Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
Isis sind eingetroffen.«
»Danke.« Colin seufzte und schob beiseite, was ihn für einen Moment erlöst hatte, spürte, wie das Universum wieder in sein Leben eindrang. Diese kurze Flucht jedoch hatte ihn zumindest erfrischt. »Sag ihnen, wir sind im Studierzimmer!«
»Das habe ich bereits getan. Sie werden augenblicklich eintreffen.«
»Fein. Und bleib auch in der Nähe. Wir werden vielleicht deine Daten brauchen.«
»Selbstverständlich«, erwiderte Dahak. Colin wusste, dass ein winziger Bruchteil der gewaltigen Kapazität des Computer ihm stets und überallhin folgte, jederzeit bereit, auf Fragen zu antworten oder ihn über Entwicklungen der jüngsten Zeit auf dem Laufenden zu halten. Dahak hatte jedoch eine spezielle Subroutine entwickelt, die es ihm ermöglichte, jederzeit den Aufenthaltsort seines Imperators zu überwachen und auf seine Bedürfnisse einzugehen, ohne ihm dabei seine gesamte Aufmerksamkeit widmen zu müssen – es sei denn, gewisse kritische Parameter wären erfüllt. Das war seine Art und Weise, Colin ein gewisses Maß an Privatsphäre zuzugestehen – Privatsphäre war zwar ein Konzept, das Dahak nicht vollends verstand. Er hatte allerdings sehr wohl begriffen, dass dieses Konzept für seine menschlichen Freunde von enormer Wichtigkeit war.
Die Tür zum Studierzimmer öffnete sich, und Cohanna kam hereinmarschiert wie ein Grenadier, gefolgt von einer zierlichen, weißhaarigen Frau, deren Augen denen von Jiltanith bemerkenswert ähnelten. Isis Tudor war mehr als neunzig Jahre alt, und als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, hatte es für Terrageborene keine Biotechnik-Erweiterungen gegeben. Als sie dann schließlich zur Verfügung gestanden hatten, war ihr Körper bereits zu alt und zu gebrechlich gewesen, um ihr noch vollständige Erweiterungen zu implantieren, und das Alter nahm ihr von Jahr zu Jahr mehr Kraft. Doch mit ihrem Verstand war alles noch in bester Ordnung, und die Erweiterungen, die ihr Körper jetzt noch anzunehmen in der Lage war, verliehen ihr eine Energie, die ihren zunehmend gebrechlichen Leib Lügen zu strafen schien.
Jiltanith erhob sich und umarmte sie, während Cohanna Colins Blick geradezu herausfordernd erwiderte: Lohfarbene Hunde folgten ihr durch die Eingangstür. Sie bewegten sich absolut synchron, mit einer für Hunde völlig untypischen Präzision, und stellten sich dann feinsäuberlich in einer Reihe auf, bevor sie sich setzten.
Die sehen aus, dachte Colin, wie Hydranten auf Beinen. Der Vater von Tinkerbells Jungen war ein reinrassiger Rottweiler gewesen, und nun war der Labrador-Anteil ihrer Erbanlagen kaum noch zu bemerken. Sie wirkten stämmig, massiv, besaßen kräftige Schnauzen, und der größte von ihnen durfte an die sechzig Kilogramm wiegen.
Colin betrachtete sie genauer und suchte nach Anzeichen für die Veränderungen, die Cohanna an ihnen vorgenommen hatte. Viel war nicht zu sehen. Die massigen Rottweiler-Schädel mochten noch ein wenig breiter sein, und der Schädelwulst ein wenig ausgeprägter, doch Colin bezweifelte, dass ihm das aufgefallen wäre, hätte er nicht gezielt nach Anzeichen für eine Veränderung geschaut. Aber da war noch etwas anderes … Und dann begriff er es. Die Augen dieser Tiere fixierten ihn mit einer unerschütterlichen Neugier, die sofort die Intelligenz verriet, die sich hinter diesen verbarg.
»Also gut, Colin.« Cohannas Stimme brachte Colin dazu, sei ne Aufmerksamkeit nicht mehr nur diesen Hunden zu schenken. »Du wolltest sie sehen. Hier sind sie.«
Schnell blickte er auf, doch ihr Gesichtsausdruck ließ ihn innehalten. Er war an ihre Gereiztheit ja gewöhnt, doch an diesem Tag wirkten ihre dunklen Augen regelrecht wild. Das hier, begriff er mit einem äußerst mulmigen Gefühl im Magen, war nicht einfach nur ein weiteres ihrer Forschungsprojekte. Hier hatte sie Herzblut investiert.
»Setz dich, 'Hanna!«, sagte er leise und ging vor den Hunden in die Knie, während die Wissenschaftlerin sich in einen der freien Sessel sinken ließ. Alle Köpfe wandten sich ihm zu, und Colin fuhr mit der Hand über den breiten Rücken des größten dieser Tiere. Er hatte seine Sensorik-Booster auf maximale Leistungsfähigkeit gestellt, und er spürte die kräftigen Muskeln, die bei dieser Rasse üblich waren … und noch etwas mehr. Er blickte zu Cohanna hinüber, und sie zuckte mit den Schultern.
»'Hanna«, seufzte er, »ich muss dir sagen, dass ich mir in gewisser Weise weniger Sorgen wegen der genetischen
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