COLLECTION BACCARA Band 0289: MEIN MÄRCHEN AUS 1001 NACHT / DIE MAGIE DER LEIDENSCHAFT / FEURIGE KÜSSE AM STRAND VON MIAMI / (German Edition)
Blick zu. Sie konnte kaum fassen, wie angezogen sie sich von ihm fühlte. In seiner Gegenwart fühlte sie sich entspannt wie nie zuvor. Entsetzt stellte sie fest, dass sie große Lust hatte, ihn zu küssen.
„Es ist noch früh. Wir könnten einen Strandspaziergang machen, wenn Sie möchten“, schlug Lee vorsichtig vor.
Azure dachte eine Sekunde lang darüber nach. „Gern.“ Sie wollte noch nicht zurück in Paulettes winzige Wohnung. Sie wollte sich weiter so wohlfühlen, wie sie es nur in Lees Gegenwart konnte.
Lee sah glücklich aus. Ihr wurde klar, dass er ein Nein erwartet hatte. Sie konnte nicht fassen, dass sie mit diesem Typen gleich einen romantischen Spaziergang machen würde. Keine Frau der Welt ging mit einem Mann im Mondlicht am Strand spazieren, ohne etwas zu wollen.
Und Azure wollte etwas: einen Kuss.
5. KAPITEL
Vielleicht, dachte Azure, als sie ihre Schuhe abstreifte, kann ein kleiner Ferienflirt den schalen Nachgeschmack, den die Geschichte mit Paco hinterlassen hat, beseitigen . Vielleicht war es genau das, was sie brauchte, ehe sie nach Boston zurückkehrte. Dort würde sie den ganzen Tag mit Paco in dem Gebäude verbringen müssen, in dem sie beide arbeiteten.
Ach, komm schon, schalt sie sich. Hier geht es nicht um Paco. Es geht um dich selbst!
Lee schlenderte neben ihr her durch den noch warmen Sand. Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu und sah schnell wieder weg, ehe er ihren Blick bemerken konnte.
Ihm war es vermutlich vollkommen egal, wie attraktiv sie sein Kinn fand. Es war kräftig und kantig, ohne dass er wie ein Neandertaler aussah. Und dann diese schlanke, elegante Nase … gar nicht zu sprechen von seinen Augen, die Intelligenz und Humor verrieten.
Manchmal hatte Azure das Gefühl, dass sie einfach zu genau wusste, was sie an Männern mochte. Vielleicht war sie dadurch zu wählerisch geworden. Doch gleichzeitig hatte sie begriffen, dass es einen großen Vorteil hatte, viele Erfahrungen mit Männern gemacht zu haben: Es wurde mit jeder Enttäuschung einfacher, weiterzumachen und nach vorne zu blicken.
Doch mit Lee war es anders. Er hatte ihre Erwartungen von Anfang an enttäuscht, und seit damals wurde es immer besser. Azure fand das verwirrend, irritierend und irgendwie total verrückt.
Eines war klar: Auch wenn sie beide aus demselben Grund hier waren, nämlich weil sie sich küssen wollten, würden sie erst den formalen Teil absolvieren müssen. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass man sich, sobald man die Schulzeit hinter sich gelassen hatte, an gewisse Regeln halten musste, wenn man mit dem anderen Geschlecht zu tun hatte.
Man konnte sich einander nicht einfach an den Hals werfen und mitten ins kalte Wasser springen. Zuerst musste Der Blick ausgetauscht werden. Man sah sich lange in die Augen, aber nicht lange genug, um mit Sicherheit zu wissen, wie es weitergehen würde. Dem Blick folgte Der Blick plus Lächeln . Danach kam es in der Regel in der einen oder anderen Form zu der Berührung , die manchmal sehr beiläufig wirkte, aber immer bedeutungsschwanger war.
Dann kam es zu etwas ausgefeilteren Formen des Körperkontakts. Zum Beispiel Der Schultergriff oder Die leidenschaftliche Umarmung . Dann erst konnte man mit Sicherheit sagen, dass Der Kuss unausweichlich war. Natürlich war all das nur eine Frage der Umgangsformen, aber Azure legte nun einmal Wert auf gute Manieren.
Zählte die Berührung zwischen ihr und Lee im Hinterzimmer des Ladens? Vermutlich nicht. Seitdem war einfach zu viel Zeit verstrichen.
„Vielen Dank noch mal, dass Sie mich zum Essen eingeladen haben“, sagte Azure. Sie hatte ein schlechtes Gewissen gehabt, als Lee darauf bestand, zu bezahlen, weil sie den Eindruck hatte, dass sie sich die Rechnung wesentlich eher leisten konnte als er. Sie wäre gern bereit gewesen, die Ausgaben zu übernehmen, aber Lee war ihr zuvorgekommen.
„Keine Ursache, Azure. Ich bin froh, dass Sie mitgekommen sind.“
„Es, äh, es tut mit leid, dass ich mich heute morgen so unfreundlich verhalten habe.“
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Haben Sie das? Ich dachte, Sie wollten mich nur herausfordern.“
„Ach ja, das dachten Sie?“
„Ja.“
„Sie glauben also nicht, dass ich wirklich wollte, dass Sie mich in Frieden lassen?“
„Doch, ich glaube Ihnen, dass Sie dachten, es zu wollen.“
Das schlug Azure ein wenig vor den Kopf, aber vielleicht hatte er ja recht. Vielleicht war es nicht ihr voller Ernst gewesen, als sie ihn weggeschickt
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