Collection Baccara Band 0290
mit einem Arzt auf dem Land verheiratet zu sein. Sie hat es keine zwei Jahre hier ausgehalten, dann ist sie von einem Tag auf den anderen verschwunden.“ Sue verzog das Gesicht. „Soweit ich weiß, hat John nie wieder etwas von ihr gehört, nachdem ihr Anwalt ihm die Scheidungspapiere zugeschickt hatte.“
„Und er hat nie wieder eine Freundin gehabt?“
„Oh, John hat viele Freunde. Und Freundinnen, aber nicht auf die Art, die du meinst.“
„Er ist vermutlich ein gebranntes Kind, stimmt’s?“
„Ja, das glaube ich auch. Und es ist eine Schande. John ist so ein toller Kerl.“ Sie seufzte auf und drehte sich um. Offensichtlich wollte sie das Thema lieber beenden.
Aufmerksam sah Becca ihr hinterher. Dieser Seufzer hatte nach mehr als nur freundschaftlicher Anteilnahme geklungen. Sie hatte eindeutig Sehnsucht und Bedauern herausgehört. Hm, interessant, dachte sie.
Sue hatte mit John über Beccas Situation gesprochen, und er war gerne bereit, sie drei halbe Tage in der Woche in der Klinik arbeiten zu lassen. Zu gerne hätte sie sofort länger gearbeitet, aber sie erklärte sich mit dem Plan einverstanden, schließlich wollte sie es nicht gleich übertreiben.
Am Samstag, als sie ihre dritte Schicht in dieser Woche absolvierte, kam es Becca schon vor, als hätte sie seit Jahren in der kleinen Klinik gearbeitet. Sie fühlte sich wieder vollkommen gesund und rundum zufrieden.
Fast zumindest.
Der Sommer in Philadelphia war lang, heiß und feucht. Es schien fast, als hätte sich die Ostküste in ein einziges tropisches Gewächshaus verwandelt. Außerdem gab es häufig Stürme, nach denen die Luft noch heißer und feuchter wurde.
Seth war erschöpft. Die Hitze machte ihm zu schaffen, die hohe Luftfeuchtigkeit raubte ihm den Atem, und er hatte es rundum satt. Da half es auch nichts, dass er selbst am besten wusste, dass sein eigentliches Problem kein körperliches war.
Gesundheitlich war er inzwischen fast wiederhergestellt. Er traute sich noch keine komplizierten Operationen zu, aber er half seinem Praxiskollegen Colin Neil bei der Versorgung der Patienten vor und nach den Eingriffen.
Nein, sein Problem war kein körperliches … oder wenn, dann war nur ein ganz bestimmter Körperteil betroffen. Aber abgesehen von der sexuellen Frustration fühlte er sich fitter als bei seiner Rückkehr aus Afrika.
Und solange er im Krankenhaus bei der Arbeit war, kam er zurecht. Wenn er mit den Patienten sprach, die Krankenakten durchsah, Testergebnisse überprüfte oder mit Colin über die Behandlungsmethoden diskutierte, hatte er keine Zeit, über andere, persönliche Angelegenheiten zu grübeln.
Genau genommen gab es nur eine persönliche Angelegenheit, über die er nachdachte, und das war Becca. Sobald sich abends die Türen des Krankenhauses hinter ihm schlossen, beherrschte sie seine Gedanken.
Er fragte sich, wie es ihr ging, was sie gerade machte, was sie fühlte und wen sie wohl kennenlernte – und es machte ihn wahnsinnig. Vor allem weil hinter diesen quälenden Gedanken ein Gefühl steckte, das er sich selbst nicht eingestehen wollte.
Seth hatte sogar schon auf Ablenkungsmanöver zurückgegriffen, um das Problem zu lösen. Er hatte etwas getan, was er zuvor noch nie gemacht hatte. Er hatte sich mit einer Kollegin verabredet. Sie hieß Kristi, war Ärztin im Praktikum in der Klinik und hatte ihn gebeten, ihn bei seinen Visiten begleiten zu dürfen, um mehr zu lernen.
Das war wenige Tage nach Beccas Abreise gewesen. Er hatte gehofft, dass die Anwesenheit einer jungen Ärztin in der Ausbildung, die ihm Fragen stellte und der er viele Dinge erklären musste, ihn zusätzlich ablenken würde.
Und es hatte funktioniert. Sogar so gut, dass er beschloss, das Experiment über den Arbeitstag hinaus auszudehnen …
Mit anderen Worten, Seth hatte Kristi zum Abendessen eingeladen, zu einem richtigen Date. Sie hatte keine Sekunde gezögert, sondern sofort Ja gesagt.
Schön und gut, dachte Seth. Sie würden gemeinsam essen und vielleicht, nein, sogar sehr wahrscheinlich über ihren Job sprechen. Er konnte davon ausgehen, dass sie versuchen würde, noch mehr von ihm zu lernen. Warum auch nicht? Das machte ihm nichts aus.
Kristi war eine äußerst attraktive Frau, mit der jeder Mann gerne ausgehen würde. Sie war sehr hübsch, klein und zierlich, sehr weiblich.
Und sie war auch ziemlich intelligent, was Seth noch anziehender fand als ihr Aussehen. Aus ihr würde einmal eine sehr gute Ärztin werden. Zu allem Überfluss
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