelte mit langsamen Bewegungen den Kopf. »Er war Cals Freund , 'Tanni. Er wusste doch nicht, was er da tat.«
    »Dies wahrlich verändert nicht das Geringste«, gab Jiltanith verbittert zurück.
    »Isis hat Recht, 'Tanni«, stimmte der alte Mann ihr traurig zu. »Er hat nicht wissen können, dass sie

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