Collection Baccara Band 0290
Gulasch aßen. „Ein wenig nervös“ war allerdings stark untertrieben.
„Ach was.“ Sue verdrehte belustigt die Augen. „Das hätte ich nie gedacht, wo du doch seit Tagen herumläufst wie ein Tiger in seinem Käfig.“ Sie grinste.
Becca grinste zurück. „Kann ich dir nicht etwas bei der Hausarbeit zur Hand gehen, nur ab und zu?“
„Auf keinen Fall“, verneinte Sue entschieden. „Ich werde dafür bezahlt, dass ich mich um dich und das Haus kümmere, und das mehr als großzügig.“
Enttäuscht ließ Becca die Schultern sinken. „Oh, na gut. Ich schätze, dann kann ich ebenso gut nach Hause fahren. Wenn ich nichts zu tun habe, drehe ich nur durch. Und ein Lagerkoller wird mir bestimmt nicht helfen, wieder gesund zu werden.“
„Hmmm, nun ja …“, sagte Sue nachdenklich und stand auf, um ihnen beiden einen Kaffee einzugießen. „Vielleicht kann ich eine kleine Aufgabe für dich finden.“
„Wirklich? Staub wischen vielleicht?“, fragte Becca eifrig und nahm die Tasse entgegen.
Sue schüttelte den Kopf. „Nicht ganz. Ich habe dir doch erzählt, dass ich im Moment hier arbeite, aber sonst …“
„Ja?“, hakte Becca nach, als Sue kurz innehielt.
„Ich habe noch einen anderen Job, nur einen Teilzeitjob, und ich dachte, du kannst mir dabei vielleicht etwas zur Hand gehen.“
„Wo?“, fragte Becca aufgeregt. „Und was und wann?“
„Krankenpflege.“ Sue wartete kurz ihre Reaktion ab und wurde nicht enttäuscht.
„Als Schwester arbeiten? Super. Wo?“
„In der kleinen Klinik unten in der Stadt.“
„Du hast gar nicht erwähnt, dass es dort eine Klinik gibt.“ Beccas Neugier war geweckt. „Erzähl mir mehr.“
„Okay, lass mich am Anfang beginnen.“ Sue schob ihren Teller zur Seite und umschloss ihren Kaffeebecher mit beiden Händen. „Die Klinik wird von Dr. John Carter geführt. Er ist hier aufgewachsen, wir kennen uns schon fast unser ganzes Leben lang. John war ein paar Klassen über mir, und genau wie ich ist er weggegangen, um aufs College zu gehen und danach Medizin zu studieren.“
Sie trank einen Schluck Kaffee und fuhr dann fort: „Aber anders als ich ist er dann zurückgekommen, um eine Praxis zu eröffnen. Er ist seitdem der Arzt hier in der Gemeinde.“
„Und du arbeitest für ihn?“
Sue nickte. „Ich helfe manchmal aus.“
Stirnrunzelnd fragte Becca weiter: „Aber du hast doch eben was von einer Klinik gesagt?“
Amüsiert über den Eifer ihrer Patientin, lachte Sue auf. „Früher hat es immer mal wieder Unfälle in der Mine gegeben, und Johns Praxis war vollkommen überfüllt. Es herrschte das absolute Chaos. Das nächste Krankenhaus ist eine Stunde Fahrt entfernt, musst du wissen.“
„Oh, das heißt …“, sagte Becca entsetzt.
„Ja.“ Sue nickte. „Es sind Leute auf dem Transport gestorben. Das war schrecklich.“ Sie trank einen weiteren Schluck Kaffee. „Und deswegen hat die Minengesellschaft vor ein paar Jahren einen Anbau an Johns Praxisgebäude finanziert. Man muss zugeben, dass der Betreiber, Carl Dengler, an nichts gespart hat. Die Klinik ist wirklich gut ausgestattet. Es gibt Röntgengeräte und ein kleines Labor, und das hat schon einigen das Leben gerettet. Nur ein richtiger OP fehlt uns.“
„Großartig“, rief Becca aus. „Das klingt, als wäre es genau das Richtige für mich.“
Sue lächelte. „Ja, nicht wahr?“
„Wann kann ich Dr. Carter kennenlernen?“
„Wie wäre es mit morgen früh?“
„Ja.“ Vor Freude schlug Becca auf die Tischplatte. „Unbedingt.“
Nur zwei Tage später war Becca wieder in dem Job tätig, den sie so liebte. Es war zwar nicht mit der hoch qualifizierten Arbeit im OP an Seths Seite vergleichbar, aber dennoch war es sehr befriedigend. Und vor allem lenkte es sie von ihren erotischen Fantasien ab und gab ihr eine Aufgabe. Sie fühlte sich schon wesentlich entspannter.
Dr. Carter hatte ihr von der ersten Sekunde an gefallen. Er war fast sechzig, aber in bester körperlicher Verfassung und immer noch ein ziemlich gut aussehender Mann. Becca konnte sich lebhaft vorstellen, dass er das eine oder andere Herz gebrochen hatte.
Er schien allein zu leben, zumindest hatte Becca bisher nicht gehört, dass jemand eine Ehefrau erwähnt hätte. Neugierig wandte sie sich an Sue, die ihre Fragen gerne beantwortete.
„John hat seine Collegeliebe geheiratet, gleich nach dem Abschluss, und sie dann mit zurück nach Forest Hills gebracht. Aber anscheinend hat sie vom Leben etwas anderes erwartet, als
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