COLLECTION BACCARA Band 0259
Wie viele Mitglieder Ihrer Familie erwarten Sie?“
Daphne seufzte. Wenn er beschlossen hatte, ihre Einwände zu ignorieren, dann war das seine Sache. Sie würde bei dieser Farce nicht mitspielen.
„Miss Snowden? Wie viele Familienmitglieder?“
„Keine Ahnung.“
Der kleine Mann schüttelte missbilligend den Kopf. „Falls nötig, kann ich auch mit Ihrer Mutter in Verbindung treten.“
„Natürlich. Das können Sie bestimmt.“ Und ihre Mutter würde hocherfreut sein, an den Hochzeitsvorbereitungen mitzuwirken. „Verzeihen Sie.“ Daphne stand auf. „Ich muss unsere Unterhaltung leider für beendet erklären.“
Sie wandte sich zur Tür und drückte, ohne nachzudenken, die Klinke herunter. Zu ihrem Erstaunen ließ sich die Tür öffnen. Vermutlich hatten die Wachen den Riegel nicht vorgelegt, damit Mr. Peterson die Haremsgemächer jederzeit verlassen konnte.
Die beiden Wachmänner wechselten einen fragenden Blick, als sie Daphne bemerkten. Diesen Moment der Verwirrung nutzte sie zur Flucht.
Hoffentlich ist der Fahrstuhl da, flehte sie lautlos. Sie drückte hektisch auf den Knopf, und tatsächlich glitten die Türen sofort lautlos auseinander. Daphne sprang in die Kabine und drückte den Knopf für den zweiten Stock. Die Türen schlossen sich vor den verblüfften Gesichtern der beiden Wachen.
Ha! Sie war entkommen! Na bitte!
Im zweiten Stock steuerte sie auf den Bürotrakt des Palastes zu. Sie hatte eine ungefähre Vorstellung, wo sich Murats Büro befand. An einer Ecke zögerte sie kurz und beschloss, einem jungen Mann im Anzug zu folgen, der den Weg nach links einschlug.
Sekunden später betrat sie ein großes rundes Foyer. Der Mann am Schreibtisch sah sie fragend an.
„Ich möchte zu Kronprinz Murat“, verlangte sie so hoheitsvoll wie möglich.
„Werden Sie erwartet?“
In der Ferne hörte sie eilige Schritte. Sicher hatten die Wachen Verstärkung angefordert.
„Ich bin seine Verlobte.“
Der Mann richtete sich auf. „Ja, natürlich. Miss Snowden. Den Gang entlang bitte. Gleich links. Vor der Tür stehen Wachen. Sie können es nicht verfehlen. Wenn Sie einen Moment warten, begleite ich Sie persönlich.“
„Nicht nötig.“ Damit rauschte sie davon und entdeckte gleich darauf die große, reich verzierte Doppeltür, vor der zwei Männer Wache standen. Der eine hielt sich die Finger ans Ohr, als würde er über Funk eine Nachricht erhalten. Als er Daphne erblickte, sprach er hastig.
„Ich gehe dort hinein.“ Sie steuerte schnurstracks auf die Tür zu. „Sie können mich nicht daran hindern.“
Die Wachen stellten sich ihr in den Weg und brachten tatsächlich ihre Waffen in Anschlag.
„Murat wird nicht sehr erfreut sein, wenn Sie mich erschießen“, bemerkte Daphne verächtlich, nachdem sie den ersten Schock überwunden hatte.
Von hinten kamen nun mehrere Männer angelaufen und umringten sie. Einer, offenbar ein Vorgesetzter, trat auf sie zu und packte ihren Arm.
„Murat!“, schrie sie, jetzt doch der Panik nahe.
Im nächsten Moment öffnete sich die Tür. Murat trat auf den Gang hinaus. „Was ist hier los?“ Er schaute streng in die Runde. „Lasst sie sofort los!“
Der Mann gehorchte sofort. Daphne lief schnell zu Murat und suchte hinter ihm Schutz. „Ich bin geflohen“, flüsterte sie ihm zu. „Das hat sie wohl geärgert.“
Er hob eine Braue. „Verstehe. Und Mr. Peterson?“
„Wir sind nicht wirklich weitergekommen. Er wollte die Hochzeit planen. Und ich habe darauf beharrt, dass es keine Hochzeit geben wird. Das Gespräch war für uns beide nicht sehr ergiebig.“
Anstatt zu antworten, nahm Murat ihre Hand und führte sie in sein Büro.
„Bleib hier.“ Er ließ sie mitten auf einem außergewöhnlich schönen Teppich stehen. „Ich bin gleich zurück.“ An der Tür drehte er sich noch einmal um. „Später werde ich ein ernstes Wörtchen mit meinem Sicherheitsteam reden. Sie hätten dich nicht entkommen lassen dürfen.“
„Diese Runde geht an mich.“
„Und kaum bist du frei, kommst du zu mir gelaufen. Interessant.“
„Interpretier da lieber nicht zu viel hinein. Ich bin nicht hier, weil mich die Sehnsucht packte.“
„Sondern?“
„Weil ich mit dir über die Hochzeit reden will. Oder besser gesagt darüber, dass diese Hochzeit nicht stattfinden wird. Murat, du kannst mich nicht zwingen.“
Er trat dicht an sie heran und berührte ihre Wange. Augenblicklich stand ihr Körper in Flammen.
„Es gefällt dir, mich herauszufordern“, sagte er.
Weitere Kostenlose Bücher