COLLECTION BACCARA Band 0287
Sie hatte schließlich schon genug Menschen von ihren Zauberkünsten überzeugt und wusste inzwischen, dass sie die Gabe besaß, sie für eine Weile von ihren Sorgen abzulenken. Das war die einzige Magie, an die sie wirklich glaubte. „Wer weiß, möglicherweise hätte sich auch eure Mutter ein anderes Leben für euch gewünscht.“
„Entschuldigen Sie bitte die Störung. Es ist auch wirklich das allerletzte Mal, ich schwöre es!“, ertönte eine Stimme hinter ihr.
Der Cowboy war ihr und den Kindern gefolgt. Noch immer mit nacktem Oberkörper. Sein Anblick verschlug ihr den Atem. Er war zwar aufdringlich, aber er sah verdammt gut aus.
„Ich muss etwas klarstellen“, sagte Last. „Nur für den Fall, dass Sie sich doch noch entschließen sollten, mein Angebot anzunehmen.“
„Das kommt überhaupt nicht infrage!“
„Ich werde nämlich nicht auf der Ranch sein, zumindest für eine Weile.“
Poppy starrte ihn an.
„Falls ich der Grund dafür bin, dass Sie den Trip nach Texas nicht in Erwägung ziehen, meine ich.“
„Ich glaube kaum, dass der Richter begeistert wäre, wenn wir mit Sack und Pack den Staat verlassen. Außerdem brauchen mich meine Eltern.“
Last nickte. „Verständlich. Aber die Ranch gehört zu einer Stadt, in der sehr liebenswerte Menschen wohnen. Vielleicht ändert das ja Ihre Meinung. Sie heißt Jefferson Ranch in Union Junction, Texas, besser bekannt als Malfunction Junction.“
Die Kinder lächelten. Poppy nicht. „Wie jetzt? Die Ranch, nicht die Stadt, ist also besser unter dem Namen Malfunction Junction bekannt?“
„Der Spitzname bezieht sich auf meine Familie“, sagte Last ruhig. Seine Stimme jagte Poppy einen Schauer über den Rücken. „Das ist der Fluch unserer Existenz. Wir sind eine Sippe, in der viel passiert und wenig funktioniert, auch wenn wir das nicht gern zugeben.“
Er ist offenbar ein bisschen verrückt und ein Draufgänger, dachte sie. Auf jeden Fall war er ein Mensch, den sie in ihrem Leben nicht gebrauchen konnte. „Wir sind spät dran“, erklärte sie dem Cowboy. „Ich sage nicht Auf Wiedersehen, denn ich hoffe, dass wir uns nicht noch einmal begegnen.“
Er wirkte verletzt.
Sie schüttelte den Kopf, drehte sich um und ging weiter. Die Kinder blickten Last hinterher.
„Er sieht traurig aus“, stellte Amelia fest. „Armer Cowboy!“
Poppy seufzte.
„Warum kannst du ihn nicht leiden, Tante Poppy?“, fragte Curtis.
„Ich bin nur vorsichtig!“ Und zwar vor Draufgängern, die eine Frau zu Dummheiten verleiten konnten … Bett ge schichten.
Last war ein sehr attraktiver Mann. Es brauchte keine Magie, um ihn noch begehrenswerter zu machen, als er ohnehin schon war.
„Malfunction Junction klingt lustig“, sagte Amelia.
„Wir können nicht noch einen weiteren Zirkus in unserem Leben gebrauchen“, sagte Poppy bestimmt. „Und genau danach klingt das.“ Nach einer Weile fragte sie leise: „Folgt er uns immer noch?“
„Nein“, sagte Curtis. „Er hat sich umgedreht und ist weggegangen.“
„Vorher hat er uns noch zugewinkt“, sagte Amelia. „Du hast doch gesagt, dass wir nicht mit Fremden reden sollen!“
„Genau“, sagte Poppy. „Und jetzt versteht ihr bestimmt auch, warum.“
Die Kinder schwiegen.
„Na ja“, sagte Curtis schließlich. „Wenigstens habe ich endlich einen richtigen John Wayne getroffen.“
„Das wissen wir doch gar nicht“, erklärte Poppy. „Er hat weder einen Cowboyhut noch Stiefel getragen.“
„Ein echter Cowboy braucht keinen Hut zu tragen“, erwiderte Curtis.
„Als der Löwenbändiger dir angeboten hat, dich zu heiraten, hast du gesagt, er sei zu wild“, sagte Amelia. „Als der Zirkusdirektor gefragt hat, hast du gesagt, dass sein Hut so verdächtig groß ist und du nicht wüsstest, was sich darunter verbirgt. Der Cowboy hat uns nur seine Ranch angeboten, und er wird noch nicht einmal dort sein. Das bedeutet doch, dass wir ihm trauen können, oder?“
„Ich habe keine Ahnung“, sagte Poppy bestimmt. „Und ich habe euch viel zu lieb, um das herauszufinden.“
„Magst du eigentlich überhaupt irgendeinen Mann, Tante Poppy?“, fragte Curtis.
„Ja, ich mag dich . Und jetzt lasst uns den Cowboy vergessen, Kinder, und uns auf die heutige Vorstellung konzentrieren.“
Poppy verstand, warum Last Amelia und Curtis nicht aus dem Kopf ging. Er war ein Abenteurer, mutig und trotzdem verletzlich – für zwei kleine Kinder mit Sehnsucht nach einem Märchenhelden ein sehr anziehender
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