Collection Baccara Band 0282
verspreche dir, du wirst es nicht bereuen.“
„Ach, du versprichst es mir?“
„Ja. Du musst nur endlich deinen Mut zusammennehmen. Sonst wird es dir leidtun, dass du die Gelegenheit nicht beim Schopf ergriffen hast.“
„Oder es wird mir leidtun, dass ich sie ergriffen habe.“
„Quatsch“, sagte Gilly unverblümt. „Komm schon, du weißt genau, dass ich recht habe. Du kannst keine neuen Erfahrungen machen, wenn du nicht ab und zu mal ein Risiko eingehst.“
Während Mercy mit den Vorbereitungen für die Fütterung fortfuhr, hallten Gillys Worte in ihr nach. Eine leise Stimme in ihrem Kopf flüsterte ihr zu, dass ihre Freundin die Lage richtig beurteilte. Vielleicht war es wirklich an der Zeit, dass sie die alten ausgetretenen Pfade verließ und etwas Neues ausprobierte.
Mercy musste sich ja nicht sofort entscheiden. Sie würde einfach abwarten, bis Will hier wäre. Dann würde sie sehen, wie das Training mit Buster verlief, und wie die Situation sich entwickelte. Vielleicht sollte sie tatsächlich auf ihre innere Stimme hören. Aber auf gar keinen Fall würde sie den ersten Schritt tun.
Nachdenklich beobachtete Mercy Will mit seinem Hund. Oder sollte sie doch die Initiative ergreifen?
„Gut gemacht“, sagte Will begeistert, strich Buster über den Rücken und gab ihm ein Leckerli. „Du bist doch der Allerbeste. Die anderen Hunde sollten sich ein Beispiel an dir nehmen.“
Mercy lächelte. Will hatte vorher schon große Anziehungskraft auf sie ausgeübt. Aber nun fand sie ihn unwiderstehlich. Dabei war er kaum eine halbe Stunde hier.
„Was kommt als Nächstes?“, fragte Will eifrig.
„Wir bleiben dabei, das Hinsetzen zu üben“, antwortete sie.
„Aber das hat er doch gerade gemacht. Das kann er schon.“
„Er hat es einmal gemacht. Das heißt aber nicht, dass er das Kommando beherrscht. Es kann auch Zufall gewesen sein.“
Will kraulte Buster hinter den Ohren. „Hör nicht auf sie, mein Kleiner. Wir beide wissen, dass du der beste Hinsetzer auf der ganzen Welt bist.“ Mit gespielter Empörung im Gesicht ging er ein paar Schritte von Buster weg. „Komm her, Buster. Komm!“, lockte er den Hund.
Buster, so klein er war, erkannte einen Futterautomaten, wenn er einen vor sich hatte. In Erwartungen einer weiteren Belohnung sprang er mit fliegenden Ohren auf Will zu.
„Fein. Und jetzt setz dich hin, Buster. Sitz!“
Buster warf sich auf den Rücken, drehte sich wie ein Aal und streckte die Pfoten in die Luft.
Will seufzte. „Er ist immerhin nah dran.“
Mercy unterdrückte ein Lächeln. „Wenn Sie meinen. Jetzt müssen Sie ihm dabei helfen, den Befehl perfekt auszuführen.“
Will beugte sich gerade herunter, als das laute Schrillen der Nachtglocke ertönte. Sie erschraken alle drei, besonders Buster. Der junge Hund sprang entsetzt auf und versuchte, sich zwischen den Beinen seines Herrchens zu verstecken.
„Streicheln Sie ihn, um ihn zu beruhigen. Dann üben Sie am besten weiter das Hinsetzen. Ich bin gleich zurück.“
Mit der Nachtglocke hatte sie überhaupt nicht gerechnet, denn es waren für diesen Abend keine Neuzugänge angekündigt. Eddy und Andrew waren eigentlich für den Nachtdienst eingeteilt, aber sie hatte den beiden erlaubt, kurz zum Abendessen wegzugehen. Genau genommen hatte sie ihre Mitarbeiter geradezu genötigt, die Tierpension zu verlassen, denn sie wollte mit Will allein sein, wenigstens für eine Weile. Sie würde die Sache mit Will jetzt ganz entschieden angehen. Heute Nacht. Vielleicht. Es hing ganz von den Umständen ab.
Während sie sich im Stillen für ihre Wankelmütigkeit verfluchte, eilte sie zum Empfangstresen. Dort stand ein Kellner, den sie nicht kannte. Er hatte einen mehrstöckigen Servierwagen dabei.
„Was kann ich für Sie tun?“, fragte sie höflich.
„Hier ist das bestellte Abendessen für Mr. Desmond und seinen Gast“, antwortete der Kellner freundlich.
„Oh“, sagte Mercy verblüfft. Will hatte ein Abendessen bestellt? Beim Zimmerservice? Lieber Himmel! Sie hatte sich eigentlich mit einem Müsliriegel und einem Apfel begnügen wollen.
„Kommen Sie.“
Der freundliche Kellner folgte ihr mit seinem Servierwagen in die Räume der Tierpension. Falls es ihm seltsam vorkam, dort Mr. Desmond auf dem Boden liegend mit einem jungen Hund auf dem Bauch vorzufinden, ließ er sich das nicht anmerken.
„Wo darf ich decken und anrichten, Sir?“, fragte er mit unerschütterlicher Freundlichkeit.
„Das soll die Dame entscheiden“,
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