Collection Baccara Band 0292
ist.“
„Ich bin auch stolz auf dich, Schwesterherz“, sagte er mit belegter Stimme.
„Du warst viel unabhängiger als Mel und Tuck. Vielleicht gerade deshalb, weil die beiden so fordernd waren, was meinst du?“
„Ehrlich, Brynn, ich weiß es nicht.“
„Ich auch nicht.“
Gedankenverloren blickte er aus dem Fenster und dann zurück zu ihr. „Mel war ein kleines Mädchen, sie brauchte dich. Und Tuck war noch ein Baby, das uns alle brauchte.“
Die Kellnerin brachte ihre Getränke. Kurt nahm einen Schluck. „Manchmal denke ich daran, dass sich um dich niemand gekümmert hat. Du hast immer die Mutterrolle übernehmen müssen, ohne jemals Unterstützung zu bekommen.“
„Ja, stimmt, aber ich habe jetzt beschlossen, mich mehr um mich selbst zu kümmern“, antwortete sie.
„Das ist gut. Du hast dich genügend aufgeopfert.“
„Es war nicht alles nur Aufopferung.“
„Doch, das war es, spiel es nicht herunter.“
Sie zuckte die Achseln und lächelte. „Okay.“
„Dev würde sich gern um dich kümmern, wenn du ihn nur ließest. Was auch immer es ist, worüber du nicht reden willst … ich bin sicher, dass es sich in Ordnung bringen lässt. Du und Dev – ihr seid wie füreinander gemacht“, fügte ihr Bruder hinzu.
„Das ist mir neu.“
„Ach komm, Brynn. Ich habe dich nie so viel lachen sehen wie mit ihm zusammen. Er lockt dich aus der Reserve.“
Damit hatte ihr Bruder absolut recht. Bevor sie Dev kennenlernte, hatte sie nie besonders viel Spaß gehabt.
„Du bist ziemlich weise für dein Alter.“
„Ja, nun, ich hatte ein gutes Vorbild“, erwiderte er.
Vor Rührung und Liebe hatte Brynna einen Kloß im Hals. „Danke, Kurt.“
„Ich danke dir, Brynna.“
Ihr Essen kam, sie aßen und unterhielten sich dabei über andere Dinge. Nach dem Nachtisch begleitete Kurt sie zu ihrem Auto, und sie verabschiedeten sich voneinander.
Auf der Rückfahrt nach Whitehorn hatte Brynna Zeit, den Tag noch einmal Revue passieren zu lassen. Sie alle waren das Produkt ihrer Vergangenheit. Ihrer Kindheit, ihrer Eltern, ihrer Beziehungen und Erlebnisse. Sie alle handelten aufgrund früherer Erfahrungen, aufgrund ihrer guten oder schlechten Geschichte.
Was mochte sie wohl in jener ersten Nacht bewogen haben, so spontan mit Dev zu schlafen? Dieses Verhalten war so untypisch für sie gewesen, dass sie sich seitdem immer wieder nach dem Warum gefragt hatte.
Und diese eine Entscheidung hatte all die anderen negativen Dinge nach sich gezogen. Doch ihre Erinnerung sagte ihr auch, dass sie abgesehen von der sexuellen Anziehungskraft noch etwas anderes gespürt hatte – nämlich das Gefühl, geborgen, geliebt und umsorgt zu sein.
Tränen stiegen ihr in die Augen. Dev war der Einzige, der sie als Person schätzte und nicht nur als Betreuerin und Seelsorgerin. Als diese Einsicht in ihr Bewusstsein drang, lenkte sie ihr Auto an den Straßenrand und begann zu weinen. Vielleicht war ihr deshalb ihre Karriere als Ärztin so extrem wichtig, und vielleicht sehnte sie sich deshalb so sehr nach einem eigenen Kind, weil sie nie das Gefühl gehabt hatte, als Person wertvoll zu sein.
Dev hatte sie um ihrer selbst willen geliebt. Er hatte das Bedürfnis gehabt, sie zu beschenken und zu umsorgen, doch ihr Stolz hatte das nicht zugelassen. Denn die Angst, dass er sie weniger lieben könnte als sie ihn, hatte tief in ihr geschlummert.
Nein. Sei ehrlich, Brynna. Dir selbst kannst du nichts vormachen .
In Wahrheit hatte sie Angst davor gehabt, ihn zu lieben. Punkt.
Ein riesengroßes Gewicht schien sich von ihrer Seele zu wälzen. Sie war ein wertvoller Mensch. Und wäre es auch, wenn sie nicht Ärztin geworden wäre. Auch wenn sie nie ein eigenes Kind haben würde. Auch wenn Dev und sie ihre Probleme nicht regeln könnten. Und es war vollkommen in Ordnung, hin und wieder Unterstützung zu brauchen. Und es war auch in Ordnung, Dev zu brauchen.
Als Nächstes wurde ihr bewusst, dass auch Dev nie Liebe oder Anerkennung von seinen Eltern bekommen hatte. Hatte er deshalb mehrere Berufe ausprobiert? Um sich selbst oder seinen Eltern etwas zu beweisen?
Vielleicht suchten sie ja beide das Gleiche – nur auf verschiedenen Wegen?
Brynna wischte sich die Tränen ab, putzte sich die Nase und fuhr mit einem neuen Gefühl der Hoffnung in die Klinik. Sie hatte Dev den Vorwurf gemacht, bindungsunfähig zu sein. Und sogar als er ihr seine Gefühle offenbart und sich entschuldigt hatte, war sie zu verletzt gewesen, ihm zu verzeihen.
Der
Weitere Kostenlose Bücher