Collection Baccara Band 0250
nackt.“
„Tatsächlich.“ Im Hausflur war es sehr kalt. Ethan hoffte nur, dass seine Mieter jetzt nicht auftauchen würden. „Wir müssen darüber reden“, verkündete er starrsinnig.
„Ja. Gut.“ Claudia sah nervös zur Treppe ins Obergeschoss hin. Dann sah sie ihn wieder an. „Aber später. Vielleicht in sechs Monaten oder so, wenn wir uns besser kennen.“
„Jetzt. Wir reden jetzt darüber.“
„Nein.“ Sie reckte trotzig das Kinn vor, aber Ethan entging nicht das verräterische Glitzern von Tränen in ihren Augen. „Tun wir nicht.“ Sie floh nach draußen.
Ethan wäre ihr beinahe nachgerannt. Nicht die Aussicht, nackt auf der Straße herumzulaufen, hielt ihn davon ab, sondern diese Tränen. Das Geräusch einer Tür im Obergeschoss veranlasste ihn, zurück in seine Wohnung zu hasten. Dort ging er auf und ab.
Claudia liebte ihn, aber aus irgendeinem Grund brachte sie das zum Weinen. Als er ihr einen Antrag gemacht hatte – und er hatte ihr einen Antrag gemacht! –, war sie in Panik geraten. Schön und gut, vielleicht hatte er sie nicht wirklich gebeten , ihn zu heiraten. Vielleicht war es ein miserabler Heiratsantrag gewesen. Aber das erklärte nicht ihre Reaktion.
Ethan seufzte. Er hatte sie völlig überfahren, das war offensichtlich. Sie wollte es langsamer angehen, und im Grunde war das vernünftig. Aber, verdammt noch mal, so viel Zeit hatte er nicht! Er würde nicht sechs Monate lang warten! Er hatte seinem Onkel gesagt, dass Claudia überhaupt nicht wie Bianca war, und das war die reine Wahrheit. Sie würde nie ein Versprechen brechen, das sie einmal gegeben hatte.
Es gab einen Grund dafür, dass Ethan Claudias Versprechen jetzt wollte. Ethans Verdacht gegen Derrick Barone begann sich zu erhärten. Heute Nachmittag hatte ihn sein Onkel kurz beiseitegenommen. Er hatte Norblusky gefunden.
Claudia summte eine fröhliche Melodie, als sie um elf Uhr vormittags am nächsten Tag vor Ethans Büro aus dem Taxi stieg. Dann fiel ihr auf, dass sie diese Gewohnheit von Ethan übernommen hatte, und lächelte.
Er war ihr splitternackt nachgerannt. Ein Mann, der das tut, ist verrückt, dachte sie, während sie die Treppe hinaufging. Aber eine wundervolle Form von Verrücktheit war das, nicht wie diese kurze Bewusstseinstrübung, die Männer manchmal nach dem Sex hatten. Dann sagten sie Dinge, die sie überhaupt nicht meinten. Bei Ethan war das ganz anders. Er war auch nicht selig und befriedigt gewesen, sondern wütend.
Claudia lächelte glücklich. Und er wollte immer noch übers Heiraten reden!
Im Nachhinein war ihr ihre eigene Reaktion ein bisschen peinlich.
Claudia steckte den Büroschlüssel ins Schloss, den sie Rick abgeschwatzt hatte, und trat ein. Ethan würde nicht hier sein. Heute musste er sich um einen seiner anderen Fälle kümmern, das hatte er ihr gestern Nachmittag gesagt.
Armer Kerl! Er musste wirklich frustriert sein. Nach all seinen Mühen hatte er Norblusky immer noch nicht gefunden, und in den letzten Tagen hatte es keine neuen Hinweise gegeben. Claudia legte ihre Handtasche auf Ethans Schreibtisch und zog den Mantel aus.
Die Polizei hatte auch keine Spur von Norblusky und war bei den Ermittlungen wegen der Brandstiftung keinen Schritt vorangekommen. Vielleicht war dieser Kerl doch raffinierter, als Ethan annahm. Claudia hoffte auf einen guten Einfall, wenn sie alle gesammelten Hinweise jetzt noch einmal systematisch durchging.
Erst als sie auf Ethans Stuhl hinter dem Schreibtisch saß, fiel ihr etwas Seltsames auf. Das Licht war an, und der Computer auch. Der Monitor war schwarz, aber der Rechner arbeitete.
War Ethan vielleicht doch da? Aber wo? Und wieso? Claudia trommelte nervös auf der Schreibtischplatte. Das Stadium, in dem er versucht hatte, sie aus seinen Ermittlungen auszuschließen, hatten sie hinter sich.
Neben ihr begann das Faxgerät zu rattern. Claudia fuhr herum. Sie sollte wirklich nicht lesen, was da hereinkam. Das wäre so, als ob sie private Briefe anderer Leute lesen würde. Aber Ethan hatte ihr nicht die Wahrheit gesagt. Er war heute hier gewesen. Ich werde mir das Fax nur kurz ansehen, entschied Claudia. Nur um zu sehen, worum es geht.
Das Gerät warf die erste Seite aus. Claudia nahm sie und sah sie sich an. Es war die Kopie eines Bankauszugs für das Konto eines gewissen Guy Amberson. Hatte das etwas mit den Ermittlungen über die Vorfälle bei Baronessa zu tun oder nicht?
Moment! Wer auch immer dieser Amberson war, am Tag nach dem Fiasko bei
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