COLLECTION BACCARA Band 0259
Haupthaus bei Emily oder – oder ausgegangen. Und dann habe ich das Licht gesehen und mir gedacht, ich versuche es wenigstens, und …“ Rebecca verstummte.
„Emily schläft heute bei Kendra und fährt morgen mit ihr in die Kirche. Was wollen Sie, Rebecca?“
Sie holte tief Luft. „Ich habe alles gelesen, was Marti mir gegeben hat. Und dabei fand ich Papiere über Abkömmlinge von Charles Susland und Leaping Star.“ Sie schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich dachte, die Kinder der beiden seien alle gestorben.“
Sie erschauerte. Luke zog sie ins Haus und machte die Tür hinter ihr zu. „Setzen Sie sich.“ Er drückte sie sanft auf sein Sofa und legte ihr eine Decke um die Schultern. „Ich glaube, Sie brauchen jetzt dringend einen starken heißen Kaffee.“
„Nein, danke. Dann kann ich nicht schlafen. Das kann ich zwar wahrscheinlich sowieso nicht, aber …“ Sie stockte. „Ich muss unbedingt mit jemandem reden, und weil Marti nicht da ist, dachte ich … Sonst ist mir niemand eingefallen.“
Sie hatte nicht an Kendra oder Ellyn gedacht, sondern an ihn. Luke konnte nicht anders, er fühlte sich geschmeichelt. Und das gefiel ihm ganz und gar nicht. Er sollte sie wegschicken, notfalls darauf bestehen …
Sie schaute mit großen Augen zu ihm auf, und Luke setzte sich neben sie.
„Worum geht es denn?“
„Leaping Star und Charles Susland sind meine Vorfahren.“
„Was?!“
„Ja, ich weiß. Es klingt völlig verrückt. Aber Martis Unterlagen lassen daran keinen Zweifel. Sie muss das schon einige Zeit gewusst haben, aber sie hat kein Wort gesagt. Warum nicht? Sollte ich nichts davon erfahren? Aber dann hätte sie mir doch die Papiere nicht gegeben! Ich meine …“ Rebecca drückte Luke ein paar Blätter in die Hand, und er überflog sie rasch. „Da steht, dass die jüngste Tochter, Runs at Dawn, im Sterben lag, als Leaping Star Charles um Hilfe bat. Aber sie ist dann doch nicht gestorben und hat später Kinder bekommen, und eines dieser Kinder hat wiederum Kinder in die Welt gesetzt, und … Hier, sehen Sie? Hier steht, dass Clark Pryor zusammen mit Suzanne Dahlgren ein Kind hatte. Clark Pryor war mein Vater.“
„War?“
„Er ist vor sechs Jahren gestorben.“ Rebecca redete aufgeregt weiter. „Das erklärt so vieles – mein Aussehen, dass meine Großmutter sich über meine Vorfahren ausgeschwiegen hat … Aber meine Mutter muss meinen Vater doch geliebt haben und er sie.“ Sie zog eine Urkunde aus ihrem Papierstapel. „In der Geburtsanzeige in der Zeitung steht: ‚Mr. und Mrs. Clark Pryor freuen sich über die Geburt ihrer Tochter.‘ Aber wenn sie wirklich verheiratet waren, warum ist meine Mutter dann nach Hause zurückgekehrt, um dort in Schande zu leben? Ich verstehe das nicht.“ Ein kleiner Schauer durchlief sie, und Luke zog die Decke enger um sie. „Mein Vater war zu drei Vierteln ein Crow. Der Name Pryor stammt von seinem Großvater.“
„Vielleicht gibt es noch Familienangehörige.“
„Ja, vielleicht. Ist es nicht seltsam? Mein ganzes Leben lang trug ich eine unbestimmte Sehnsucht in mir. In Delaware fühlte ich mich nie ganz heimisch, und hier stimmte auf einmal alles. Es kommt mir so natürlich vor, als würde ich dazugehören.“
„Das tun Sie auch“, erwiderte Luke schlicht.
„Danke.“ Sie nahm seine Hand. „Ich weiß, was Far Hills für Sie bedeutet, und wenn Sie das sagen …“
„Sie sind eine Susland, so wie Kendra oder Grif, also gehören Sie natürlich hierher.“ Das klang logisch, aber Luke hatte etwas anderes gemeint. Das wusste er, und er befürchtete stark, dass auch sie es wusste.
„Ich weiß nicht. Letztendlich bleibt doch die Tatsache bestehen, dass mein Vater mich nicht wollte – so wie Charles Susland Runs at Dawn ablehnte. Was bedeutet das? Bin ich nun eine Susland? Eine Pryor? Eine Dahlgren? Ich weiß es nicht.“ Tränen traten ihr in die Augen.
„Nicht weinen, Rebecca, bitte.“ Einem Impuls folgend, zog Luke sie in die Arme und streichelte sie. Er strich mit den Lippen über ihr seidiges Haar und atmete ihren frischen Duft ein.
Rebecca blickte unsicher zu ihm auf und sagte mit belegter Stimme: „Entschuldigen Sie, Luke, es tut mir leid.“
„Fangen Sie schon wieder mit diesen albernen Entschuldigungen an?“
Rebecca schniefte, aber sie erholte sich langsam, und die Farbe kehrte in ihre Wangen zurück. Die Decke war ihr von den Schultern gerutscht, und unter ihrem leichten Oberteil kam ein winziges Stückchen seidiger Haut zum
Weitere Kostenlose Bücher