Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums
mein Liebster«, sagte Eva sanft, »doch zugleich sind sie auch hartnäckig und großzügig.«
»Das wohl«, räumte Brashieel ein, »aber die Vorstellung, dass Jefferson die Absicht hatte, uns für den Mord an unserem Nestherrscher verantwortlich zu machen …« Er senkte den Kopf in der Narhani-Geste der Bestürzung, und seine doppelten Augenlider flatterten vor Entsetzen.
»Ihr wart einfach nur da, Brashieel«, erwiderte Colin erschöpft. »Genauso, wie der Computer der Achuultani eine Bedrohung benötigte, um euer Volk weiterhin in Sklaverei zu halten, brauchte Jefferson eine Bedrohung, um die Macht und die Befugnisse zu rechtfertigen, die er sich aneignen wollte.«
»Und die Geschichte der Völkermorde, die durch die Achuultani verübt wurden, machte uns zu einer ausgezeichneten Bedrohung«, stellte Eva fest.
»Ganz genau«, bestätigte Dahaks körperlose Stimme. »Es war ein äußerst komplexer Plan, und die Zusammenarbeit Jeffersons mit Francine Hilgemann stellte eine meisterliche Allianz dar. Sie hat nicht nur ermöglicht, dass er immer weiter die Anti-Narhani-Vorurteile angeheizt und in den Köpfen derer, die ihm zuhörten, verankert hat, Vorurteile, die von der ›Kirche des Armageddon‹ stets geschürt wurden, sondern ihm auch noch direkten Zugriff auf das ›Schwert Gottes‹ ermöglicht. Im klassischen Sinne eine Fortsetzung der von Anu angewandten Technik, Terroristen die Arbeit machen zu lassen.«
»Hmm.« Colin stieß einen zustimmenden Grunzlaut aus und betrachtete dann das kleine, nachdenkliche Gesicht seiner Tochter. Sie wirkte verwirrt, als sie versuchte, die Spitze ihrer eigenen Nase zu betrachten, und in dem Augenblick war ihm das ungleich wichtiger als Lawrence Jefferson oder Francine Hilgemann.
Jeffersons Befragung mit Hilfe eines imperialen Lügendetektors hatte zur Festnahme sämtlicher Überlebender seiner Kommandostruktur geführt. Der Letzte der Verschwörer war vor einer Woche hingerichtet worden, und es war sehr gut möglich, dass langfristig aus all dem sogar noch etwas Gutes erwachsen mochte. In der ›Kirche des Armageddon‹ beispielsweise herrschte jetzt völlige Unordnung. Nicht nur, dass ihre spirituelle Führerin als kalte, zynische Manipulatorin enttarnt worden war, sondern auch die Tatsache, dass sie und Jefferson die Absicht gehabt hatten, die Vorurteile gegen die Narhani dazu zu nutzen, einen völkermörderischen Wahn aufzustacheln, um auf diese Weise ihren Staatsstreich zu stützen, hatte die Kirche bis tief in ihre Grundfesten erschüttert. Colin vermutetet, dass die hartgesottensten ihrer Anhänger sogar noch eine Möglichkeit finden würden, die Narhani irgendwie selbst für den versuchten Massenmord an ihrem eigenen Volk verantwortlich zu machen. Doch alle diejenigen, deren Hirne noch nicht völlig vernebelt waren, mochten jetzt vielleicht einmal sich selbst genau unter die Lupe nehmen.
Doch nichts von alledem erschien Colin im Augenblick sonderlich wichtig. Ohne Zweifel würde sich das ändern, doch vorerst waren seine eigenen Verletzungen, und die seiner Freunde, noch zu frisch, bluteten noch zu stark. Die Hinrichtung von Jefferson brachte ihnen ihre Kinder ebenso wenig zurück, wie sie Horus oder die Soldaten des Marine-Korps wieder ins Leben zurückholten, die dabei gestorben waren, Jiltanith das Leben zu retten. Natürlich gab es Rachegefühle, und Colin war ehrlich genug, sich selbst gegenüber einzugestehen, dass er genau das empfunden hatte, als Jefferson gestorben war. Allerdings war es ein kaltes Gefühl, das nach Eisen schmeckte, und zu viel davon war ein Gift, das tödlicher war als Arsen.
Anna blies eine Speichelblase, und Colin lächelte. Dann blickte er zu Jiltanith auf, spürte, wie diese bittere Melancholie verflog, und sie erwiderte sein Lächeln. Finsternis und Trauer lagen immer noch in diesem Lächeln, doch ebenso auch Zärtlichkeit, und sanft streichelte sie ihrem Sohn über den, Kopf, während der weiter an ihrer Brust saugte. Colin schaute sich um und sah, dass die anderen sie beobachteten, sah, wie sie seine Gemahlin und seinen Sohn anlächelten, und eine kräftige und doch sanfte Welle echter Wärme erleichterte sein Herz, als er spürte, dass seine Freunde sein und 'Tannis Glück mit ihnen teilten. Ihre Liebe.
Vielleicht ist, dachte er, das der wahre Grund. Das Wissen, dass Leben Wachstum bedeutete und Veränderungen, Herausforderungen, und dass all diese Dinge schmerzhaft sein konnten, doch dass all jene, die es wagten, den
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