Colin-Saga 02 - Das Armageddon-Vermächtnis
was dort draußen auf sie wartete, doch das war immer noch besser als gar nichts. Und alles war besser als einfach kampflos zu sterben.
»Da gebe ich dir Recht«, meinte Tsien tonlos.
»Also gut. Tao-ling, Sie machen die Luke auf! Al, ich glaube, die kommen von Süden. Von dort, wo Sie stehen, könnten Sie den oberen Teil der Rampe sichern. Tao-ling, Sie kommen 'rüber zu mir! Wir werden versuchen, sie aufzuhalten, wenn Sie von der anderen Seite kommen sollten, aber Al ist der Einzige, der hier über richtige Feuerkraft verfügt.«
»Jawohl, Sir«, bestätigte Germaine, und Tsien nickte zustimmend.
»Dann also … los!«
Tsien schlug auf den Türöffner und rollte sich über den Boden, dann kauerte er auf Händen und Knien neben Hatcher. Beide pressten sie sich mit dem Rücken an die Wand, als kreischend ein weiterer Feuerstoß in den Raum fegte, und Hatcher stieß einen Fluch aus, als ein Streifschuss ihm die Wange aufriss.
»Können Sie den Scharfschützen erledigen, ohne sich selbst erwischen zu lassen, Al?«
»Mit dem größten Vergnügen«, gab Germaine kühl zurück. Sein Blick schien ins Leere zu gehen, als er mit Hilfe seiner Implantate den Punkt zu bestimmen versuchte, von dem aus die Schüsse abgegeben wurden, dann kauerte er sich zusammen und machte einen Schritt zur Seite. Er bewegte sich mit der atemberaubenden Geschwindigkeit, die ihm seine Biotechnik ermöglichte, und das Grav-Gewehr gab einen einzigen, präzisen Feuerstoß ab: Mit einer Geschwindigkeit von zweihundertfünfzig Metern in der Sekunde rasten drei Millimeter große Explosivgeschosse auf ihr Ziel zu.
Quang fluchte, als der Feuerschutz plötzlich erstarb. Also hatten die mindestens eines dieser verdammten Grav-Gewehre!
Das war schlimm, aber er hatte immer noch fünfundzwanzig Mann, und sie alle waren schwer bewaffnet.
Quang hatte keine Ahnung, wie der Rest des Angriffs lief, doch Tsiens Reaktion war zutiefst entlarvend gewesen, und der einzige Mensch hier, der ihn, Quang, identifizieren konnte, musste unbedingt sterben.
Seine Männer rannten vor ihm die Rampe hinauf.
Sie hieß Litanil, und wenn man die Zeit abzog, die sie in Stasis verbracht hatte, war sie sechsunddreißig Jahre alt. Sie brauchte einige kostbare Augenblicke, um zu begreifen, was hier geschah, und noch ein wenig länger, es auch tatsächlich zu begreifen; doch nachdem dies geschehen war, wurde sie von eiskaltem Zorn erfasst.
Litanil hatte nicht lange nachgedacht, als Anus Mitverschwörer sie angeheuert hatten, denn sie war jung und gelangweilt gewesen. Inzwischen wusste sie auch, dass sie verboten naiv gewesen war, und ebenso wie ihre Gefährten musste sie immer und immer wieder gegen die Dämonen des Zerstörers ankämpfen, um wenigstens ein wenig Buße zu tun. Inzwischen hatte Litanil die Terrageborenen schätzen und sogar bewundern gelernt, mit denen sie zusammenarbeitete, und nun waren Hunderte von ihnen gefallen, einfach dahingeschlachtet von diesen Unmenschen, die für dieses Blutbad verantwortlich waren. Litanil machte sie keine Gedanken über das ›Warum‹. Sie dachte nicht einmal darüber nach, welch schwerwiegenden Verrat an ihrer eigenen Rasse dieser Angriff darstellte. Sie dachte nur an ihre toten Freunde, und irgendetwas in ihrem Inneren fauchte wie ein wildes Tier.
Sie schwenkte ihren Hochgeschwindigkeitsbohrer in Richtung der Kämpfe, und über ihren Neuralzugang suchte sie nach den Sicherheitssperren. Ein Unfall, bei dem alle diese Sperren ausfielen oder umgangen wurden, sollte eigentlich unmöglich sein – aber Litanil war schließlich kein Unfall.
Allen Germaine stützte ein Knie auf den Boden und legte das Grav-Gewehr auf dem linken Unterarm ab, während die ersten drei Angreifer über die Kante der obersten Rampe sprangen, die Sturmgewehre auf Automatik gestellt.
Jeder von ihnen konnte einen Feuerstoß abgeben, bevor ihre Leiber in einem regelrechten Sturm aus Explosivgeschossen zerfetzt wurden.
Litanil stellte ihren Hochgeschwindigkeitsbohrer auf maximale Fahrtgeschwindigkeit und raste mit fast zweihundert Kilometern in der Stunde über die steinige Ebene. Nicht einmal ein Gravitonenantrieb konnte die massiven Bohrer bei einer derartigen Geschwindigkeit noch ruhig halten, doch Litanil ritt die Maschine wie ein bockendes, buckelndes Pferd, die Scanner ihrer Implantate auf ein Maximum sensibilisiert, und ihr Gesicht war nur noch eine verzerrte Maske des Zorns, als sie den Bohrkopf auf Brusthöhe
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