Collection Baccara Band 0282
Versuch’s einfach mal, ich zeige dir die wichtigsten Figuren.“ Sie zwinkerte ihrer neuen Freundin verschwörerisch zu. „Nach dem Essen schicken wir As’ad in ein Zelt, wo du bereits auf ihn wartest und wo ihr ungestört seid. Dann wirst du für ihn tanzen. Die Erinnerung an diesen Abend wird er für immer in seinem Herzen bewahren.“
Fast gegen ihren Willen fand Kayleen insgeheim Gefallen an dieser Vorstellung. Nachdem Zarina ihr ein paar Bewegungen und Schritte beigebracht hatte, führte diese sie in ein anderes Zelt, wo ein paar Frauen geschäftig am werkeln waren. „Jetzt machen wir dich schön für ihn“, versprach Zarina mit verheißungsvollem Augenaufschlag. „Zunächst verzieren wir deine Hände und Füße mit Henna. Keine Angst, wir benutzen eine Mischung auf Zuckerbasis, die sich nach einer Woche abwäscht.“
Fasziniert beobachtete Kayleen, wie die Frauen ohne Zuhilfenahme irgendwelcher Schablonen filigrane Fantasiemuster auf ihre Haut malten. Nachdem die Paste getrocknet war, wurde der Überschuss vorsichtig abgetupft. Zarina forderte Kayleen auf, sich bis auf Slip und BH auszuziehen. Anschließend kleideten die Frauen sie in ein oben eng anliegendes Gewand mit einem Unterrock und einem vorn offenen Überrock mit reichlich Volants an den Hüften. Ihre Füße steckten sie in extra für diesen Tanz vorgesehene Stiefel.
Dann drückten sie ihr noch einen halbrunden, hauchzarten Schleier als spielerisches Accessoire in die Hand. Ihre Augen wurden mit schwarzem Khol ausdrucksvoll umrandet, rote Farbe aus einem Tontiegel auf ihre Lippen aufgetragen. Das Haar banden sie ihr zu einer kunstvollen Frisur hoch, die von einer mit Perlen bestickten Kopfbedeckung gekrönt wurde. Zum Schluss schoben sie ihr Dutzende klimpernder Armreifen über die Hände. Über allem hing der betörende Duft von Weihrauch, der in einem speziellen Gefäß nebenbei verbrannt wurde.
„So, fertig.“ Zufrieden betrachtete Zarina ihr Werk und dirigierte Kayleen vor einen mannshohen Spiegel.
Wow, diese exotisch wirkende, äußerst sexy junge Frau konnte doch wohl unmöglich sie sein? Kayleen stockte der Atem. Ein erregendes Gefühl heißer Vorfreude durchströmte sie. Plötzlich konnte sie es kaum noch erwarten, sich As’ad so zu präsentieren.
„Wir lassen dich jetzt ein Weilchen allein, damit du in Ruhe deine Tanzfiguren üben kannst“, sagte Zarina. „Du musst einfach nur an dich glauben, mehr nicht. Mit diesem Tanz machst du As’ad zum Gefangenen deines Herzens. Er wird nie wieder eine andere Frau ansehen. Wer wünscht sich das nicht?“
Gute Frage, dachte Kayleen, nachdem die Frauen verschwunden waren. In letzter Zeit war ihr mehr und mehr bewusst geworden, dass es nicht reichte, As’ads Respekt zu gewinnen. Sie wollte mehr – wollte seine Liebe.
Sie musste ihm beweisen, dass mehr in ihr steckte als eine fürsorgliche Nanny und eine unschuldige Geliebte. Okay, Vernunftgründe hatten zu ihrer Verlobung geführt, aber es musste ja nicht auch noch eine reine Vernunftehe daraus folgen, oder?
Sie, Kayleen, zumindest hatte längst ihr Herz an ihn verloren. Jetzt brauchte sie nur noch seines zu erobern. Und das schaffte sie nur, indem sie über sich hinauswuchs.
Aber konnte sie das auch? Sie hatte ihr Leben im Schatten anderer verbracht, war daran gewöhnt, bescheiden zurückzustecken. Nie hatte sie gelernt, sich zu nehmen, was sie wollte. Höchste Zeit, das zu ändern, beschloss sie energisch. Sie musste As’ad zeigen, was in ihr steckte: eine ihm ebenbürtige Frau, leidenschaftlich, hoheitsvoll, stolz. Zumindest hatte sie ihrer Erziehung bei den Nonnen eine eiserne innere Stärke zu verdanken. Diese würde sie jetzt nutzen, um an das Ziel ihrer Träume zu gelangen.
Nach einem letzten Blick in den Spiegel ging sie zum Zelteingang, um auf Zarina zu warten. Sie empfand weder Furcht noch Scheu. Nein, sie würde As’ad verhexen, bis er vor ihr auf den Knien lag und um ihre Gunst bettelte.
Wie immer genoss As’ad das Zusammensein mit Sharif und seinen Männern. Nur ein Wermutstropfen trübte seine gute Laune. Er war mit Kayleen hier herausgefahren, um gemeinsam den Zauber der Wüste zu erleben. Doch die Frauen hatten Kayleen mit Beschlag belegt, und die Höflichkeit gebot, nicht nach dem Grund zu fragen.
Als zum Abschluss des Mahls der obligatorische starke Kaffee serviert wurde, warf As’ad einen raschen Blick auf seine Uhr, um zu überschlagen, wann er sich frühestens verabschieden konnte, ohne seine Gastgeber
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