Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer
Temperaturanzeige des selbstgebauten Schildgenerators meldete bedrohliche Werte, doch er hielt durch.
Endlich ebbte der Donner ab, und Colin blickte auf, als Sandy wieder das Wort ergriff.
»Jetzt wissen sie es«, sagte sie leise. »Gleich werden sie von vorn auf uns anstürmen. Die können es sich nicht leisten bei dem Lärm, den wir hier machen, noch viel Zeit zu verlieren. Die müssen hier reinstürmen und auch wieder raus sein, bevor …« Sie stockte und lenkte einen weiteren Feuerstoß in die Nacht hinaus, und ein dritter Körper wurde in Stücke gerissen. »… bevor irgendjemand hierher kommt, um nachzusehen, was zum Teufel eigentlich los ist.«
»Gegen einen richtigen Ansturm kommen wir niemals an«, warnte Colin sie.
»Das weiß ich. Es wird Zeit abzuhauen, Colin!«
»Die werden uns folgen«, sagte er. »Nicht mal ich kann einer Kampfpanzerung mit Sprungausrüstung davonlaufen.« Er machte sich gar nicht erst die Mühe auszusprechen, dass Sandy nicht einmal den Hauch einer Chance dazu hatte.
»Ist auch nicht nötig«, sagte sie nur knapp. »Am Ende des Tunnels sollten dich bereits Freunde erwarten, wenn du da ankommst. Aber renn da bloß nicht schießend raus! Die wissen ja nicht, was hier los ist.«
»›Freunde‹? Was …?« Er sprach die Frage nicht zu Ende und gab einen weiteren Schuss ab, doch inzwischen hatten die Meuterer begriffen, dass sie unter Beschuss lagen. Colin traf sein Ziel genau in der Körpermitte; doch sein Ziel ließ sich fallen, bevor der Energiestrahl die Panzerung vollends überlasten konnte. Der Meuterer in der Panzerung war schwer verwundet – das ohne jeden Zweifel –, doch höchstwahrscheinlich lebte er noch.
»Stell keine Fragen! Beweg endlich deinen Hintern und mach, dass du hier rauskommst!«
»Nicht ohne dich!«, schoss er zurück.
»Du dämlicher …!« Sandy verkniff sich ihre Bemerkung und schüttelte nur heftig den Kopf. »Ich kann doch noch nicht einmal diesen verdammten Tunnel aufmachen, du Vollidiot! Du kannst das, also hör auf, hier so beschissen auf galant zu machen! Irgendjemand muss den Hintereingang absichern, und ein anderer muss den Tunnel aufmachen! Jetzt mach endlich , Colin!«
Er wollte gerade etwas erwidern, doch da wurden seine Sensoren von den Emissionssignaturen von Kampfpanzerungen regelrecht überflutet – auf der Straße unterhalb des Abhangs sammelte sich der Feind. Sandy hatte Recht, und Colin wusste das auch. Er wollte es nicht wahrhaben, wusste es aber nur zu genau.
»Also gut!«, stieß er mit rauer Stimme hervor. »Aber du solltest direkt hinter mir bleiben, Lady, sonst komm ich zurück und hol dich!«
» Nein , du sturer, chauvinistischer …«
Sie verkniff sich den Rest, als sie begriff, dass er bereits fort war. Sie wollte ihm noch ›Viel Glück!‹ hinterherrufen, doch sie wagte es nicht, den Blick von der Vordertür abzuwenden. Es tat ihr Leid, dass sie auf seine Worte so hart reagiert hatte, denn ihr war klar, warum er gesagt hatte, was er gesagt hatte, ja, es hatte sagen müssen , obwohl sie beide wussten, wie sinnlos es war. Colin musste sich einfach vormachen dürfen, dass er zurückkäme – das er würde zurückkommen können –, und doch wusste er genauso gut wie sie, dass sie, wenn sie nicht unmittelbar hinter ihm blieb, aus der Todesfalle niemals mehr herauskommen würde.
Doch was sie ihm vorsichtigerweise nicht gesagt hatte, war, dass sie ihm gar nicht zu folgen gedachte. Sie hatte gesagt, am Ende des Tunnels warteten Freunde, aber sie konnte sich nicht absolut sicher sein, und selbst wenn dem so war, musste doch irgendjemand die Aufmerksamkeit der Angreifer weiter auf sich lenken, damit sie die Bewegung in dem Tunnel nicht wahrnähmen, sobald Colin aus dem Schutzschild heraustrat. Und Sandy hatte ernst gemeint, was sie gesagt hatte: Wenn er wirklich ein Brückenoffizier-Implantat in sich trug, dann musste er heil hier rauskommen. Sandy verstand nicht alles, was hier geschah, doch dass Colin überleben musste, begriff sie mit großer Klarheit. Und sie wusste auch, dass er Zeit brauchen würde, um zu entkommen.
Neben sich legte Sandra Tillotson, Lieutenant Colonel der United States Air Force ein Ersatzmagazin zurecht und bereitete sich darauf vor, Colin MacIntyre genau diese Zeit zu verschaffen.
Colin raste die Kellertreppe hinab, und er fühlte sich richtig elend dabei. Tief in seinem Innersten glaubte er zu wissen, was Sandy vorhatte, und sie hatte Recht, verdammt noch mal!
Doch die Vorstellung,
Weitere Kostenlose Bücher