COLLECTION BACCARA Band 0285
eine Trinkerin gewesen, die sich nie um sie gekümmert hatte. Und das hatte sie zusammengeschweißt. Trotzdem wusste er nicht, ob Kathryn gewollt hätte, dass er ihr Baby großzog. Deshalb erkundigte sein Anwalt sich über die Rechte und Möglichkeiten in dieser Angelegenheit.
Lincoln konnte es immer noch nicht fassen, dass Kathryn nicht mehr lebte und ihr Baby so plötzlich in sein Leben getreten war. Er musste jetzt in seiner Firma zurückstecken, denn das Baby brauchte ihn. Obwohl er wusste, dass die Geschäfte ohne ihn nicht liefen, blieb ihm keine andere Wahl, als seinen Mitarbeitern zu vertrauen, da er nicht immer im Betrieb sein konnte.
Ihm war bewusst, dass das nicht auf Dauer ging und er wieder zurück ins Geschäftsleben finden musste. Doch wenn man nachts kaum Schlaf bekam, war das nur schlecht möglich.
Die Schreie des Babys wurden immer lauter. Obwohl das Kinderzimmer nicht gerade in der Nähe seines Schlafzimmers lag, wirkte es, als ob sich das Baby direkt nebenan befand.
Wo zur Hölle war bloß das Kindermädchen?
Lincoln warf die Bettdecke beiseite und ging zur Tür. Auf dem Weg dorthin bemerkte er, dass er nur Boxershorts trug. So konnte er bestimmt nicht vor Miss Crispin treten, wenn er ihr Respekt einflößen wollte.
Sie war bereits das fünfte Kindermädchen, das er eingestellt hatte. Und bisher hatte sie einen ordentlichen Eindruck auf ihn gemacht.
Die erste Nanny hatte er keine Woche im Haus behalten. Lincoln war eines Abends früher nach Hause gekommen und hatte sie auf der großen Couch im Wohnzimmer wild küs
send mit einem Mann vorgefunden.
Lincoln hatte sie beide aus dem Haus geworfen.
Das zweite Kindermädchen war immerhin zehn Tage geblieben. Am elften Tag war der Geruch von Marihuana aus ihrem Zimmer gekommen.
Das dritte war einfach verschwunden. Ihre Nachfolgerin schien eine gute Wahl gewesen zu sein, bis zu dem Abend, an dem sie ihm lächelnd in seinen Boxershorts die Tür öffnete.
Dann hatte die Agentur ihm Miss Crispin geschickt.
Sie war um die sechzig, groß und schlank. Ihre Haare waren stahlgrau, und sie trug eine Metallbrille, die hoch auf ihrer Nase ruhte. Lincoln bezweifelte, dass sie jemals lachte, aber die Agentur hatte sie sehr empfohlen. Und wenn sie ihre Aufgaben zufriedenstellend erledigte, war ihm ihr Aussehen egal.
Das interessierte ein vier Monate altes Baby sowieso nicht. Es wollte bloß Nahrung, Wärme und Hygiene. Alles andere war zweitrangig.
Lincoln zog sich seufzend eine Hose an und eilte zum Kinderzimmer, wo das Schreien des Babys immer lauter wurde. Sein Oberkörper war immer noch nackt, aber wenn Miss Crispin überhaupt in der Nähe war, würde sie den Anblick seiner nackten Brust schon ertragen. Wieso ließ sie das Baby überhaupt so lange schreien?
Die Tür zum Kinderzimmer stand offen. Alle Lampen waren eingeschaltet, sodass das kleine Bett mit dem kreischenden Baby hell erleuchtet wurde. Miss Crispin saß in einen Morgenmantel gehüllt auf einem Sessel neben dem Bett und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
Lincoln räusperte sich. Ohne Erfolg. Bei dem Geschrei hätte man selbst einen tieffliegenden Düsenjet nicht gehört.
„Miss Crispin?“
Er ging langsam auf sie zu und wartete darauf, dass sie ihn bemerkte. Als sie nicht reagierte, tippte er ihr auf die Schulter. Sie zuckte erschrocken zusammen und sah ihn mit offenem Mund an.
„Ich wollte Sie nicht erschrecken“, entschuldigte er sich.
Nun starrte sie auf seine nackte Brust.
„Ich sagte, dass ich Sie nicht …“ Er atmete tief ein und hätte am liebsten seinen Oberkörper bedeckt. Doch stattdessen beschloss er, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. „Was ist mit dem Baby los?“
„Besitzen Sie keinen Morgenmantel, Mr. Aldridge?“
„Wie bitte?“ Lincoln errötete. Plötzlich fühlte er sich wieder wie ein kleiner Junge. „Natürlich, aber ich habe das Baby gehört und bin sofort …“
„Ihr Verhalten ist mehr als unangebracht. Ich bin eine unverheiratete Frau, und Sie sind ein Mann.“
„Ja, aber …“
Sie musste verrückt geworden sein. Natürlich war er ein Mann. Doch ihre besten Tage lagen schon viele Jahre zurück. Außerdem war sie seine Angestellte. Selbst wenn sie ein Abbild von Marilyn Monroe gewesen wäre, hätte er in diesem Moment ganz sicher keine sexuellen Gedanken gehabt.
Lincoln warf einen Blick ins Bett. „Das ist jetzt vollkommen unwichtig. Ich möchte wissen, warum die Kleine so laut schreit.“
„Sie schreit, weil sie
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