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Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums

Titel: Colin-Saga 03 - Die Erben des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Trugbild-EGM als auch den äußeren Schutzschild zu deaktivieren, denn Letzterer hätte weit aus dem Tarnfeld herausgeragt. Sean hoffte dadurch, dass er das Aktivieren des Schleichfahrt-Modus mit der Zerstörung der letzten Täuschkörper synchronisiert hatte, den Gegner davon überzeugt zu haben, sie hätten auch die Israel erledigt. Aber wenn der Gegner sie nicht aus dem automatischen Zielerfassungssystem verloren hätte, wären sie jetzt leichte Beute. Nicht einmal mehr Täuschkörper hätten sie gegen die nächste Salve einsetzen können!
    Das Zittern seiner Hände setzte sich bis in seine Arme fort, als ihm endlich bewusst wurde, welch entsetzliches Risiko er gerade eingegangen war, und dabei hatte er nicht nur sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt. Es hatte funktioniert, aber eigentlich hatte Sean nicht darüber nachgedacht. Gar nicht. Er hatte einfach instinktiv gehandelt, und die anderen hatten ihm gehorcht, hatten darauf vertraut, dass er schon das Richtige tun werde.
    Sean zwang sich dazu, langsam und tief durchzuatmen, nutzte seine Implantate, um seinen völlig außer Kontrolle geratenen Adrenalinspiegel wieder zu normalisieren, und dachte noch einmal darüber nach, was er da gerade getan hatte. Er zwang sich dazu, das Ganze distanzierter zu betrachten, auch die logischen Beweggründe in Betracht zu ziehen. Und jetzt, da ihm die Zeit blieb, wirklich darüber nachzudenken, kam er zu dem Schluss, dass es vielleicht doch keine ganz so schlechte Idee gewesen war. Es hatte schließlich funktioniert, oder? Aber: Meine Fresse, da war er wirklich ein immenses Risiko eingegangen!
    Vielleicht, sagte er sich selbst im Stillen, lag in der Moralpredigt, die Tante Adrienne mir über übermäßig waghalsige Taktiken gehalten hat, ja doch ein Fünkchen Wahrheit.

 
    Kapitel Sechzehn
     
    Während die Israel in grabesartiger Finsternis fast eine Lichtstunde vom Primärstern des Systems entfernt durch das All trieb, glitzerte die Sterndrift über Sean MacIntyre. Ein kleinerer, dafür jedoch viel hellerer Stern kroch langsam über den Panzerstahl unter Seans Füßen, als der Roboschweißer genau vor ihm, dorthin, wohin der junge Kommandant des Schiffes seinen Blick wandern ließ, ein höllisches Feuergleißen entfachte.
    Seans angeschlagenes Schiff verbarg sich in der sonnenabgewandten Nachtschwärze eines Asteroiden, während sein Kommandant mit Hilfe seines Neuralzugangs den Schweißer steuerte. Andere Robo-Helfer hatten bereits die ausgefransten Ränder der Risse im Schiffsrumpf abgetrennt, verbogene Stützstreben erneuert und neue Panzerstahlplatten befestigt. Jetzt kroch der massige Schweißer über die Nähte und verband sie miteinander. Unter anderen Umständen hätte man eine derartige Routinereparatur der Schadenskontrolle überlassen können. Leider war bei einem der Treffer, die die Israel so durchgeschüttelt hatten, ein Drittel der Peripheriegeräte des Maschinenraums zerstört worden. Solange Tamman und Brashan also nicht damit fertig waren, sie wieder on-line zu bringen – falls ihnen das jemals gelingen sollte! –, blieb das Sub-Netz der Schadenskontrolle alles andere als zuverlässig.
    »Wie läuft's?«
    Innerhalb der Kraftfeldkugel, die seinen ›Helm‹ bildete, wandte Sean den Kopf um und schaute zu, wie Sandy über die Krümmung des Schiffsrumpfes auf ihn zukam.
    »Nicht schlecht.«
    Müdigkeit ließ seine Stimme deutlich rauer klingen als sonst, und sie musterte ihn aufmerksam, während sie sich ihm näherte. Eine massive, geborstene Stützstrebe ragte hinter ihm auf, zerschmettert von dem Treffer, der auch den stark gepanzerten Antriebsemitter zerstört hatte, den diese Strebe hatte an seinem Platz halten sollen. Nun stand Sean zwischen der höllischen Finsternis und dem Gleißen des Schweißgeräts, sodass sein von einem Schutzanzug eingehüllter Körper zur einen Hälfte im Schatten verschwand, zur anderen Hälfte in dämonisches Licht getaucht war, und sein Gesicht verriet, wie erschöpft er war. Jetzt war es an ihm, jede Nacht aus Albträumen gerissen zu werden, doch er erwiderte standhaft ihren Blick.
    »Du kommst besser voran, als ich gedacht habe«, meinte sie nach kurzem Schweigen.
    »Jou. Am Ende dieser Wache sollte der Schaden behoben sein.«
    »Am Ende welcher Wache, Dummchen?«, spottete sie sanft. »Du solltest jetzt eigentlich schon in der Falle liegen.«
    »Wirklich?« Er klang ernstlich überrascht, und sie wusste nicht, ob sie angesichts seines erschöpften, verwirrten

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