COLLECTION BACCARA Band 0285
versucht, die europäischen Klienten in ihrem Hotel zu erreichen. Leider waren sie nicht auf ihren Zimmern. Doch sie hatte ihnen eine Nachricht hinterlassen, dass das Treffen ins Peacock Alley, dem feinen Restaurant des Hotels, verlegt würde.
Wenn man eine Nachricht hinterließ, bestand das Risiko, dass sie den Empfänger gar nicht erreichte. Und genau das musste Lincoln feststellen, als er gerade zum Hotel aufbrechen wollte und seine Kunden ins Büro kamen. Sie entschuldigten sich für ihre verfrühte Ankunft, aber sie hatten auf Nummer sicher gehen wollen, um sich nicht zu verspäten.
Und genau in diesem Moment wachte das Baby auf.
Jennifers Gesicht rötete sich, und Lincoln wusste, dass sie gleich schreien würde. Deshalb nahm er sie auf den Arm und wiegte sie hin und her.
Zum Glück beruhigte sie sich und sabberte lächelnd auf seinen Arm. Seine Klienten schmolzen dahin. Während des gesamten Meetings verhielt Jennifer sich ruhig, und nachdem die Klienten gegangen waren, setzte Lincoln Jennifer in den Babystuhl, worauf sie zu wimmern begann.
„Sie ist hungrig“, stellte seine Assistentin fest.
Lincoln betrachtete Jennifer forschend, nahm sie aus dem Stuhl und reichte sie seiner Assistentin. „Dann füttern Sie die Kleine bitte!“
Seine Mitarbeiterin wollte etwas dagegen einwenden, ließ es aber doch sein und ging mit Jennifer in die Küche.
Plötzlich riss jemand die Tür auf und betrat Lincolns Büro.
Es war eine große blonde Frau. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug, hochhackige Schuhe und hielt eine dunkle Aktentasche in der Hand. Mit strenger Miene kam sie zu seinem Schreibtisch und knallte die Aktentasche darauf.
Lincoln traute seinen Augen kaum. Damit hatte er wirklich nicht gerechnet. Nun stand ihm ganz bestimmt Ärger ins
Haus.
Die blonde Dame war Anna Maria Marques.
Er stand auf. „Was tun Sie denn hier?“
„Sie haben meinem Vater ein Versprechen gegeben, Senhor Aldridge“, antwortete sie. „Und er wird gar nicht begeistert sein, wenn Sie es brechen.“
Jennifer schrie nebenan in der Küche. Lincoln stieß einen Seufzer aus. Plötzlich schien er sich in einem Albtraum wiederzufinden.
3. KAPITEL
Als Junge hatte Lincoln Tai-Chi gelernt.
Zugegeben, er hatte nicht aktiv am Unterricht teilgenommen. Der fand nach der Schule statt und kostete eine hohe Gebühr, die seine Mutter niemals hätte aufbringen können. Und selbst wenn sie das Geld gehabt hätte, wäre er der Letzte gewesen, für den sie es ausgegeben hätte.
Aber er hatte den Unterricht heimlich beobachtet und viel dabei gelernt. So beherrschte er wenigstens die Grundlagen des Tai-Chi und konnte sie anwenden.
Bei der uralten chinesischen Kampfkunst war Selbstkontrolle mindestens genauso wichtig wie körperliche Stärke.
Lincoln hatte mittlerweile begriffen, dass man diese Regeln in vielen Lebensbereichen anwenden konnte. Schon in manchen Situationen hatte ihm dieses Wissen genützt. Auch in diesem Moment versuchte er, sich zu beherrschen.
Es war nur schade, dass er nicht an Tai-Chi dachte, als er diese heißblütige Frau zum ersten Mal getroffen hatte.
Lincoln wollte sich jedenfalls nicht noch einmal zum Deppen machen. Das würde ihm bestimmt kein zweites Mal passieren. Und genau daran schien Anna Maria Marques auch gerade zu denken.
Sie sah atemberaubend in ihrem Businessanzug aus. Mit ihrer unwiderstehlichen Figur und der exotischen Ausstrahlung verkörperte sie den Traum eines jeden Mannes.
In diesem Moment betrat Lincolns persönliche Assistentin mit dem Baby wieder den Raum und sah ihn verwundert an. „Sir? Es tut mir leid. Ich weiß nicht, warum der Empfang diese Frau hineingelassen hat.“
„Ist schon in Ordnung, Sarah“, sagte er gelassen.
„Falls die Dame einen Termin hat, steht jedenfalls nichts im Terminkalender davon“, entgegnete Sarah.
„Sie werden mich wohl kaum hinauswerfen, weil ich keinen Termin habe“, schaltete Anna sich empört ein.
Lincolns Mundwinkel zuckten, aber seine Stimme blieb ruhig. „Danke, Sarah. Schließen Sie bitte die Tür hinter sich. Ich melde mich dann, wenn ich Sie brauche.“
Seine Assistentin verließ den Raum und knallte die Tür hinter sich zu.
Anna starrte ihn bloß schweigend an.
Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Können Sie mir vielleicht erklären, was das Ganze zu bedeuten hat?“
„Da haben Sie etwas falsch verstanden. Sie sollten mir nämlich erklären, was hier vor sich geht. Oder noch besser, meinem Vater.“
Wovon redete sie bloß? Und
Weitere Kostenlose Bücher