COLLECTION BACCARA Band 0259
denke?“, unterbrach er sie.
Seine Stimme klang herausfordernd, aber davon ließ Rebecca sich nicht beeindrucken.
„Ich hoffe natürlich, dass man gut von mir denkt.“ Das klang selbst in ihren eigenen Ohren geschraubt.
„Nicht möglich.“
„Wenn man anderen gegenüber höflich und freundlich ist, ist das …“
„Wollen Sie mit mir streiten?“ Lukes Augen blitzten. „Glauben Sie im Ernst, dass meine Meinung über Sie sich dann bessert?“
„Oh! Nein. Entschuldigen Sie bitte.“
„Hätte doch sein können.“ Plötzlich fing er an zu lachen.
Rebecca hätte gern abgestritten, dass dieser Luke Chandler sie beeindruckte. Doch es ließ sich nicht ignorieren, dass ihre Haut prickelte und ihr Atem schneller ging.
„Ich vermute, Sie sind nicht auf einen Streit aus – obwohl das natürlich nicht auszuschließen ist. Falls Sie also hier sind, um sich zu entschuldigen, dann betrachten Sie die Angelegenheit als erledigt, damit wir beide mit unserer Arbeit weitermachen können.“
Rebecca hörte ihn, verstand auch, was er sagte, aber seine Stimme schien von weit her zu kommen.
„Miss Dahlgren?“
„Was? – Oh!“ Sie blinzelte. Vergiss nicht, warum du hier bist, Rebecca! „Tut mir leid. Ich wollte nicht …“
„Sie wiederholen sich.“ Dieses Mal klang er eindeutig genervt. „Und hören Sie auf, sich ständig zu entschuldigen. Das ist ja nicht auszuhalten.“
„Es tut …“ Rebecca unterbrach sich gerade noch rechtzeitig. Ihre Großmutter hatte immer darauf bestanden, dass sie ihre Fehler eingestand, und nach Antonia Dahlgrens Überzeugung verfügte Rebecca über mehr als genug davon. Und so hatte sie einen beträchtlichen Teil ihres Lebens damit verbracht, sich zu entschuldigen. Es fiel ihr gar nicht mehr auf, so sehr war es ihr in Fleisch und Blut übergegangen.
Rebecca gab insgeheim zu, dass Luke Chandler recht hatte. Es war eine dumme Angewohnheit.
„Ich werde es versuchen“, sagte sie jetzt. „Ich meine, mit dem Entschuldigen aufzuhören.“
Er nickte nur kurz. „Also, warum sind Sie gekommen?“
„Wegen des Rundgangs.“
„Und was für ein Rundgang soll das sein?“
„Mrs. Susland schlug vor, dass ich die Ranch kennenlerne.“
„Ach tatsächlich?“
„Tatsächlich. Wenn Sie mir nicht glauben, sollten Sie vielleicht einfach nachfragen.“
„Sie brauchen nicht gleich die Stacheln aufzustellen. Oder habe ich behauptet, dass Sie lügen?“
Das nicht, aber besondere Freundlichkeit konnte man ihm auch nicht vorwerfen. Rebecca fand, dass sie unter den gegebenen Umständen bemerkenswert ruhig blieb.
„Typisch Marti. Ich weiß nicht, auf welch merkwürdige Ideen sie in letzter Zeit immer kommt.“ Luke schob grimmig das Kinn vor und sah Rebecca an, als wäre sie an allem schuld. „Keine Zeit. Ein anderes Mal vielleicht.“
So leicht ließ sie sich nicht abwimmeln. „Und wann soll dieses andere Mal sein?“
„Schwer zu sagen. Die Arbeit auf einer Ranch richtet sich nicht nach einem festen Zeitplan.“
„Benimm dich nicht so unzivilisiert, Luke“, erklang plötzlich eine strenge Frauenstimme hinter Rebecca.
Marti Susland betrat die Scheune, gefolgt von einer hochgewachsenen grauhaarigen Frau. Sie betrachtete ihren Vormann tadelnd und wandte sich dann mit einem liebenswürdigen Lächeln Rebecca zu.
„Guten Morgen, Rebecca. Darf ich Sie mit meiner Freundin Fran Sinclair bekannt machen? Schön, dass Sie hier sind. Leider habe ich keine Zeit, Sie selbst herumzuführen, aber ich bin davon überzeugt, dass Luke gern einspringt.“ Wieder traf ihn ein Blick aus ihren klaren Augen.
„Vielen Dank, Mrs. Susland. Ich …“ Rebecca erwiderte nun ihr Lächeln.
„Marti.“
„Danke, Marti.“
„Luke wird Ihnen behilflich sein und Ihnen alles zeigen. Nehmen Sie sich ruhig ein paar Tage Zeit, um alles kennenzulernen. Möchten Sie nicht am Freitag zum Mittagessen kommen? Dann können wir alles Weitere besprechen. Okay, Luke?“
Das war keine Frage, sondern eindeutig ein Befehl.
„Der Wagen macht Schwierigkeiten, und die anderen sind alle unterwegs.“
Marti blieb unnachgiebig. „Du kriegst das schon hin.“ Sie schenkte Rebecca einen fast verschwörerischen Blick. „Luke ist ein Genie, was Motoren betrifft, er wird sicher eine Lösung finden. Ich muss los, aber ich habe Ihnen eine Zeitungsbeilage des Far Hills Banner mitgebracht, die Sie vielleicht interessiert. Darin ist ein Artikel von Kendra über die Geschichte unserer Gegend veröffentlicht.“
„Danke. Sehr
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