Collection Baccara Band 0290
im Haus auskannte, fing Becca an, sich in der näheren Umgebung umzusehen. Das Gebäude lag an einem Berghang auf halber Höhe, und von der breiten Veranda hatte sie einen wunderschönen Blick. Im Tal konnte sie einen kleinen Ort sehen. Eines Abends erkundigte sie sich bei Sue danach.
Die Haushälterin gab ihr bereitwillig Auskunft. Die kleine Stadt, so erzählte sie, trug den Namen Forest Hills – was angesichts der bewaldeten Berge drum herum nur passend war.
„Die Stadt wurde um 1880 gegründet“, berichtete Sue. „Und zwar als die Kohlevorkommen hier in der Region entdeckt wurden.“
Becca runzelte die Stirn. „Aber ich habe bisher nichts gesehen, was auch nur im Entferntesten einer Kohlemine ähnelt“, warf sie ein.
„Ja, die kannst du von hier aus nicht sehen“, sagte Sue. Sie waren inzwischen längst zum vertraulichen Du übergegangen. „Die Mine liegt einige Kilometer entfernt in einem schmalen Tal.“ Sie lächelte und trank von ihrem Tee. „Weißt du, ich wurde in Forest Hills geboren. Meine Vorfahren haben hier schon gelebt, als es die Stadt noch nicht gab. Sie waren Farmer und auf dem Weg nach Westen, aber dann kamen sie in dieses Tal, und es gefiel ihnen. Seitdem lebt meine Familie hier.“
Sue trank wieder von ihrem Tee, und Becca nutzte die Gelegenheit, um eine weitere Frage zu stellen.
„Dann hast du dein ganzes Leben hier verbracht?“
„Himmel, nein“, sagte Sue schnell. „Ich habe zugesehen, dass ich von hier wegkomme, sobald ich mit der Highschool fertig war. Ich bin in die Stadt aufs College gegangen und habe eine Ausbildung zur Krankenschwester angefangen.“
„Wirklich?“, fragte Becca. „Das war bestimmt nicht leicht, ich meine, aus einem kleinen Ort allein in die große Stadt zu ziehen.“ Sie zögerte kurz. „Und, hast du es geschafft?“
Sue lächelte stolz. „Klar habe ich das. Und einen Bachelorabschluss habe ich noch drangehängt.“
„Das ist wirklich toll“, erwiderte Becca und fügte schüchtern hinzu: „Ich habe genau die gleiche Ausbildung.“
„Schätzchen, das weiß ich doch“, sagte Sue. „Ich weiß auch alles über deine Arbeit in Afrika. Wie es aussieht, hast du dich dort ja förmlich aufgeopfert, ich habe den Bericht im Fernsehen gesehen.“
Resigniert seufzte Becca auf. Diese Geschichte würde sie wohl noch lange verfolgen. „Nein, so war es nicht.“
„Das habe ich aber anders gehört“, gab Sue skeptisch zurück.
Becca zuckte die Achseln. „Die Medien übertreiben doch immer, weißt du …“
So verlief die erste Woche sehr angenehm und ohne große Ereignisse. Abgesehen von der winzigen Kleinigkeit, dass Becca jede Nacht von Seth träumte, und zwar beunruhigende erotische Träume, aus denen sie atemlos erwachte. Es lief immer gleich ab: Sie war allein und nackt an einem wunderschönen, ihr vollkommen unbekannten Ort. Es war jedes Mal ein anderer Ort, aber immer tauchte dann plötzlich Seth auf.
Sie sprachen nicht miteinander. Sein schlanker, muskulöser Körper war nackt und seine Erregung unübersehbar. Becca breitete die Arme aus, und dann war er bei ihr. Er hielt sie fest, streichelte, liebkoste und küsste ihren ganzen Körper. Voller Sehnsucht strich sie über sein Haar, seine Schultern, seinen Rücken. Sie zog ihn enger an sich. Er murmelte etwas und schob sich zwischen ihre Beine. Mit der Zunge liebkoste er ihren Mund, bis sie vor Lust aufstöhnte. Er bewegte sich auf ihr und …
Becca erwachte mit gerötetem Gesicht, atemlos, verschwitzt und aufs Höchste erregt. Dummerweise verwandelte das Begehren sich schnell in Frustration.
Sie wollte Seth, mit jeder Faser ihres Körpers sehnte sie sich nach ihm.
In der zweiten Woche ihres Aufenthalts, als ihre Unruhe immer größer wurde, suchte Becca das Gespräch mit Sue. Nicht dass sie ihr von ihren Träumen erzählen würde. Allein bei dem Gedanken daran wurde sie schon rot.
Und so quälend die Nächte auch waren, sie wollte auch nicht, dass die Träume aufhörten. Auf keinen Fall. Schließlich waren Träume und Fantasien wahrscheinlich alles, was ihr von Seth geblieben war, also sollte sie sie genießen, solange sie konnte. Aber Becca spürte, dass ihre Rastlosigkeit immer größer wurde. Es war Jahre her – noch während ihrer Collegezeit –, dass sie mit einem Mann zusammen gewesen war. Und dieses Erlebnis war nicht gerade weltbewegend gewesen.
„Ich werde allmählich ein wenig nervös, weil ich nur hier herumsitze“, sagte sie zu Sue, während sie ein köstliches
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