COLLECTION BACCARA Band 0287
Babyschildkröten ins Meer, ohne überhaupt zu wissen, was das Meer ist?“, fragte Curtis.
„Instinkt“, sagte Last. Sein eigener Instinkt riet ihm gerade, die Flucht zu ergreifen.
Poppy richtete sich zu ihrer vollen Höhe auf, wobei sich ihre Brüste hoben. Sie hatte eine wundervolle, gebräunte Haut.
„Magie ist das Wichtigste überhaupt“, sagte Poppy. „Sie bewegt die Welt, steigert die Sinne und schenkt uns die schönsten Momente.“
„Unsinn! Meine schönsten Momente habe ich bei einem kalten Bier, und daran ist nichts magisch, höchstens die Geschwindigkeit, mit der ich es verschwinden lassen kann.“ Er grinste, entzückt über seinen eigenen Witz.
„Mr. Jefferson!“, sagte Poppy vorwurfsvoll.
Oje, da hatte er schon wieder etwas falsch gemacht. „Tut mir echt leid.“ Er lächelte schief. „Weder ich noch meine elf Brüder taugen als Vorbilder.“
Poppy rümpfte die Nase. „Kann ich mir vorstellen. Waren Sie jemals ein Kind, Mr. Jefferson?“
„Die meiste Zeit meines Erwachsenendaseins“, sagte er fröhlich. „Obwohl meine kleine Tochter mich mit Sicherheit reifer gemacht hat.“
„Das bezweifle ich“, sagte Poppy. „Leider müssen wir Ihre Einladungablehnen. Wir wollen uns noch auf die Vorstellung heute Abend vorbereiten.“
Last wurde bewusst, dass er Poppy vielleicht nie wiedersehen würde. Plötzlich bekam er Lust, sich die Show anzusehen. Dagegen war schließlich nichts einzuwenden, oder? „Wo treten Sie denn auf?“
„Auf Wiedersehen!“, sagte Poppy kurz angebunden und marschierte davon.
„Verdammt“, sagte er. „Mein Charme ist offensichtlich stark eingerostet.“
Sie hatte ihn abblitzen lassen. Dennoch ging er ihr nach.
Poppy wünschte, ihre Schützlinge wären ein bisschen weniger offensiv auf Vatersuche. Es hatte sowieso keinen Zweck. Eine feste Beziehung kam bei ihrem Lebensstil nicht in Betracht. Außerdem machten sich die Kinder völlig falsche Vorstellungen; eine Ehe war schließlich nicht nur von glitzernder Magie erfüllt.
Beziehungen waren harte Arbeit, und Poppy hatte schon genug mit den Kindern zu tun. Auch ohne Mann waren ihr Leben und das der zehnjährigen Amelia und des achtjährigen Curtis turbulent. Noch vor fünf Monaten war sie wie eine Zigeunerin herumgereist und hatte sich nur um ihre Auftritte kümmern müssen. Das unstete Leben beim Zirkus hatte ihr Spaß gemacht. Doch mit den Kindern musste sie sesshaft werden, was auch ohne die Ablenkung durch einen Mann schon schwierig genug war.
Die Kinder verstanden das nicht. Amelia und Curtis wünschten sich eine Familie, und Poppy wäre es in ihrer Lage vermutlich genauso gegangen. Aber selbst wenn sie sich entschließen sollte, irgendwann einmal zu heiraten, fiel der Richtige schließlich nicht einfach vom Himmel. Auf der Suche nach ihm musste man viele Frösche küssen.
Und sie hatte eine Aversion gegen Frösche.
„Hört endlich damit auf, nach einem Mann für mich zu suchen“, sagte sie zu Amelia und Curtis. „Wir drei sind eine glückliche Familie. Wir kommen doch gut allein zurecht, oder?“
Die Kinder nickten unschlüssig.
„Der Richter hat gesagt, wir wären in einer Familie mit zwei Elternteilen besser aufgehoben“, erinnerte sie Amelia. „Er meinte, er will unsere Fortschritte in einem Monat noch einmal überprüfen.“
„Ihm gefällt nicht, dass wir mit dir und dem Zirkus herumreisen“, sagte Curtis. „Er hat gesagt, das sind keine geordneten Verhältnisse.“
„Das stimmt“, räumte Poppy ein.
Dem Richter hatten ihr Künstlername und ihr unsteter Lebensstil in der Tat nicht gefallen. Er hatte stattdessen vorgeschlagen, die Kinder bei Poppys Eltern aufwachsen zu lassen, die er persönlich kannte. Seiner Meinung nach konnten sie Curtis und Amelia mehr Geborgenheit geben, auch wenn sie eigentlich schon zu alt für die Erziehung zweier lebhafter Kinder waren.
Wenn sie sich irgendwo dauerhaft niederlassen konnte, wäre das für alle die beste Lösung. „Wir werden schon einen Weg finden“, sagte sie nachdenklich. „Vielleicht wäre eine Heirat auch keine schlechte Idee. Aber nicht mit diesem Mann!“, fügte sie angesichts der hoffnungsfrohen Gesichter der Kinder hastig hinzu. „Er ist nicht der Richtige für mich.“
Sie akzeptierten ihr Argument ohne Widerrede.
„Wir möchten wirklich gern bei dir bleiben, Tante Poppy“, sagte Amelia.
„Vielleicht sollte ich das Zaubern aufgeben und Lehrerin werden. Das würde den Richter bestimmt
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