Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
in Rassismus um – wenn ich diesen Ausdruck jetzt einfach mal verwenden darf –, und zwar einen Rassismus der übelsten Sorte.«
»Jou. Sonst noch irgendetwas über deren Anführer, Mister Jefferson?«
»Eigentlich nicht, Euer Majestät. Die Mitglieder der Kirche haben nie versucht, ihre Zugehörigkeit zu den Armageddonisten zu verschleiern – warum hätten sie das auch tun sollen, wenn ihre Glaubensgemeinschaft doch im Rahmen der Religionsfreiheit toleriert wird? Aber jetzt haben die da ein derart unsauber organisiertes Konglomerat verschiedenartigster Splittergruppen gebildet, dass die hierarchischen Strukturen noch nicht deutlich erkennbar sind. Wir versuchen immer noch herauszufinden, wer bei denen eigentlich das Sagen hat. Offiziell scheint diese Bischöfin Hilgemann für sie zu sprechen, aber ich muss zugeben, dass ich nicht mit Gus einer Meinung bin, was ihre faktische Autorität betrifft. Ich halte sie eher für das Sprachrohr als für jemanden, der tatsächlich Politik macht. Aber was das angeht, können wir ja beide bisher nur raten.«
»Werden Sie das mit Ninhursag durchsprechen?«
»Selbstverständlich, Euer Majestät. Ich habe Gus' Bericht mitgebracht und mache mich gleich nach dieser Besprechung zu Mutter auf. Admiral MacMahan und ich stecken da dann unsere Köpfe zusammen, und vielleicht kann uns auch Dahak dabei helfen, aus diesen Daten irgendetwas herauszulesen.«
»Na dann viel Glück! 'Hursag versucht jetzt schon seit mehr als einem Jahr, die irgendwie in den Griff zu kriegen. Naja.« Colin schüttelte den Kopf, erhob sich und streckte dem Vizegouverneur erneut die Hand entgegen. »Unter diesen Umständen möchte ich Sie nicht weiter aufhalten, Mister Jefferson. Horus und ich müssen jetzt noch auf eine Geburtstagsparty, und es gibt da zwei vorpubertäre Rangen, die uns beiden das Leben zur Hölle machen werden, falls wir zu spät kommen sollten.«
»Selbstverständlich. Bitte empfehlen Sie mich Ihrer Majestät, der Imperatorin, und Ihren Kindern!«
»Das werde ich – irgendwo zwischen den Geschenken, den Torten, dem Punsch und dem allgemeinen Trubel. Viel Glück mit Ihrem Bericht!«
»Ich danke Ihnen, Euer Majestät.« Taktvoll zog Jefferson sich zurück, und Colin und Horus machten sich auf den Weg zu dem Flügel des Palastes, in dem die Imperiale Familie residierte.
Kapitel Drei
Colin MacIntyre warf sein Jackett in einen Sessel, und in seinen grünen Augen blitzte ein belustigtes Lachen, als ein Robo-Diener ein deutliches, indigniertes Schnalzen ausstieß und das Kleidungsstück dann wieder aufnahm. 'Tanni war ebenso ordentlich und sauber wie eine Katze, mit der sie so beträchtliche Ähnlichkeiten aufwies, und sie hatte die Haushaltsroboter so programmiert, dass sie seine Schlampigkeit an ihrer Stelle rügten, falls sie gerade anderweitig beschäftigt war.
Im Vorbeigehen warf er einen Blick in die Bibliothek und sah, dass zwei Köpfe mit pechschwarzen Haaren sich über ein Hologramm beugten. Dieses schien einen Primärkonverter der Hauptantriebseinheit eines Gravitonenförderers darzustellen, und die Zwillinge waren eifrig damit beschäftigt, das Display mit Hilfe ihrer Neuralzugänge so zu verändern, dass es sich in die Darstellung einer Explosion verwandelte, während sie über irgendeinen abstrusen Punkt stritten.
Ihr Vater schüttelte den Kopf und ging weiter. Es war schwer, sich immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass sie erst zwölf Jahre alt waren – zumindest, wenn man sie beim Lernen beobachtete –, doch er wusste, das lag nur daran, dass er ohne Implantat-Ausbildung aufgewachsen war.
Mit Hilfe eines Neuralinterface gab es prinzipiell keinerlei Einschränkung dafür, wie viele Daten ein Individuum aufnehmen konnte – aber reine Daten waren nicht das Gleiche wie Wissen , und das erforderte eine ganz neue Reihe von Didaktik-Parametern. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit war das Einzige , das von Bedeutung war, das, wovon die meisten Lehrer schon immer behauptet hatten, es sei das eigentliche Ziel der Erziehung: das Erkunden des Wissens selbst. Es war nicht mehr notwendig, dass Studierende endlose Stunden damit verbrachten, nur Daten aufzunehmen. Es ging nur noch darum, ihnen bewusst zu machen, was sie bereits ›wussten‹ und ihnen beizubringen, wie man dieses Wissen auch nutzbringend anwenden konnte – ihnen sozusagen das Denken an sich beizubringen. Das war natürlich für jeden guten Lehrer ein einziges Vergnügen. Bedauerlicherweise
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