Collection Baccara Band 0292
den Schmerz über ihren Verlust und ließ ihr kaum Zeit, an Dev zu denken. Zumindest in der Theorie.
Eine ihrer Patientinnen, Susannah Kingsley, hatte an diesem Dienstagmorgen einen Termin, und Brynna begrüßte sie freundlich und stellte ihr vor der Untersuchung einige Fragen.
Die junge Frau hatte vor einigen Jahren eine Eileiterschwangerschaft gehabt und versuchte nun vergeblich, erneut schwanger zu werden. Seit einiger Zeit war sie jetzt in Behandlung, und nach der Untersuchung konnte Brynna ihr die frohe Botschaft ihrer Schwangerschaft übermitteln.
Susannahs blaue Augen füllten sich mit Freudentränen, und sie schenkte Brynna das überglückliche Lächeln einer Frau, die erfährt, dass sie mit einem Wunschkind schwanger ist.
„Ich kann’s gar nicht glauben!“ Susanna erhob sich, presste die Hände an die Wangen und berührte dann zaghaft ihren Bauch. „Ist alles in Ordnung?“
„Sie sind gesund, und ich sehe im Moment keinerlei Probleme“, versicherte Brynna ihr rasch.
Susannah glühte vor Freude. „Dann bekommt Mei also ein kleines Geschwisterchen“, sagte sie ehrfürchtig.
Nachdem Susannah und ihr Mann die Hoffnung auf ein eigenes Kind bereits aufgegeben hatten, hatten sie im Vorjahr ein kleines Mädchen aus China adoptiert. „Danke, Dr. Holmes! Vielen, vielen Dank!“ Sie umarmte Brynna impulsiv.
Brynna lachte. „Na, vielleicht habe ich ein wenig mitgeholfen, aber die Hauptarbeit haben Sie und Russell geleistet.“
„Nein. Ohne Sie hätten wir es nie geschafft. Er wird so glücklich sein. Ich bin so glücklich.“ Sie stand auf, nahm ihre Handtasche, blieb einen Moment vor dem Spiegel stehen und strich über ihr langes rotes Haar. „Ich muss es ihm gleich sagen.“
„Meinen Glückwunsch, Susannah.“
Susannahs Miene veränderte sich augenblicklich, als sie Brynnas Blick im Spiegel begegnete. Sie wandte sich zu ihr um. „Wie gedankenlos von mir …“
Sofort war Brynna klar, dass Susannah von ihrer Fehlgeburt erfahren hatte. „Kein Problem“, versicherte sie ihr. „Sie haben allen Grund, glücklich zu sein. Ich freue mich für Sie.“
„Also … es tut mir wirklich leid, dass Ihnen das passiert ist“, fuhr die junge Frau fort. „Wer wüsste besser als ich, wie es ist, wenn man sich ein Baby wünscht.“
„Ich weiß. Danke“, erwiderte Brynna schlicht.
Susannah umarmte sie noch einmal und ging raschen Schritts aus dem Untersuchungsraum.
Brynna ließ sich auf den nächsten Stuhl sinken. Der Kummer drückte sie schier nieder und machte es ihr schwer zu atmen, geschweige denn zu denken. Dies war einer jener krönenden Momente ihrer Karriere, einer dieser Tage, für die sie so hart arbeitete – der Grund, warum sie Medizin studiert hatte. Doch ihre persönliche Situation hinderte sie daran, den Augenblick angemessen genießen zu können.
Sie brachte den Tag mehr schlecht als recht hinter sich, indem sie versuchte, sich voll auf ihre Patientinnen zu konzentrieren. Gegen Mittag wurde ein Blumenstrauß für sie abgegeben, ein Dutzend langstieliger Rosen mit einer Karte, auf der „Ich liebe dich“ stand. Brynna stellte die Rosen in eine Vase auf dem Empfangstisch und steckte die Karte in die Hosentasche.
Es war neun Uhr abends, als sie sich endlich eingestand, dass sie es vermied, heim in ihr leeres Haus zu fahren. Sobald sie nicht an ihre Patienten dachte, schweiften ihre Gedanken zurück zu dem Kind, das sie verloren hatte. Und zu der Familie, nach der sie sich sehnte.
Zu Hause zog sie sich aus und nahm die Karte aus ihrer Hosentasche. Devs Handschrift war sauber und gut lesbar.
Ihr Blick fiel auf das ungemachte Bett, das nicht mehr so schlicht und wenig einladend war wie ihr Junggesellenbett. Nach der Hochzeit hatten Dev und sie sich ein breites Doppelbett mit vielen Kissen und Daunendecken gekauft, ein perfektes Liebesnest.
Ein perfektes leeres Liebesnest.
Sie taumelte zum Bettrand und ließ endlich den Tränen freien Lauf. Es war ihr einfach nicht länger möglich, die quälenden Gefühle des Verlusts, der Enttäuschung und der Ungewissheit zurückzuhalten.
Alles in diesem Haus erinnerte sie an ihren Ehemann, der ihre Träume nicht mit ihr teilen wollte. Und mit jedem Atemzug kam ihr stärker zu Bewusstsein, dass sie einer Zukunft ohne Dev entgegensah.
5. KAPITEL
Im Verlauf der Woche schickte Dev ihr Blumen, Pralinen, ein Goldarmband und ein Parfum. Seine Geschenke waren das Gesprächsthema beim Klinikpersonal, und auch in der Stadt begannen Gerüchte zu
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