COLLECTION BACCARA Band 0259
„Entschuldigen Sie. Ich fürchte, Sie haben mich falsch verstanden. Ich wollte nicht … Können wir nicht irgendwo in Ruhe miteinander reden? Bei einem Kaffee vielleicht?“
Luke setzte sich in Richtung Mähdrescher in Bewegung. „Zu viel Arbeit. Übrigens, nur um Sie aufzuklären: Auf einem Feld wird etwas angebaut. Eine Weide ist einfach nur unbearbeitetes Grasland, auf dem Tiere weiden.“
Rebecca hatte es sich im Schneidersitz – einer Stellung, die ihre Großmutter niemals geduldet hätte – auf dem Bett in ihrer Wohnung bequem gemacht und bearbeitete ihre Schuhe mit Handtuch, Sattelseife und einem Schuss Mineralwasser. So hatte sie es vor Jahren von Helmson gelernt. Sie bezweifelte allerdings, dass der Butler jemals getrocknete Erde von einer Weide – einem Feld! – hatte abkratzen müssen.
Die Bezeichnung Wohnung war vielleicht etwas hoch gegriffen für dieses kombinierte Wohnschlafzimmer mit dem winzigen Bad und der Miniaturausgabe einer Küche. Aber solange alles Notwendige vorhanden war und sie ihren Computer anschließen konnte, war Rebecca zufrieden.
Sie hatte ein paar Tage gebraucht, um sich an die Eigenarten der Dusche, das unregelmäßig auftretende Gurgeln des Kühlschranks und das schmale Bett zu gewöhnen, aber inzwischen war sie glücklich hier, denn es war ihr Zuhause.
Es war ihre erste eigene Wohnung, und als sie Mrs. Solsong die fällige Monatsmiete ausgehändigt hatte, war sie von einem regelrechten Hochgefühl erfasst worden. Dies war der zweite wichtige Schritt auf ihrer Suche nach der Wahrheit. Den ersten hatte sie getan, als sie vor vier Wochen ihren Beratervertrag mit der Historischen Gesellschaft unterschrieben hatte, denn der hatte sie direkt nach Far Hills geführt.
Allerdings hatte ihr Hochgefühl heute einen kleinen Dämpfer bekommen, und daran war Luke Chandler schuld. Sie hatte sich von ihrem eigentlichen Ziel ablenken lassen. Ausgerechnet von einem Mann wie ihm. Unpassend würde der Kommentar ihrer Großmutter lauten.
Ein Mann wie er? Mit einem knackigen Po, einer breiten Brust und dunkel verhangenen Augen, die in Wirklichkeit alles andere als schläfrig waren?
Rebecca rief sich zur Ordnung. Luke Chandler mochte sexy aussehen, aber das war für ihre Arbeit nun wirklich nicht von Belang.
Sie stellte ihre Schuhe auf den Boden und zog die Schublade ihres Nachttischchens auf, um eine Ledermappe herauszunehmen. Darin war der Brief verwahrt, der sie auf die Fährte nach Far Hills gesetzt hatte.
„… dass deine Mutter mit einem Mann wie mir einverstanden ist, wäre ein Wunder! Eher überschreiben mir die Suslands noch ihre Ranch.“
Rebecca betrachtete nachdenklich die handgeschriebenen Zeilen. Mit einem Mann wie mir … Dieser Mann war ihr Vater. Obwohl ihm seine Vaterschaft nie etwas bedeutet hatte.
Seinetwegen war sie hergekommen.
Der Name einer Ranch war alles, was sie gehabt hatte. Keine Stadt, keine Region … Sie wusste nicht, in welcher Verbindung der Briefschreiber mit den erwähnten Suslands gestanden hatte. Dreißig Jahre war der Brief – einer von vieren – alt, unterschrieben war er ziemlich unleserlich, möglicherweise mit „Jack“. Ein Familienname fehlte.
Rebecca hatte lange gebraucht, bis sie auf Far Hills und die gleichnamige Ranch der Familie Susland gestoßen war. Doch von Rückschlägen oder Hindernissen ließ sie sich nicht abhalten, ihr einmal gefasstes Ziel zu erreichen. Mr. Luke Chandler hielt sich also für den großen Zampano, an dem niemand vorbeikam? Er würde sich noch wundern! Sie hatte sich nicht umsonst an Antonia Folsom Dahlgren gestählt und dabei das nötige Handwerkszeug erworben, um mit Dickschädeln umzugehen. Und was sich in Delaware bewährt hatte, würde auch bei einem sturen Ranchvorarbeiter aus Wyoming nicht versagen.
Lange nach Einbruch der Dunkelheit trat Luke Chandler in die Küche der Far Hills Ranch.
„Luke!“, quiekte die fünfjährige Emily begeistert und warf sich in seine Arme. Er hob sie hoch und schwang sie durch die Luft. Gleichzeitig sah er ihre Mutter vorwurfsvoll an.
„Marti, was denkst du dir eigentlich dabei, mir diese Computertante aufs Feld zu schicken? Glaubst du, ich habe nichts Besseres zu tun, als Small Talk zu machen?“
„Du warst doch mit dem Heuen längst fertig.“
„Trotzdem. Ich mag es nicht, bei der Arbeit begafft zu werden.“
„Du hast sie warten lassen? Luke! Musste das sein?“
„Warum hast du sie überhaupt zu mir geschickt? Reine Zeitverschwendung.“
„Ich
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