Collection Baccara Band 0250
Derrick Barone hatte beschlossen, der größte Verbrecher der Familie zu sein. Ethan zweifelte nicht daran, dass diese Entführung von Derrick inszeniert war.
Claudias Mutter musste sie erwartet haben. Sie öffnete die Tür, bevor die vier Neuankömmlinge die Haustür erreicht hatten. Ethans geschultes Gehör hatte die aufgeregten Stimmen schon vorher gehört.
Die drei Frauen umarmten einander. „Sal und Jean Conti sind hier“, sagte Sandra Barone. Ihre Augen waren gerötet. „Und deine Tante, dein Onkel und Nicholas. Die anderen sind unterwegs.“
Claudia umarmte ihre Mutter noch einmal, dann ließ sie sie los. „Ich kümmere mich um sie.“
Sie eilte in den Raum, aus dem die lauten Stimmen drangen. Ethan folgte ihr.
„… mir nicht sagen, was ich tun soll, verdammt! Die haben meine Tochter!“, brüllte Sal Conti.
„Meinen Sohn doch auch!“ Paul Barones Gesicht war rot vor Wut. „Sie wissen doch verdammt genau, dass Sie keine zehn Millionen Dollar aufbringen können!“
„Diesmal müsst ihr euren Stolz herunterschlucken!“ Carlo Barone, das Oberhaupt der Familie, funkelte Sal Conti an. „Ihr habt keine zehn Millionen! Aber ich! Findet euch damit ab!“
„Ha! Falls ihr Barones das Geld bereitstellt, wollt ihr auch die Bedingungen diktieren! Ich kenne euch doch! Darauf lasse ich mich nicht ein! Nur über meine Leiche!“
„Mr. Conti“, sagte Claudia in deutlichem Ton, als sie den Raum betrat. „Sie brüllen.“
„Verdammt richtig!“ Sal Conti fuhr zu ihr herum. „Ich brülle!“
„Aber das nützt nichts.“ Claudia nahm seine Hand in ihre Hände. Ihre Stimme war sanft. „Ich habe gerade gehört, dass mein Onkel bereit ist, zehn Millionen Dollar zu bezahlen, damit Ihre Tochter freigelassen wird. Das scheint mir kein Grund zu sein, ihn anzubrüllen.“
Sal sah einen Augenblick verblüfft aus, aber er fing sich. „Er will das ausnutzen, um uns in die Knie zu zwingen. Ich kenne ihn, er bildet sich ein, dass das sein gutes Recht ist! Aber nicht mit mir! Diese Bastarde haben meine Tochter!“ Er zwinkerte verdächtig. „Meine Bianca!“
Claudia warf Ethan einen schnellen Blick zu, und er erkannte, dass sie dasselbe dachte wie er. Er mochte seine Exfrau nicht sonderlich, und doch – da waren noch die Reste alter Gefühle, der Gefühle, die ihn in diese Ehe hatten schlittern lassen. Sein Mund war trocken vor Angst.
War Bianca das Opfer von Derrick Barone – oder seine Komplizin?
Claudia drückte Sal Contis Hand. „Natürlich wollen Sie die Situation nicht aus der Hand geben. Aber mit Brüllen erreichen Sie nichts.“ Sie sah ihren Onkel an. „Onkel Carlo, du stimmst doch zu, dass Mr. Conti gleichberechtigt mitentscheiden kann, was unternommen wird, oder?“
„Tu das, Carlo“, sagte Moira Barone leise.
Carlo Barone sah nicht begeistert aus. Aber er nickte. Dann ging er auf Ethan zu. „Mr. Mallory. Sehr gut! Wir hatten gehofft … nun … Irgendjemand muss die Geldübergabe übernehmen. Ich zahle Ihnen, was Sie wollen!“
„Ich will Ihr Geld nicht, vergessen Sie das. Haben Sie das FBI verständigt?“
„Keine Polizei!“, sagte Carlo Barone bestimmt. „In ihren beiden Nachrichten haben die Entführer erklärt, dass sie … sie töten …“ Er schluckte. „Keine Polizei.“
„Wir müssen über die Sache reden“, sagte Ethan ruhig. „Vielleicht sollten wir uns setzen. Claudia, könnten wir vielleicht Kaffee …“
„Ich kümmere mich darum.“
Die nächsten Stunden waren hart. Es gelang Ethan schließlich, beide Familien davon zu überzeugen, dass das FBI verständigt werden musste. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Claudia ihn ruhig und nachdrücklich unterstützte. Alle stimmten zu, dass sie versuchen wollten, Zeit zu gewinnen. Niemand konnte schließlich bezweifeln, dass sogar die Barones etwas Zeit brauchten, um zehn Millionen Dollar in bar aufzubringen.
Ethan sagte den anderen nicht, was er über Derrick Barone wusste.
Kurz bevor die FBI-Agenten eintrafen, ging er unter einem Vorwand in die Küche und rief seinen Onkel per Handy an. Während er mit ihm sprach, kam Claudia herein. Ethan sah sie an, als er seinem Onkel sagte, er solle vorsichtig sein. Dann verabschiedete er sich und beendete das Gespräch.
„Du hast ihm gesagt, er soll in Norbluskys Hütte nachsehen“, sagte sie leise.
„Genau. Es ist nur eine Vermutung. Ich glaube ja nicht, dass Norblusky bei so etwas freiwillig mitmachen würde. Besonders nicht, nachdem er schon über Derrick ausgepackt hat.
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