Collection Baccara Band 0290
selbst noch nie gemacht habe“, sagte Seth. „Möchten Sie, dass ich das übernehme?“
„Bitte.“
„Ist der Junge sediert oder einfach ohnmächtig geworden?“
„Er ist bewusstlos“, sagte John. „Es war wahrscheinlich der Schock.“
Seth nickte. „Wo kann ich meine Hände desinfizieren?“
„Hinter Ihnen ist ein Waschbecken.“ John wies mit dem Kopf zur Wand.
Seth wandte sich um. „Becca.“
Mehr brauchte er nicht zu sagen. Becca wusste sofort, was sie zu tun hatte. Als er seine Hände gewaschen hatte, trug sie bereits eine OP-Maske und hielt einen Kittel für ihn bereit. Sie half ihm hinein, reichte ihm dann Handschuhe und eine Gesichtsmaske. Das alles in Rekordzeit.
„Was ist mit einer Anästhesie?“
„Ich habe eine geringe Dosis Beruhigungsmittel verabreicht“, sagte John. „Ich wollte keine weitere allergische Reaktion riskieren.“
Seth nickte und trat ohne ein weiteres Wort an den Untersuchungstisch. Er sah sich nicht um und stellte keine Fragen. Er ging davon aus, dass Becca alles für den Eingriff vorbereitet hatte.
Und so war es auch. Ohne sie anzusehen oder etwas zu sagen, streckte er die rechte Hand aus, und Becca reichte ihm ein Skalpell.
Sie konzentrierte sich völlig auf ihre Aufgabe und nahm nur am Rande wahr, dass es an der Tür klopfte und dann Mary, die Empfangsschwester, eintrat. „Ich habe es gefunden, Doktor“, flüsterte sie John zu, der ihr mit leiser Stimme dankte und das Medikament entgegennahm. Er bat sie, die Mutter des Jungen zu beruhigen. Ihr Sohn würde es schaffen.
Dank seiner routinierten und präzisen Arbeitsweise konnte Seth den Eingriff schnell durchführen. Er legte das Skalpell zur Seite und führte den Tubus, den Becca ihm reichte, ein. Die Atmung des Patienten wurde sofort ruhiger und nahm langsam wieder einen normalen Rhythmus an. John gab Becca die Injektionsspritze mit dem Epinephrin, und sie verabreichte dem Jungen das Medikament.
Als Seth zur Seite trat und die Maske abzog, klopfte es erneut an der Tür, und Mary rief: „Die Sanitäter sind jetzt da.“
Seth warf John einen kurzen Blick zu und sagte dann: „Der Junge ist gleich fertig für den Transport.“
Mit ihrer gewohnten professionellen Gelassenheit verband Becca die Wunde rund um den Schlauch. Sobald sie fertig war, öffnete der Junge verwirrt die Augen. Sie lächelte ihn beruhigend an. Mit liebevoller Stimme versuchte sie ihm zu erklären, was passiert war.
Die Mutter des Jungen betrat mit tränenüberströmtem Gesicht den Raum. „Ich bin hier.“ Sie drängte sich an den Sanitätern vorbei zu ihrem Sohn. „Mommy ist hier, Schatz.“
Während die Sanitäter den Jungen vorsichtig auf die Trage legten, griff die Mutter nach Johns Hand. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Doktor. Vielen, vielen Dank.“
„Ich habe eigentlich nichts getan, danken Sie Dr. Andrews. Er hat ihn gerettet.“ John wandte sich zu Seth um.
Sofort wandte sie sich an Seth, wiederholte ihren Dank und umarmte ihn schließlich unter Tränen.
Da er als Chirurg häufiger mit überschwänglichen Reaktionen von Patienten und ihren Angehörigen konfrontiert wurde, reagierte Seth gelassen. Er tätschelte der Frau die Schulter und sagte: „Nichts zu danken. Sie können Ihren Jungen gerne in die Klinik begleiten.“
Immer noch mit Tränen in den Augen, nickte sie nur und folgte dann eilig den Sanitätern zum Ausgang.
Becca war von den Geschehnissen noch aufgewühlt und ergriffen – zumindest für ein paar Minuten. Dann setzte die körperliche und emotionale Erschöpfung ein. Sie schaffte es gerade noch, die OP-Handschuhe und den Kittel abzustreifen, dann sank sie mit einem Seufzer auf dem Stuhl hinter Johns Schreibtisch zusammen.
Wie auf ein Kommando drehte Seth sich zu ihr um und musterte sie eindringlich. Mit genau diesem Blick betrachtete er ansonsten Patienten, die ihm besondere Sorgen bereiteten.
„Du siehst völlig fertig aus.“ Sein Tonfall war nicht freundlich oder mitfühlend, eher anklagend. „Du solltest überhaupt noch nicht wieder arbeiten. Es ist ja wohl nicht zu übersehen, dass das noch zu anstrengend für dich ist.“
„Mir geht es gut“, sagte sie und stand auf, um es ihm zu beweisen. Sofort schien der Raum um sie herum sich zu drehen, und sie musste sich mit einer Hand am Schreibtisch abstützen.
„Ja, das sehe ich.“ Seth schüttelte den Kopf, als würde er mit einem besonders aufsässigen Kind sprechen. „Komm, wir gehen.“
„Ich kann jetzt nicht gehen“,
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