Collection Baccara Band 0282
Konferenz. Ich hoffe, sie kommen nicht zu bald.“
Mercy knetete die Hundeleinen in den Händen. Sie versuchte, seine Worte nicht persönlich zu nehmen. Ihm gefiel sein Urlaub, aber das musste nicht unbedingt etwas mit ihr zu tun haben. Sie durfte sich keine falschen Hoffnungen machen.
Ein kleiner Gummiball rollte Will vor die Füße. Die Hunde hatten um ihn gerangelt. Im Eifer war er ihnen kurz abhanden gekommen. Will hob den Ball auf und warf ihn weg, so weit er konnte. Die Meute raste aufgeregt bellend hinter dem Ball her.
Lulu machte das Rennen. Sie brachte den Ball zu Will zurück. Das verwöhnte kleine Tier hatte Mercy schon oft überrascht. Hunde wie Lulu hatten normalerweise kein Interesse am Spiel mit anderen. Sie fühlten sich in der Gesellschaft von Artgenossen nicht wohl und reagierten oft ängstlich oder aggressiv. Nicht so Lulu. Sie war die ideale Spielgefährtin.
Will stand von der Bank auf und warf den Ball wieder weg, damit die Hunde ihn apportieren konnten. Da immer Lulu ihn erwischte und zu Will zurückbrachte, setzte sich das Spiel eine Weile ungestört fort, bis Buster schließlich den Ball fing. Der junge Hund rannte mit seiner Beute zwischen den Zähnen wie eine wild gewordene Hummel über den Platz. Will musste einige Minuten lang hinter ihm her laufen. Dann schaffte er es endlich, seinen Hund einzufangen und ihm den Ball abzunehmen. Das war das Ende des Spiels.
Will kam außer Atem zur Bank zurück und setzte sich. Er strahlte über das ganze Gesicht.
Diese Grübchen!, dachte Mercy.
„Das hat Spaß gemacht“, sagte Will, als er wieder zu Atem gekommen war. „Aber sagen Sie mal, was ist eigentlich mit diesem Halsband? Es ist doch nicht echt, oder?“
„Doch. Verrückt nicht? So ein Snobismus. Und dem Hund ist es völlig egal.“
Will schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht glauben, dass jemand seinen Hund mit einem Vermögen um den Hals im Park herumrennen lässt.“
„Und doch ist es so. Die Steine sind echt. Und mit dem Höchstwert versichert. Ich habe Lulus Besitzern vorgeschlagen, das Halsband im Hotelsafe aufzubewahren. Aber sie wollten nichts davon hören. Ich glaube, sie sind ein bisschen sonderbar. Wenn man bedenkt, was alles passieren kann.“
Will blickte sie interessiert an. „Was meinen Sie damit?“
„Nun ja, Lulu ist ein ziemlich ruppiger kleiner Hund. Sie rauft gern mit anderen und wälzt sich mit Vorliebe im Dreck. Dabei kann sich leicht einer der Steine lösen und verloren gehen.“
„Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, dass das gesamte Halsband gestohlen werden könnte.“
„Ich weiß“, seufzte Mercy. „Aber manche Hundehalter sind sehr eigen.“
„Das trifft wohl nicht nur auf Hundehalter zu.“
„Das ist wahr“, stimmte Mercy zu. „Vielen Dank übrigens.“
„Wofür?“
„Dafür, dass Sie mit uns spazieren gegangen sind und mit den Hunden gespielt haben.“
Will hob abwehrend die Hände. „Na ja, auf dem Spaziergang habe ich mich ziemlich dumm angestellt.“
„Sie haben es sehr gut gemacht. Aber wie auch immer, ich möchte Ihnen danken.“
Er rückte ein Stück näher an Mercy heran, nahm ihre Hand und drückte sie sanft. Der Körperkontakt dauerte nicht lange; dennoch lief ihr ein Schauer über den Rücken. Seine Berührung war genauso angenehm wie seine Gesellschaft. Er war einfühlsam, humorvoll und in keiner Weise aufdringlich.
Ein Jammer, dass sie einen Mann wie ihn nicht schon vor Jahren getroffen hatte. Das hätte ihr über vieles hinweg geholfen.
„Ich habe heute Nachtdienst“, erklärte sie unvermittelt. „Wenn Sie Lust haben, können wir heute Abend noch mit Buster arbeiten.“
Er sah sie mit einem strahlenden Lächeln an und nickte kurz.
Mercy spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte.
5. KAPITEL
Will schaltete die Alarmanlage aus, öffnete die Tür und stolperte fast über den Stapel ungeöffneter Briefumschläge auf dem Boden. Er war seit Tagen nicht zu Hause gewesen. Die meiste Post ging zwar an sein Büro, aber es gab noch genug private Korrespondenz, um die er sich kümmern musste.
Er schaltete das Licht ein und sah sich um. Wie immer erfüllte ihn der Anblick seines großzügig geschnittenen Wohnraums mit Zufriedenheit. Seit zwei Jahren lebte er in So Ho. Er hatte weder Kosten noch Mühen gescheut, um sein Apartment nach seinem Geschmack auszustatten. Mit Begeisterung und Sachverstand sammelte er moderne Kunst. Viele Kunstgegenstände und Gemälde zierten perfekt ausgeleuchtet sein stilvoll
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