Colin-Saga 02 - Das Armageddon-Vermächtnis
anpassungsfähig extremen Umgebungen gegenüber wäre. Bei diesen Wesen ist beides nicht gegeben.«
»Ist das denn von Bedeutung?«, fragte Amesbury nach. »Die Menschheit hat derartige Charakteristika ja auch nicht gerade an den Tag gelegt, weder hier noch in der Geschichte des Imperiums.«
»Diese Fälle kann man nicht als Parallelfälle betrachten, Sir Frederick. Der terranische Zweig der menschlichen Spezies hat erst kürzlich das primitive Stadium hinter sich gelassen, und die gesamte Geschichte der Menschheit, von ihren Anfängen auf Mycos bis zum heutigen Zeitpunkt, entspricht immer noch nur einem winzigen Bruchteil des Zeitraums, den die Achuultani bereits existieren. Weiterhin hat die Zerstörung des Dritten Imperiums durch die Achuultani sämtliche von Menschen bewohnten Planeten mit Ausnahme von Birhat zerstört – eine recht drakonische Verringerung des zur Verfügung stehenden Genreservoirs.«
»Schon verstanden«, brummte Amesbury, und Cohanna deutete auf Isis.
»Ebenso wie Cohanna auf Anomalien in der Physiologie der Achuultani gestoßen ist«, begann die weißhaarige Medizinerin, »habe ich Anomalien in ihrem Verhaltensmuster entdeckt. Ganz offensichtlich ist unser Gefangener – sein Name lautet ›Brash-ii-el‹, besser können wir es zumindest nicht aussprechen – eben ein Gefangener , und als solcher im eigentlichen Sinne nicht repräsentativ für seine Spezies. Sein Verhalten hingegen ist, wenn man es mit dem eines Menschen vergleicht, völlig bizarr.
Er scheint sich mit seiner Lage abgefunden zu haben, aber er ist nicht passiv. Ganz allgemein wirkt sein Verhalten friedfertig, und man könnte annehmen, dass dies seinem Naturell entspricht, oder aber es ist nur eine Reaktion auf unsere Biotechnik. Er ist gewiss bereits zu dem Schluss gekommen, dass selbst unsere Sanitäter um ein Vielfaches stärker sind als er, auch wenn ihm vielleicht noch nicht bewusst ist, dass dies eine Folge künstlicher Erweiterungen ist. Aber er ist nicht apathisch. Er ist wachsam, interessiert, sogar neugierig. Wir sind bisher noch nicht in der Lage, mit ihm zu kommunizieren. Er erscheint jedoch aktiv zu genau diesen Versuchen beitragen zu wollen. Ich behaupte jetzt, dass ein Soldat, der sich an einem Feldzug mit dem Ziel eines Genozids beteiligt hat und der keinerlei Widerstand leistet, ja nicht einmal, so weit wir das bisher beurteilen können, Feindseligkeit gegenüber genau der Spezies an den Tag legt, die auszulöschen er doch aufgebrochen ist, nicht gerade die Verhaltensweisen zeigt, wie sie von einem Menschen zu erwarten wären.«
»Hmmm.« Colin zupfte sich an der Nasenspitze. »Wie reagieren seine Verwundungen auf unsere Therapien?«
»Wir können bei einer derart unvertrauten Physiologie weder eine Schnellheilung noch Regeneration einleiten, aber er scheint sich gut zu erholen. Seine Knochen wachsen ein wenig schneller zusammen, als das bei einem Menschen der Fall wäre; die Gewebeheilung scheint dafür ein wenig langwieriger zu sein.«
»Also gut«, meinte Colin, »was haben wir jetzt hier? Eine Technologie voller Logik-Löcher, eine Spezies, die evolutiv ein echter Spätzünder ist, und einen Gefangenen, dessen Verhaltensweisen sämtliche auf Logik basierenden Erwartungen widersprechen. Hat irgendjemand einen Vorschlag, was all das würde erklären können?«
Erwartungsvoll blickte er sich in der Runde um, doch als Antwort erhielt er nur Schweigen.
»Na ja«, sagte er nach einer kurzen Pause, »dann sollten wir uns vorerst vertagen. Falls nicht irgendetwas Unerwartetes eintritt, treffen wir dann wieder am Dienstag um vierzehn Uhr zusammen. Wäre Ihnen allen das recht?«
Alle nickten, und Colin erhob sich.
»Bis dann«, verabschiedete er alle Anwesenden. Colin wollte sowieso möglichst schnell auf die Dahak zurück. Die Zwillinge zahnten gerade, und 'Tanni war nicht gerade die friedfertigste Mutter in der Geschichte der Menschheit.
Kapitel Neunzehn
Brashieel, der einst ein Diener des Donners gewesen war, rollte sich in seinem neuen Nest zusammen und dachte nach. Er war bisher niemals auf die Idee gekommen – und, so weit er das wusste, auch niemand sonst –, er könne in Gefangenschaft geraten. Hüter nahmen Nestmörder nicht gefangen; sie erschlugen sie. So, das hatte er zumindest immer angenommen, verfuhren auch Nestmörder mit Hütern, doch dieses hier hatten das nicht getan.
Er hatte versucht, bis zum Tode zu kämpfen, doch er war gescheitert, und, auch wenn es ihm selbst
Weitere Kostenlose Bücher