Colin-Saga 02 - Das Armageddon-Vermächtnis
geöffnet, Sir.«
»Also gut, Leute«, sagte Colin zu allen Personen an Bord des gewaltigen Schiffes, »das war knapper, als wir das gern gehabt hätten, aber wir scheinen ganz intakt durchgekommen zu sein. Falls irgendjemand genau wissen möchte, was hier passiert ist …«, er hielt inne und lächelte, und zu seiner eigenen Überraschung fühlte es sich fast ungezwungen an, »… dann könnt ihr euch von Dahak später die Details geben lassen. Aber damit ihr schon mal auf dem Laufenden seid: Derzeit schießt niemand auf uns, deswegen gehen wir jetzt näher heran und riskieren mal einen Blick. Die reden auch nicht mit uns, also sieht es ganz so aus, als würden die sich nicht gerade vor Freundlichkeit überschlagen, aber das werden wir bald genauer wissen. Entspannt euch!«
Er wollte Dahak gerade schon auffordern, den Kanal wieder zu schließen, doch dann stockte er.
»Ach ja, noch etwas: Gut gemacht! Sie alle! Ich bin sehr stolz auf Sie. Over and out.
Kanal schließen, Dahak.«
»Verstanden, Kommandant. Kanal geschlossen.«
»Danke«, sagte Colin leise, und sein Tonfall verriet, dass er sich für weit mehr bedankte als für die prompte Reaktion auf seinen Befehl oder die Freundlichkeit in Dahaks Stimme. »Vielen Dank.«
Kapitel Acht
Das Hologramm einer Welt, die einst das schöne, blauweiße Keerah gewesen war, glomm auf dem Videodisplay von Kommando-Eins wie ein lepröser, ockerfarbener Fluch. Ehemals grüne Kontinente waren nur von Wind und Wasser zerfressene Ödnis, zerklüftet wie das Gesicht eines uralten Menschen, pockennarbengleich übersät mit Arealen, in denen die Bauten der Menschen auf festem Grund errichtet worden waren und darum immer noch standen: Wachposten einer verschwundenen Bevölkerung.
Colin starrte das Display an, noch unglücklicher als er es bei Defram gewesen war. Er hatte so sehr gehofft! Die Geschosse, die man ihnen entgegengeschickt hatte, schienen diese Hoffnung zu rechtfertigen, und so war er über ihr Auftauchen fast froh gewesen, auch wenn sie das Ziel gehabt hatten, sein Schiff zu zerstören. Doch dieses tote Keerah schien ihn zu verhöhnen.
Er wandte sich ab, richtete seine Aufmerksamkeit jetzt auf die Orbitplattformen, die einen Ring um den Planeten selbst bildeten. Nur noch sieben davon waren wenigstens teilweise aktiv, und die nächstgelegene erschien nun drohend auf dem Display der Dahak , schimmerte dumpf in dem Licht, das Kano spendete. Unwillkürlich musste Colin an eine Totenwache denken. Die grobschlächtig wirkende Anlage maß mehr als acht Kilometer im Durchmesser, und Colin lief ein Schauer über den Rücken, als er sie genauer betrachtete.
Selbst jetzt noch waren die Zielerfassungssysteme der Orbitalplattform auf die Dahak gerichtet, und beständig gaben die altersschwachen Computer Feuerbefehle an die Waffensysteme weiter. Colin erschauerte, als er sich vorstellte, wie die uralten Raketenwerfer immer und immer wieder ihre Abschusssequenzen durchgingen, ohne einen einzigen Schuss abzugeben, weil die Munitionsdepots schon lange leer waren. Es war schon schlimm genug zu wissen, dass dieses uralte Kriegsgerät die Absicht gehabt hatte, ihn umzubringen; es war noch schlimmer, sich fragen zu müssen, wie viele andere Schiffe hier schon zerstört worden sein mussten: Schließlich war der gesamte Munitionsvorrat aufgebraucht.
Und wenn Dahak und Hector Recht hatten, dann waren die meisten dieser Schiffe nicht zerstört worden, weil sie Keerah angegriffen hatten, sondern weil sie versucht hatten, von diesem Planeten zu entkommen.
»Sonde Eins schickt einen Bericht, Kommandant.« Dahaks sanfte Stimme riss Colin aus seinen verschreckenden, düsteren Gedanken und zwang ihn dazu, sich vorerst dringlicheren Dingen zuzuwenden.
»Sehr gut. Wie sieht die Lage aus?«
»Externe Scans abgeschlossen, Sir. Flottenkapitän (des Maschinenleitstandes) Chernikov bittet um die Erlaubnis, an Bord gehen zu dürfen.«
Colin wandte sich dem Hologramm zu, das neben seiner Konsole glomm. »Vorschläge?«
»Mein Vorschlag ist, Vlad sofort dort rauszuholen«, gab Cohanna unverblümt zurück. »Ich ziehe es nämlich vor, nicht unseren Chefingenieur zu riskieren, bloß weil wir es gewagt haben, so zu tun, als hätten wir uns anhand von völlig unzureichenden Daten eine Meinung gebildet.«
»Ich wäre ja geneigt, Ihnen beizupflichten, aber ich habe dummerweise den Fehler gemacht, nach Freiwilligen zu fragen.«
»Unter diesen Umständen«, hinter ihrem Schreibtisch in der
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